Essen. Große Namen, knallende Farben, populäre Bilder: die Museen in NRW locken 2025 mit großen Ausstellungen. Die Highlights im Überblick.

Chagall in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW

Die publikumsträchtigste Ausstellung 2025 an Rhein und Ruhr dürfte schon jetzt feststehen: Rund 100 Werke von Marc Chagall (1887-1985) aus allen Phasen seines Schaffens. Die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW hat sie zusammen mit der Wiener Albertina auf die Beine gestellt, und da ist es schon fast gleichgültig, ob es diese Ausstellung im K 20 am Grabbeplatz denn wirklich einen neuen Blick auf das Werk des so kalendertauglichen Ost-West-Grenzgängers mit jüdisch-russischem Motivvorrat gewähren wird. Niemand schwebte so kunstvoll zwischen dem Trauma der Verfolgung und dem Traum von einem besseren Leben wie der im heutigen Belarus als Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie geborene Maler (15. März-10. August).

Ruhr-Leistungsschau „21 x 21“ in der Essener Villa Hügel

Eine Garantie für neue Blicke, neue Kombinationen und Beziehungen garantiert dagegen die „21 x 21“-Leistungsschau der Ruhrkunstmuseen in der Essener Villa Hügel (11. April-27. Juli) mit Malerei, Fotografie, Grafik, Skulptur und Installationen. Die Art, wie die Ausstellung zustande kam, klingt reizvoll: Jedes der 21 Ruhrkunstmuseen nominierte ein zentrales Werk aus seinen Beständen – und die übrigen 20 gesellten wiederum eines aus ihrem Bestand hinzu, das irgendwie dazu passt (und sei es im Kontrast). Ob und wie das aufgeht, wird der Augenschein vor Ort zeigen – aber mehr als einen große Vorgeschmack kann man sich schon jetzt im Internet holen, auf der Seite https://21x21.de/ – man klickt sich mit erstaunlichen Parallelen von Werk zu Werk und kann gar nicht anders als zu staunen über diesen Kunst-Bestand, der auf eine sechsstellige Gesamtzahl kommt. Aber auch die Erläuterungs-Videos zu den „Ankerwerken“ (mit der Stimme von Ronja von Rönne) lohnen schon jetzt das Angucken.

Lindenberg und Loriot in der Ludwiggalerie Oberhausen

Udo Lindenberg und Loriot in der Ludwiggalerie – was wirkt wie ein Werbeslogan mit Stabreim ist in diesem Fall das Oberhausener Ausstellungsprogramm 2025 in Schwergewichten. Bei Loriot muss sich kurz nach seinem 100. Geburtstag ab dem 26. Januar (und bis zum 18. Mai) erst zeigen, wie viel von der einstigen Popularität dieses Meisters der kleinbürgerlichen Situationskomik und des großartigen Zeichenstrichs im digitalen Zeitalter noch geblieben ist.

Im Falle Lindenberg gehört indes wenig Prophetie dazu, in der Eröffnung mit Panik-Udo ein echtes Ereignis mit großem Medienauftrieb zu sehen, ziemlich unabhängig vom künstlerischen Wert der „Likörelle“, den hochprozentig kolorierten Karikaturen von „Kometen“-Udo, die schon an diversen Orten der Kunst-Republik vom niederrheinischen Kunst-Schloss Moyland über Schmallenberg bis zur Kunsthalle Rostock zu sehen waren (29. Juni-28. September).

Wallraf-Richartz: Impressionisten in Köln

Das bisher noch als Geheimtipp geltende Schweizer Museum Langmatt wird spätestens ab Ende März auf unsere Kunst-Landkarte rücken: Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum ergänzt seine hauseigene Sammlung impressionistischer Meisterwerke um „Schweizer Schätze“ von Renoir, Monet, Degas, Gauguin und Cézanne. Es wird ein 150 Ausstellungsstücke starkes Schwelgen in Licht und Farbe sein. Und die Gelegenheit einmalig: Die Vielzahl der Gäste aus der Schweiz ist nur möglich, weil das Museum Langmatt im Schweizerischen Baden bis ins Frühjahr 2026 saniert wird (28. März-27. Juli).

