Goch. Für Marktplatz, Klosterplatz und Platz am Steintor liegen Entwürfe vor. Wie viele Parkplätze wegfallen und sie neu genutzt werden.
Deutlich weniger Parkplätze, viel mehr Grün, neue Spielmöglichkeiten und größere Flächen für die Außengastronomie: Die jetzt präsentierten ersten Entwürfe für die Umgestaltung des Marktplatzes, des Klosterplatzes und des Platzes vor dem Steintor haben zweifellos das Zeug, den Charakter der Gocher Innenstadt nachhaltig zu verändern. Nach einem Werkstattverfahren mit zwei Terminen im November und Dezember 2023 zeigte Professor Thomas Fenner in der Sondersitzung des Gocher Stadtrates am Donnerstagabend, 18. Januar, die Ergebnisse und begeisterte damit die Politik. Einstimmig beauftragte der Rat die Verwaltung, die weitere Planung anhand dieser Gestaltungs- und Leitlinien voranzutreiben.
Goch habe unter anderem mit den drei historischen Plätzen eine Menge zu bieten, sagte der Geschäftsführer des Fachbüros „studio grüngrau Landschaftsarchitektur“ aus Düsseldorf. Das seit Jahrzehnte bekannte und gleichsam ungelöste Problem: Die Plätze seien „mehr oder weniger verwurstelt“ und würden im Fall des Marktplatzes und des Klosterplatzes als reine Parkflächen genutzt. „Ein wichtiges Freiraumpotenzial wird so einfach verschenkt“, sagte Fenner. Der Experte stellte fest, dass sich mit dem verändernden Einkaufsverhalten auch das Zentrum wandeln müsse. „Sie müssen in der Innenstadt einen Mehrwert, ein Erlebnis bieten.“
Parkplatzüberangebot in Goch
Deshalb empfiehlt das Büro nach zahlreichen Vor-Ort-Analysen und den beiden Workshops, auf dem Marktplatz auf alle Parkplätze zu verzichten und deren Zahl auf dem Klosterplatz um rund die Hälfte auf 52 sowie zwei barrierefreie Stellplätze zu reduzieren. Dies sei locker zu verkraften. „In der ganzen Stadt gibt es ein Parkplatzüberangebot“, stellte Thomas Fenner mit Verweis auf die unabhängig erstellte Parkraumanalyse fest.
Der gewonnene Raum auf dem Marktplatz soll nach dem Vorschlag der Düsseldorfer Landschaftsarchitekten ganz anders genutzt werden: Der Entwurf sieht unter anderem zwei statt wie bisher eine im Karree verlaufene Baumreihen vor. „Die jetzigen Baumarten, vor allem Kastanien, sind abgängig und werden den Klimawandel nicht überleben“, sagte Fenner. Angepasstere Bäume sollen an ihre Stelle kommen.
Wochenmarkt findet weiter Platz
Zudem sind auf dem in einem hellbraunen Ton gepflasterten Markt zur Belebung ein Fontänenfeld, eine große Spielfläche, Sitzmöglichkeiten und mehr Platz für die Gastronomie im Außenbereich vorgesehen. Eine Grünfläche mit Retentionsmulde soll das Mikroklima verbessern und bei Starkregen das Wasser zeitweise dort halten.
ISEK Goch
Der Rat der Stadt Goch hat am 26. Oktober 2023 das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) unter dem Titel „Lebendiges Goch am Blau-Grünen-Band“ beschlossen. Damit erhält die Stadt Zugang zu attraktiven Fördertöpfen, um bis Ende 2033 lang angedachte Projekte und Maßnahmen im Gocher Innenstadtbereich umzusetzen. Dazu gehört unter anderem auch die Umgestaltung der Plätze.
Den Wochenmarkt bezogen Fenner und sein Team in die Überlegungen ein: Die kleinere Version dienstags könnte auf dem dann abgeschalteten Fontänenfeld stattfinden, während die Stände in größerer Zahl freitags teils ebenfalls dort und teils unter den Bäumen auf den rund um den Marktplatz verlaufenen Straßen aufgestellt werden könnten. Der Plan sieht für diese Straßen einen sogenannten „Shared space light“ vor, auf dem die Autos langsam rollen.
Die Kirmes müsste umziehen
Auf der Mühlenstraße, der Verbindung zwischen Marktplatz und Klosterplatz, spricht sich das „studio grüngrau“ für eine neue Baumreihe aus, für die laut Fenner „einige wenige Parkplätze wegfallen würden“. Den Klosterplatz sieht er in „miserablem Zustand. Er hat aber eine Menge Potenzial“. Auf der Seite zur Maria-Magdalena-Kirche sind die verbleibenden Stellplätze eingezeichnet, auf der Seite zum Kolpinghaus wäre Platz für einen möglichen Gebäudeneubau. Ob dies die einst angedachte neue Zentrale von DFE Pharma werden könnte, scheint fraglich. Um die Neubaupläne des Unternehmens ist es schon seit einiger Zeit sehr ruhig geworden. Thomas Fenner sprach davon, dass von Wohnungen über öffentliche Einrichtungen bis zu einem Altenheim alle Möglichkeiten offen seien.
Darüber hinaus gehören eine deutliche Begrünung, eine Spiel- und Sportfläche sowie eine kleine Uferterrasse mit Gastronomie an der Niers zu den Ideen. Für die Kirmes wäre dann jedoch kein Platz mehr. „Es gibt dafür genügend Alternativen in Goch“, meinte Fenner. „Es ist unglücklich, den Platz für eine zweimal jährliche Nutzung so freizuhalten.“
Politik zeigte sich begeistert
Die momentan „traurige Fläche“ (Fenner) am Steintor schließlich soll autofrei werden. Dies würde große Veränderungen der Verkehrsflüsse mit sich bringen, unter anderem würde die Einbahnstraßenregelung auf der Herzogenstraße umgedreht werden. Laut Vorschlag des Fachbüros verläuft ein Radweg in einem Schwung am Steintor vorbei über den Platz, wo zudem Außengastronomie unter neuen Bäumen und Spielen ermöglicht werden.
Als „Meilenstein in der Entwicklung der Stadt“ bezeichnete Klaus Völling (CDU) die nun vorliegenden Entwürfe. „Wir sind dadurch erstmalig dahin gekommen, sinnhaft über die Platzgestaltung zu diskutieren.“ Auch Jürgen Vennmanns (BFG) zeigte sich sehr angetan: „Wir sind einen ganz entscheidenden Schritt vorangekommen, Goch zukunftsfähig zu machen.“
Umsetzung noch nicht absehbar
Bei aller verständlicher Euphorie angesichts der ambitionierten und zukunftsweisenden Vision: Wann die drei Innenstadtplätze umgebaut werden, ist noch nicht absehbar. „Das ist ein erster Entwurf“, betonte Bürgermeister Ulrich Knickrehm. Und auch Fachmann Thomas Fenner stellte klar: „Sie müssen Stück für Stück die Plätze umbauen. Wir stehen am Anfang einer mehrjährigen Planung.“
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