Essen. Ein Essener führt die Thrash-Tradition in der Zeche Carl fort. Beim Endzeit-Festival spielt sogar eine Band aus dem Viertel.
Ende der 1980er-Jahre machte sich Filmemacher Thomas Schadt nach Essen auf, um im Norden der Stadt die rebellische Jugend und ihre Liebe zum Thrash Metal zu dokumentieren. Sein Film „Thrash, Altenessen“ lief in der ARD und erlangte bald Kultstatus in der Szene, nicht zuletzt weil darin die Band Kreator zu sehen war, die zu Weltstars des Genres avancierte. Schadt filmte aber auch den Alltag von Fans und Wegbegleitern wie Peppi Dominik. Aus ihm wurde zwar kein Star wie Kreator-Frontmann Mille Petrozza, dem Thrash Metal blieb er dennoch bis heute treu. Und auch mit Ende 58 ist er in der Szene aktiv: Am 15. Februar veranstaltet er zum 13. Mal das Endzeit Festival – und zwar dort, wo alles begann: in der Zeche Carl.
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„Das war eine Hochburg, da hat alles gespielt, was im Metal Rang und Namen hat“, erinnert sich Peppi Dominik im Gespräch. „Death, Anthrax, Testament, alle waren sie da, sogar Rammstein sind da mal aufgetreten.“ Auch Kreator natürlich, wie in „Thrash, Altenessen“ zu sehen ist, und natürlich die andere prominente Thrash-Band des Ruhrgebiets: Sodom aus Gelsenkirchen. Bei der Band von Frontmann Thomas Such alias „Tom Angelripper“ spielte Peppi in den Anfangstagen selbst Gitarre. Unter dem Metal-Kampfnamen „Grave Violator“ klampfte er in jener Besetzung, die die erste Sodom-EP „In The Sign of Evil“ einspielte – und sicherte sich so seinen Platz in der Metal-Geschichte. Damals von der Metal-Fachpresse als dilettantisch verkannt, gilt das Werk heute als Pionierleistung in der ersten Black-Metal-Welle.
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Für Peppi blieb Sodom freilich nur eine Episode: „Ich bin nach anderthalb Jahren ausgestiegen“, erzählt er – und betont: „Ich bin der einzige Sodom-Gitarrist, der freiwillig gegangen ist und nicht rausgeschmissen wurde.“ Bereut hat er den Ausstieg nicht: „Ich habe ja später nochmal in einer Band gespielt, Wortmord. Aber dafür braucht man Zeit – und ich hab ja zwei Kinder und einen Job.“ Neben seinem Beruf betrieb der gelernte Stahl- und Betonbauer mit Freunden gleichwohl einige Zeit die Metal-Kneipe Endzeit in Gelsenkirchen – auch sie genießt bis heute Kultstatus in der Szene.
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„Zu uns kamen sogar Leute aus Köln und Holland. Es gab ja damals in der Art nicht so viele Metal-Clubs. Manchmal war es so voll, dass wir niemanden mehr reinlassen konnten. Einmal sind sogar Kreator im Endzeit aufgetreten“, erinnert sich Peppi. „Das war neben dem Job auf Dauer auch ganz schön anstrengend, ich war ja mehr vor der Theke als dahinter. Als die Kinder kamen, haben meine Frau und ich gesagt, so jetzt ist Schluss.“ 1998 schloss das Endzeit, doch der Name lebt weiter. Schon 1996 hatten Peppi & Co. das erste Endzeit-Festival in der Zeche Carl veranstaltet, mit Sodom und Coroner.
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2002 ging es dann weiter, erst unregelmäßig inzwischen jährlich – und stets in der Zeche Carl. „Ich habe viele Angebote bekommen, das Festival woanders zu veranstalten. Aber wir bleiben in der Zeche, das war immer unser Dreh- und Angelpunkt“, sagt Peppi. In der Brutstätte der Revier-Thrash-Szene hält er mit seinem Festival inzwischen fast als Einziger die Thrash-Fahne hoch (– abgesehen mal von Darkness, die sich einst ebenfalls in der Zeche Carl gründeten und am 27.9. hier an „40 Years of Thrash“ erinnern).
Endzeit-Festival bringt Thrash und Black Metal in die Essener Zeche Carl
Am 15. Februar steigt nun die 13. Ausgabe des Endzeit-Festivals an historischer Stätte. Ohne ganz große Namen, sondern mit „Bands für Fans“, wie Peppi es ausdrückt. Unterstützung bei der Organisation erhält er inzwischen aus der Familie: „Mein Sohn Joshua hat zwei Bands ausgesucht und ich die anderen beiden.“ Der 29-Jährige teilt die Metal-Leidenschaft des Vaters, ist Veranstaltungstechniker und führt die musikalische Familientradition sogar mit seiner eigenen Melodic-Death-Metal-Band Decaptacon fort. Er empfahl etwa den diesjährigen Top-Act Ketzer aus Bergisch-Gladbach, dem im hiesigen Black- und Thrash-Metal-Underground ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt.
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Die Dortmunder Vulture knüpfen mit ihrem Oldschool-Thrash an Granden wie Slayer, Metallica und Exodus an. Auch die direkte Nachbarstadt ist im Line-up vertreten: Aus Gelsenkirchen queren die Black-Metal-Thrasher Night‘s Blood fürs Endzeit-Festival die Stadtgrenze. Komplettiert wird das Line-up von einer Wahl Peppis: „Imha Tarikat kommen aus dem Herzen von Altenessen, deren Mastermind Kerem hab ich hier gestern noch getroffen. Die Band ist gnadenlos, die bieten eine Hammershow, und die Musik ist so hart, da geht dir die Schädeldecke hoch und runter. Der Drummer von Imha Tarikat ist übrigens der Sohn von Ventor, dem Drummer von Kreator.“ Wir sehen: In Essen hat Thrash nicht nur Tradition – er ist längst auch eine Familienangelegenheit.
Endzeit Festival – 2025 die Infos:
- Termin: 15.02.25, Einlass: 18 Uhr, Beginn: 19:00 Uhr
- Ort: Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, Essen
- Karten für 28,50 € im Vorverkauf, oder für 30 € an der Abendkasse.
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