Kunst, die man riechen kann, im Düsseldorfer Kunstpalast

Felix Krämer hat seinen Dienst als Chef des Düsseldorfer Kunstpalastes mit einer Ausstellung von Kult-Autos begonnen, er hat Horror zum Thema gemacht und ließ das Publikum die Skulpturen von Tony Cragg anfassen. Und nun kommt der Duft ins Haus: Zum Frühlingsanfang blüht es wieder im Kunstpalast, dann schaffen Floristik-Fachleute Blumen-Arrangements, die zu den Kunstwerken passen. Die Premiere dieses „Palastblühens“ war 2024 zu erleben, diesmal soll es vom 20. bis zum 30. März dauern.

„Palastblühen“ im Kunstpalast Düsseldorf bei der Premiere im vergangenen Jahr: ein Blumenarrangement zu einem Altarbild von Giovanni Bellini.
„Palastblühen“ im Kunstpalast Düsseldorf bei der Premiere im vergangenen Jahr: ein Blumenarrangement zu einem Altarbild von Giovanni Bellini. © dpa | Oliver Berg

Im Herbst folgt eine Ausstellung, die noch anrüchiger ist als alles andere zuvor: 40 Stationen mit unterschiedlichen Düften werden in der vor etwas mehr als einem Jahr eröffneten Dauerausstellung des Hauses platziert. „Die geheime Macht der Düfte“ soll neben der Vitalisierung der hauseigenen Sammlung auch eine Zeitreise durch die Geschichte des Geruchs bieten. Anhand von Duftstelen und Zerstäubern und Diffusoren werden Aromen in die Sammlungsräume gebracht. Dass damit ein „völlig neues emotionales Erleben von Kunst“ möglich wird, kann man sich gut vorstellen, weil unser Geruchssinn ja unmittelbar mit dem Gefühlsleben verbunden ist (Oktober bis Mai 2026).

„Mahlzeit!“ – Ess- und Trink-Kultur im Archäologie-Museum Herne

Nach welchen Regeln aßen die Römer? Warum ist die westliche Welt mit Messer und Gabel? Und welche Rolle spielen die Rituale rund um Essen und Trinken in den drei großen Weltreligionen? Für den Herbst plant das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne eine große Sonderausstellung zur Sozialgeschichte des Essens. Der derzeitige Arbeitstitel „Mahlzeit!“ (Arbeitstitel) widmet sich das Haus am Europaplatz ab dem 3. Oktober. Im Fokus steht das gesellschaftliche Miteinander zu Tisch im Wandel der Zeit. Mit Hilfe von Virtual Reality-Brillen, die das Ausstellungs-Szenario ergänzen, kann das Publikum die Esskultur des 17. bis 18. Jahrhunderts erleben.

Auch das Museum Ostwall in Dortmund bittet zu Tisch

Das Museum Ostwall im Dortmunder U-Turm verwandelt die Sonderausstellungsfläche auf der Ebene 6 im Mai 2025 in ein kulinarisches Kunstzentrum: In der Ausstellung „Am Tisch. Essen und Trinken in der zeitgenössischen Kunst“ dreht sich vom 9. Mai bis zum 20. Juli 2025 alles um das gemeinsame Essen und Trinken. Im Oberlichtsaal des Museums werden großformatige Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler gezeigt, die die verschiedenen Aspekte des gemeinsamen Essens und Trinkens in den Blick nehmen. Es wird unter anderem Kunst mit 700 Kilogramm Halva zu sehen sein, einer türkischen Süßspeise.

