Duisburg. Im Juli kehren AC/DC nach NRW zurück. Ihr erstes großes Deutschland-Konzert gab die Band 1976 in Duisburg. Warum Angus Young dabei Ärger bekam.
Im kommenden Sommer, am 8. Juli 2025, heizen AC/DC bis zu 80.000 Fans im neuen Open Air Park Düsseldorf mit Klassikern wie „Back In Black“, „T.N.T.“ & Co ein . Das Konzert auf dem umgenutzten Messeparkplatz am Rhein ist eins von zahlreichen Auftritten in NRW – mehr als 40 Mal wird Angus Young seine Gibson SG danach am Rhein und Ruhr eingestöpselt haben. Sogar AC/DCs erster großer Auftritt vor deutschem Publikum fand vor 48 Jahren im hier statt, nur ein paar Kilometer rheinabwärts: in Duisburg-Hamborn. Am 16.9.1976 war die heute wohl bedeutendste Hardrock-Band des Planeten allerdings nur Vorband. Deutschlands Jugendmagazin Nummer eins hatte zur großen „Bravo Disco“ in der Hamborner Rhein-Ruhr-Halle geladen, und die Teenies strömten in Scharen.
Auch interessant

AC/DC 2024 auf Schalke – 48 Jahre zuvor waren sie erstmals im Ruhrgebiet
3.500 Heranwachsende füllten an jenem Donnerstag die ein Jahr zuvor eröffnete Mehrzweckhalle, die just 2024 abgerissen wurde. Um 17.30 Uhr betrat Angus McKinnon Young in seiner Schuluniform die Bühne und AC/DC eröffneten mit „Live Wire“ vom Debütalbum „High Voltage“ ihr Set. Es ist erst die zweite Begegnung mit deutschen Fans, die Premiere fand tags zuvor im kleinen Hamburger Club Fabrik statt. In ihrer australischen Heimat sind AC/DC bereits Stars, kurz darauf werden sie es auch im Rock‘n‘Roll-Mutterland USA und dem Rest der Welt sein.
Mehr zum Thema Hardrock & Metal
- AC/DC und Märklin setzen 2025 den „Rock‘n‘Roll-Train“ aufs Gleis
- Deep Purple: „Das Musik-Business kennt keine Fairness“
- AC/DC: Warum ihre Premiere auf Schalke platzte
- Wieso Iron Maiden in einer Bochumer Disko aus der Rolle fielen
- Hardrock-Fan: „Wer AC/DC hört, braucht keine Drogen“
- Metal zum Lesen: Bochumer erzählen Kurioses aus der Heavy-Szene
- Heavysaurus rekordverdächtig: 2025 fast jeden zweiten Tag live
- Judas Priest in Oberhausen: Deutsche Metal-Legende ist Vorband
- AC/DC starten „Power Up“-Tour: Zehn Fakten zum Hardrock-Spektakel
- Linkin Park: Comeback mit neuer Sängerin, Album und Tour
- Judas Priest in Dortmund: Für immer Heavy Metal
- Rammstein in Gelsenkirchen: So spektakulär war die Feuershow
- Thrash, Altenessen – wo Metal eine Familienangelegenheit ist
AC/DC machten den Einheizer für Suzi Quatro
In der bis auf den letzten Platz gefüllten Hamborner Rhein-Ruhr-Halle machen AC/DC noch den Einheizer für die Stars der Teenie-Generation. Top-Act war Glamrock-Queen Suzi Quatro, die mit „Can The Can“ „Daytona Demon“ oder „The Wild One“ die Hitparaden dominierte. Doch die wilden australischen Hardrocker, deren Debüt Bravo-Rezensent „Siggi“ zuvor als „Sprengstoff aus der Rille“ gepriesen hatte, kommen an bei der Revier-Jugend: „Schon beim Auftritt der Rock-Gruppe ,AC/DC‘ standen die Zuhörer auf den Stühlen. Es wurde mitgetanzt und mitgeschrien“, beobachtete der anwesende Lokalreporter der WAZ. Hardrock-affin war er gleichwohl nicht, konstatierte er Angus & Co. doch „mangelnde künstlerische Qualitäten“, die durch „gewaltige Phonzahlen übertüncht worden seien“.

