Essen. “The Voice of Germany” lockt außergewöhnliche Sängerinnen einstiger Hit-Projekte aus der Versenkung. Jetzt soll Kim Sanders (Ex-Culture-Beat) ihrem Coach Nena gar Gesangsunterricht geben. Unter der „The Voice“-Jury gibt es derweil die ersten Misstöne. Nena zoffte sich mit TheBossHoss.
Selten wurde eine neue Castingshow so gefeiert wie „The Voice of Germany“. Blendende Kritiken in der Presse und starke Einschaltquoten, die sogar in der vergangenen Woche das RTL-Supertalent schlugen. Von ProSieben und Sat.1 zudem als „größte Show aller Zeiten“ gehypt war die Erwartungshaltung an die dritte „Blind Auditions“-Ausgabe von „The Voice of Germany“ am Donnerstagabend enorm gestiegen.
Nach der ersten Stunde machte sich beim Fernsehzuschauer allerdings Ernüchterung breit. Es schien, als ob „The Voice of Germany“ sein Kandidaten-Pulver in den ersten beiden Shows verschossen hatte. Gewiss, das Niveau der Talente liegt immer noch weit über dem, was in anderen Casting-Shows als (Super-)Stars gefeiert wird.
Unnötige Tränendrüsen-Inszenierung bei „The Voice of Germany“
Trotzdem fehlte der dritten „Blind Audition“ zu Beginn das Talent mit außergewöhnlichen Kick. Stattdessen begab sich die „The Voice“-Regie unnötigerweise auf gefährliches Glatteis und setzte den Fokus in einigen Einspielern auf Tränendrüsen-Schicksale. Da erzählte Dilan Koshnaw, dass ihr Vater nie für sie dagewesen sei und Marcel Barthel will für seine verstorbene Oma singen.
Doch so traurig der Hintergrund dieser Kandidaten auch sein mag – genau das ist eben nicht der Fan-Stamm von „The Voice of Germany“. Die Show legte von Donnerstag auf Freitag um 500.000 Fernsehzuschauer zu, weil bei diesem Format eben nicht menschliche Schicksale, sondern einzig die Stimme der Talente im Vordergrund steht. Die Zuschauer wollen keine aufgesetzten, sondern echte Emotionen – sie wollen von der Musik mitgerissen werden und bei der Entscheidung der Jury von „The Voice of Germany“ um Nena, Xavier Naidoo, The BossHoss und Rea Garvey mitfiebern.
Kim Sanders wird zum „The Voice“-Rohdiamant gekürt
Einen ersten Glanzpunkt setzte am Donnerstag die 42-jährige Kim Sanders. Bei ihrer Performance zu „You gotta be“ rauschten bei allen Coaches die Hände auf die Buzzer. „Du bist ein Rohdiamant“, schwärmte Rea Garvey. Und Nena kündigte an, dass sie gesanglich noch von Kim Sanders lernen könne. Wegen ihres Kulthits „99 Luftballons“ entschied sich Kim Sanders schließlich für das Team von Nena.
Dabei hatte Kim Sanders bereits einen Top-Ten-Hit in Deutschland. Dem Dance-Projekt „Culture Beat“ lieh sie eine Zeit lang ihre Stimme. Doch die anschließende Solo-Karriere floppte. Deshalb suche sich nun bei „The Voice of Germany“ ihre zweite (und vielleicht letzte) Chance, um im Musikbusiness den Durchbruch zu schaffen.
The Voice of Germany und die zweite Chance
Damit war sie bei der dritten „Blind Audition“ nicht alleine. Laura Martin sang einst für das Dance-Projekt Captain Jack und landete nun mit ihrer „Heavy Cross“-Auftritt (Original von The Gossip) im Team von „Dr. Ton“ Xavier Naidoo. Sie hat übrigens bereits Casting-Show Erfahrung. Bei "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) schaffte sie es sogar in die Live-Shows.
Sabrina Ziegler hat dagegen ihre 2. Chance nicht genutzt. Als Mitglied der Girlband Samajona schaffte sie es einst unter die Top 20 der Deutschen Single Charts. Mit ihrer Version von „Nur ein Wort“ von „Wir sind Helden“ konnte sie niemanden aus der Jury vom Hocker reißen.
Jury-Zoff zwischen Nena und The BossHoss um "Wir sind Helden"-Sängerin Judith Holofernes
Trotzdem drohte die nach dem Auftritt die „Alles ist super“-Stimmung in der Jury kurzzeitig zu kippen, als Alec Völkel von The BossHoss der Kandidatin bescheinigte, dass sie zumindest besser gesungen hätte als Judith Holofernes von „Wir sind Helden“ das Original. „Aber die wäre hier auch nicht weitergekommen“, schob Völkel noch hinterher. Mal abgesehen von manchen halb ernsten Sticheleien zwischen den Jury-Köpfen war das für die „The Voice of Germany“-Atmosphäre schon ein Eklat. Und zuviel für „Friede, Freude, Eierkuchen“-Nena: „Das sehe ich aber ganz anders“, würgte sie den Rock’n’Roller von TheBossHoss ab.
Zum Ende von „The Voice of Germany“ setzen einige Talente doch noch außergewöhnliche Glanzpunkte. Vini Gomez sang sich gefühlvoll mit „chasing cars“ in das Team von Xavier Naidoo. Die erst 19-jährige Lisa Martine Weller beeindruckte auf Klavier mit einer Akustik-Version von „Use somebody“ und wurde prompt auf den Nena-Ponyhof geladen. Freie Auswahl hatte zum Abschluss Mic Donet. Er war schon mit Santana auf Tour und philosophierte im Vorfeld „das Musikbusiness ist das härteste und schmutzigste“. Seine Hoffnungen setzt er nun in Xavier Naidoo.
Die vierte „Blind Audition“ von „The Voice of Germany“ überträgt am Freitagabend ab 20.15 Uhr Sat.1.