Bochum. Andrea und Christof Leim haben „66,6 Metal Stories“ veröffentlicht. Auch der Name ihrer Tochter ist von einer Rocklegende inspiriert.

73 ist „Metal-God“ Rob Halford inzwischen, und immer noch rockt er mit seiner Band Judas Priest die großen Bühnen. Abseits davon ist er längst ein gesetzter Gentleman, doch in jungen Jahren ließ es der Sänger im Leder-und-Nieten-Outfit auch gerne mal krachen. So kam es 1979, dass der damals 28-jährige Frontmann in New York zu seinen stets mitgeführten Handschellen griff – und sich an niemand anderen als Pop-Art-Genie Andy Warhol kettete ...!

Die Welt der harten Rockmusik ist voll von schrägen Geschichten wie dieser – Andrea und Christof Leim haben sie in ihrem Buch „66,6 Metal Stories“ (Riva-Verlag, 176 Seiten, 14 €) aufgeschrieben. Als Bochumer kennen die beiden natürlich auch die hiesige Szene im Ruhrgebiet bestens, samt ihrer Protagonisten. So erfährt man in ihrer Storysammlung mit dem Untertitel „Chaos, Kult und Kirchenbrand“ etwa, dass die Gelsenkirchener Thrash-Metal-Ikone Tom Angelripper von Sodom abseits der Bühne nicht etwa Schwarze Magie oder Ähnliches betreibt, sondern einem eher unrockigen Hobby frönt: Er sammelt nostalgische Postkarten. Ein derart zahmer Ausgleich zum harten Heavy-Geschäft ist offenbar gar nicht ungewöhnlich, wie man im Buch erfährt: Death-Metal-Frontmann Corpsegrinder von Cannibal Corpse hortet gar Kuscheltiere. Süß.

Fototermin bei Christof und Andrea Leim, die das Buch
In ihrem Buch „66,6 Metal Stories“ erzählen Andrea und Christof Leim Kurioses aus der Welt der der harten Rockmusik. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Neben kuriosen Anekdoten wie diesen lehrt der Geschichtenband aber auch nützliches Wissen aus der Metal-Welt: So fassen die Leims auf fünf Seiten informativ und unterhaltsam die Geschichte der für den Metal so wichtigen Double-Bassdrum zusammen. Wer hat‘s erfunden? Ein Jazzer namens Louie Bellson. Ok, aber natürlich war es Philthy „Animal“ Taylor, „das Tier“ von Motörhead, der mit dem Doppelwumms später den harten Rock noch härter machte.

Berufserfahrung bei Metal-Hammer, Bullhead und Heavysaurus

So viel fundierte Expertise kommt natürlich nicht von ungefähr. Bessere Referenzen als die Leims kann man kaum haben: Sie ist u.a. Chefredakteurin des Wacken-Festival-Magazins „Bullhead“, er war selbiges beim „Metal Hammer“. Dazu ist Christof Leim selber Musiker, spielte u.a. bei den Hardrockern Sinner und steckt jetzt im Kostüm des Gitarren-Drachen bei der aktuell mächtig durchstartenden Kinder-Metal-Band Heavysaurus.

Zum ersten Mal getroffen haben sie sich allerdings nicht – wie man rock-romantisch vermuten möchte – auf einem Metal-Konzert. Das geschah vielmehr im beruflich-nüchternen Rahmen: „Wir haben uns auf einem Seminar für Führungskräfte kennengelernt“, erinnert sich Christof. „Ich habe Anfang der 2010er in Berlin beim ‚Metal Hammer‘ gearbeitet. Zum selben Verlag gehörte auch die B.Z., bei der Andrea eine Leitungsposition hatte. So landeten wir gemeinsam in dem Seminar, und da ist mir die Blonde sofort aufgefallen.“