Mit Bon Scott stand damals der für viele Fans noch bis heute einzig wahre AC/DC-Frontmann auf der Bühne. Als Verkörperung von Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll schrieb und sang er autobiografische Zeilen wie „Women to the left of me / and women to the right“. Beim Konzert setzte sich der Sänger den kleinen Teufelsgitarristen Angus auf seine nackten Schultern und präsentierte den Teenies im Ruhrgebiet Brusthaar und Tätowierungen, die 1976 sonst nur Seeleute und Sträflinge hatten.
AC/DC 1976 in Duisburg: Deshalb gab‘s Zoff mit der Rock-Queen
Es war jedoch nicht der für seine enorme Libido bekannte Bon Scott, sondern ausgerechnet Band-Benjamin Angus Young, der Suzi Quatro bis heute mit schlechtem Benehmen im Gedächtnis bleiben sollte. In unserem Interview konnte sich die Rock-Queen der 70er noch gut an die „Bravo Disco“ in Duisburg – ihr einziger Deutschland-Aufritt 1976 – erinnern. Und zwar an ein bestimmtes Ereignis: „Wir sind damals eine Treppe hinaufgegangen, AC/DC waren hinter mir – und Angus Young hat mir in den Hintern gekniffen. Ich hab mich umgedreht und ihm mit der der Faust gedroht, ich war bereit, ihm eine zu knallen. Da hat er sich geduckt und meinte, „Sorry, ich konnte mich nicht beherrschen.“ Ich hab‘s ihm nochmal durchgehen lassen, aber gesagt, „Das passiert nicht noch einmal!“ Und er: „Nein, nie wieder!“, so Suzi Quatro lachend.
Komplettiert wurde das Programm der „Bravo Disco“ vor zwei weiteren Acts: Gleich nach dem Hardrock von Angus & Co. freute sich der weibliche Teil des Publikums über den Auftritt des 17-Jährigen Mädchenschwarms Shaun Cassidy, laut WAZ ein „süßer Knabe mit sanfter Stimme“. Als zweiten Headliner vor Suzi Quatro hatten die Veranstalter schließlich eine Band gebucht, die heute kaum mehr jemand kennt: Slik. Zuvor über Monate von der „Bravo“ mit Berichten und Star-Porträts gepusht, durften die Schotten ein Jahr am Erfolg schnuppern und landeten mit der Schnulze „Forever And Ever“ sogar einen Hit. Schon 1977 löste sich die Band auf. Nur ein Musiker sollte später noch Erfolg haben: Midge Ure, Gitarrist und Sänger von Slik, eroberte mit Visage („Fade To Grey“), Ultravox („Hymn“) und solo („If I Was“) die Charts. Gemeinsam mit Bob Geldof schrieb er vor 40 Jahren den Benefiz-Megahit „Do They Know It’s Christmas?“
AC/DC 1976 in Duisburg – so billig waren damals die Tickets
Bon Scott dagegen stirbt dreieinhalb Jahre nach der „Bravo Disco“ auf dem Rücksitz eines Autos, ein Opfer seiner Alkoholsucht. Er wird von Brian Johnson ersetzt, der auch 2025 noch das Mikro bei AC/DC in der Hand hat. Sonst ist außer Angus Young von der damaligen Band-Besetzung niemand mehr dabei. Und mindestens noch einen weiteren Unterschied wird man bei den Konzerten von AC/DC 1976 in Duisburg und 2025 in Düsseldorf feststellen können: den Eintrittspreis. Karten für die „Bravo Disco“ in der Rhein-Ruhr-Halle haben damals 3 DM gekostet.
Lesen Sie auch diese Beiträge aus dem Ressort Kultur & Freizeit
- Diese Lost Places kann man in NRW ganz legal besuchen
- Buh-Hagel bei Premiere der „Zauberflöte“ im Aalto-Theater
- Deep Purple: „Das Musik-Business kennt keine Fairness“
- Linkin Park: Comeback mit neuer Sängerin, Album und Tour
- AC/DC und Märklin setzen 2025 den „Rock‘n‘Roll-Train“ aufs Gleis
- Ausstellungen 2025 in NRW: Picasso, Loriot und Kinderspiele
- Aktuelles Album „Nach Haus“: Reinhard Mey sägt an seinem Denkmal
- AC/DC: Warum ihre Premiere auf Schalke platzte
- Musicals in NRW: Diese Bühnen-Highlights erwarten Sie 2025
- Karneval 2025 in NRW: Diese Partys und Shows locken
- Parookaville 2025 Line up: Top-Stars und spannende Premieren
- Nach Aus auf Rollen: Das macht „Starlight Express“-Star heute