William Kentridge im Essener Museum Folkwang

Dass der gerade mit dem internationalen Folkwang-Preis ausgezeichnete William Kentridge seinen Durchbruch mit verfilmten Kohlezeichnungen erreichtet, ist nur ein winziges Detail, das ihn mit dem Ruhrgebiet verbindet. Der südafrikanischen Zeichner, Filmkünstler und Opernregisseur, der 2018 die Ruhrtriennale und 2022 die Ruhrfestspiele eröffnete, bekommt im Essener Museum Folkwang zu seinem 70. Geburtstag eine Einzelausstellung – auch dies eine museumsübergreifende Zusammenarbeit, diesmal mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (4. September - 18. Januar 2026).

Industriegemälde im Ruhrmuseum Essen

Das Essener Ruhrmuseum zeigt unter dem Titel „Das Land der tausend Feuer“ 250 Gemälde und Grafiken mit Industrie-Motiven aus der Sammlung Ludwig Schönefeld. Euphorisch bis kritisch spiegeln die Gemälde verschiedene gesellschaftliche und politische Einstellungen gegenüber der Industrie. So kommen in Außen- und Innenansichten sowie Landschafts- und Arbeiterdarstellungen romantische und ideologische Züge zur Geltung (7. April-14. Februar 2026).

Auf dem Feld der Fotografie zeigt das Ruhrmuseum Bilder der Kölnerin Ruhr Hallensleben (1898-1977), die oft mit idealisierten Darstellungen in den Genres Landschaft, Architektur, Industrie, Porträt, Reise und Werbung arbeitete. Die vorrangig als Industriefotografien bekannte Hallensleben wird in Essen zum ersten Mal mit Bilder aus allen ihren Arbeitsfeldern präsentiert. Von 1934 bis 1973 hat sie als selbstständige Fotografin zahlreiche Aufträge im gesamten damaligen Deutschen Reich sowie in der späteren Bundesrepublik übernommen; dass sie in zwei unterschiedlichen politischen Systemen tätig war, wird in der Ausstellung ebenfalls sichtbar (10. Februar-24. August).

Picasso und Kirchner in Münster

Die Kombination, für die sich das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster entschieden hat, ist einigermaßen originell: Pablo Picasso und Ernst Ludwig Kirchner sind künstlerisch meilenweit voneinander entfernt. Über vergleichbare Motive soll aber eine aufschlussreiche Seh-Reise zustandekommen. Es geht um Frauen-Porträts, Landschaften und nächtliche Szenen mit und ohne Unterhaltungskultur. Im Mittelpunkt aber soll das Selbstbild der Künstler sowie die Beziehungen zu ihren Modellen stehen. 80 Werke sollen zu sehen sein, es handelt sich um eine Kooperation mit dem Kirchner Museum Davos (26. September-18. Januar 2026).

Bald im Wuppertaler Museum von der Heydt: Maurice de Vlamincks „Seine bei Bougival“ (1906), Öl auf Leinwand, Hasso Plattner Collection© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Bald im Wuppertaler Museum von der Heydt: Maurice de Vlamincks „Seine bei Bougival“ (1906), Öl auf Leinwand, Hasso Plattner Collection© VG Bild-Kunst, Bonn 2025 © VDH | Museum von der Heydt

Maurice De Vlaminck: Farben in Wuppertal

Der Maler Maurice de Vlaminck (1876–1958) war ein „Rebell der Moderne“ unter den Fauvisten um Cézanne, bevor er sich erst dem Kunstmarkt anpasste und dann sogar, gegen Picasso giftend, vor den Nazis buckelte. Die Ausstellung mit über 50 seiner Gemälde, die das Museum Von der Heydt in Wuppertal zeigt, ist seine erste Einzelausstellung in Deutschland und bis zum 12. Januar noch in Potsdam im Museum Barberini zu sehen, mit dem das Von der Heydt für diese Ausstellung kooperierte.

De Vlaminck war eine farbstarke Brücke zwischen Impressionismus und Expressionismus. Schon 1911 wurde ein Bild von ihm für Wuppertal angekauft (16. Februar-18. Mai).

Mehr zum Thema