Von Berlin nach Bochum – der Liebe wegen

Der Metal-Hammer-Chef lud Andrea und eine weitere Verlagskollegin von der Tageszeitung zum Heavy-Happening nach Wacken ein. „Die beiden haben eine kleine Kolumne in dem riesigen ‚Metal Hammer‘-Bericht geschrieben – mit der Perspektive von Außenstehenden unter dem Titel ,Damenbesuch‘“, erzählt Christof Leim. „Bis wir schließlich zusammengekommen sind, hat es aber noch eine ganze Weile gedauert“, ergänzt Andrea Leim. Dann aber richtig: Die gebürtige Braunschweigerin wuchs in Hamburg auf, zog dann zum Arbeiten nach Berlin – und schließlich nach Bochum: „Ich habe einige Jahre später meine Herzensheimat Berlin für Christof verlassen,“ so Andrea: Kein leichter Schritt, den Christof zu würdigen weiß: „Wie heißt es so schön, Bochum muss man wollen...“ Auch er ist im Revier ein Zugereister, stammt aus dem Hunsrück. Eine frühere Beziehung, mit der er eine erwachsene Tochter hat, lockte ihn an die Ruhr.

Phil Lynott, seine Mutter und die kleine Philomena

Inzwischen sind Andrea und Christof verheiratet und haben eine fünfjährige Tochter. Natürlich findet sie Heavysaurus gut (aber auch Bibi & Tina ...) und ihr Name spiegelt die musikalische Leidenschaft der Eltern: Philomena hieß die Mutter des legendären Thin-Lizzy-Frontmanns Phil Lynott, der ihr mit dem gleichnamigen Song ein berührendes Denkmal setzte. „Philomena Lynott war eine sehr mutige Frau“, erklärt Christof. „Ihr Sohn Phil war dunkelhäutig und unehelich, das war ein Problem im erzkatholischen Irland. Sie hat sich ihren Sohn aber nicht wegnehmen lassen, später wurde er dann mit Thin Lizzy zum Rockstar. Und auch als er früh an Drogen starb, hat sie immer sein Andenken bewahrt.“ Die tapfere Philomena Lynott starb im Juni 2019. „Da war ich gerade in der 15. Woche schwanger“, erinnert sich Andrea. „Wir fanden ihre Geschichte immer sehr beeindruckend, waren auch schon am Grab von Phil Lynott in Dublin. So kamen wir auf den Namen.“

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„Freundin des Mutes“ oder einfach „die Mutige“ bedeute das griechische Philomena. „Und das ist unsere Tochter auch: sehr mutig“, bestätigt Andrea. „Bei Heavysaurus-Konzerten steht sie ganz vorne, ist auch backstage unterwegs und kennt die ganzen Musiker“, berichtet Christof. „Sie ist da schon ein bisschen in der Szene sozialisiert. Aber das heißt natürlich nicht, dass zu Hause nur Heavy Metal läuft. Wichtiger ist mir, dass die Kleine das Kulturgut Livemusik mitbekommt.“ 

Christof Leim und seine Spoken-Word-Show

Bereits vor zwei Jahren hat Christof Leim unter dem Titel „Rock Stories“ ein Buch mit „den besten Geschichten aus 100 Jahren Rock’n’Roll“ veröffentlicht. Mit seiner Spoken-Word-Show dazu geht er regelmäßig auf Tour und erzählt dabei auch von eigenen Erlebnissen – etwa von einem Frühstückbier mit Heavy-Gitarrist Zakk Wylde in Los Angeles, das dazu führte, dass Leim am folgenden Morgen in einer 40 Meilen entfernten Kleinstadt aufwachte. Vor Weihnachten gastiert er mit speziellen „XMas-Stories“ in Gladbeck – wer hätte etwa gedacht, dass Bon Jovi einst ein Weihnachtsalbum mit R2 D2 eingesungen hat?! Im neuen Jahr steht in Witten dann ein Auftritt unter dem Motto „Music & Crime“ an, bei dem der Musiker und Autor „True Crime“ mit Rocknote serviert.

„Rock Stories“, „Music & Crime“ live – die Termine

  • 14.12.24 Gladbeck, Stadthalle (XMas-Rock Stories)
  • 16.01.25 Witten, Saalbau (Music & Crime)
  • 25.04.25 Bochum, Zauberkasten (Rock Stories)
  • 26.04.25 Remscheid, Schatzkiste (Rock Stories)
  • Hier gibt‘s die Links zum Ticketverkauf.