Kreis Kleve. Wärmepumpen sind nicht neu, aber neuerdings gefragt. Zwei Heizungsbaumeister berichten, was die Kunden wünschen und bereit sind, zu verändern.

Welche Heizung für welches Haus? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. „Das hängt davon ab, wo es steht, aus welchem Baujahr es ist, welche Lebensgewohnheiten die Nutzer haben und wie viele Menschen im Haus wohnen“, sagt Peter Michels, dreifacher Meister für Elektro-, Heizungs- und Sanitärtechnik. Vater Paul Michels erzählt, dass er 1978 in seinen Neubau bereits eine Wärmepumpe installierte. „Wir haben ewig lange Erfahrung damit.“ Und sind im 15-köpfigen Team bei den Weiterentwicklungen stets auf dem Laufenden geblieben.

Die Panik hat sich gelegt

„Als der Ukrainekrieg ausbrach und die Rohstoffpreise stiegen, hatten viele Bürger auch im Kreis Kleve die Sorge, dass ihnen die Stadtwerke nächste Woche kein Gas mehr liefern können, dass sie abends nicht warm sitzen oder warm duschen könnten“, erzählt Firmenchef Peter Michels am Hahnenacker in Kleve. Inzwischen habe sich die Panik der Menschen gelegt.

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„Gesundheitlich eingeschränkte Personen brauchen eine höhere Raumtemperatur, andere mögen es, im Norwegerpulli auf dem Sofa zu sitzen,“ beschreibt er die Kundenwünsche. Auch wenn der Schornsteinfeger sagt, mit der 20 Jahre oder 30 Jahre alten Heizung sei noch alles in Ordnung, sollte man sich vorsorglich informieren, rät der Fachmann. Selbstverständlich würden Heizungen auch heute noch repariert, aber für manche alten Geräte bekomme man kein Ersatzteil mehr. „Wenn dann die Heizung im Winter kaputt geht, muss man für eine Woche bei Verwandten unterschlüpfen.“

Bedenken, welchen Installateur man wählt

Auch welchen Installateur man wählt, muss man bedenken, manche spezialisierten sich auf Pelletheizungen (wir berichteten), andere auf Gasheizung und Wärmepumpen oder kombiniert als Hybrid. „Öl wird in den nächsten 20 Jahren keine Zukunft als Heizstoff mehr haben,“ überschlägt der Heizungsbauer. Der Anteil an Ölheizungen im Kreis Kleve betrage etwa 15 Prozent.

Michels rechnet vor: Eine Luft-Wärme-Pumpe sei viermal so effizient wie eine Gasheizung. Das heißt: 1500 Euro fürs Gas im Jahr stünden 600 Euro Stromkosten für eine Wärmepumpe im Jahr gegenüber. Eine neue Gasheizung mit Warmwasserversorgung zu installieren koste 12.000 Euro (nur Heizkessel 8000 Euro), eine Wärmepumpe etwa 35.000 Euro – für die gibt es derzeit hohe Zuschüsse vom Staat, es wären letztlich 24.700 Euro zu finanzieren. Weil eine Wärmepumpe demnach 900 Euro im Jahr spare, habe man in zehn Jahren das Geld wieder raus – so Peter Michels. Es komme aber darauf an, welche Zukunft der Besitzer fürs Haus plant.

Es liegt Geld auf der hohen Kante

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In den Coronajahren beobachtete er: „Die Leute nutzten das Geld nicht mehr, um in Urlaub zu fliegen, sondern investierten in eine neue Küche, einen Pool, ein E-Bike, ein neues Dach mit Photovoltaik“ – oft in der Hoffnung, dass die Enkelkinder einziehen. Jetzt ist die Heizung ein Invest. Es liege bei vielen Bürgern über 55 Jahre Geld auf der hohen Kante.

Die Installateure erwarten im Februar zahlreiche Anfragen, weil im Januar die Rechnung der Stadtwerke ins Haus flattert. „Dann planen die Bürger, in Zukunft weniger für Energiekosten auszugeben“, weiß Peter Michels. „Doch oft wissen die Kunden nicht, wie viel Energie sie überhaupt im Jahr verbrauchen.“ Von zehn Kundenanfragen bei Michels wünschen acht eine Wärmepumpe. Das gelte für Eigenheime. In Miethäusern, speziell Altbauten, scheuen Eigentümer noch vor teurer Modernisierung zurück.

Weiter Interesse für fossile Energien wie Gas und Öl

Heizungsfachleute Volker Hermsen Senior und Junior.
Heizungsfachleute Volker Hermsen Senior und Junior. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Auch Volker Hermsen Senior und Junior von Sanitär- und Heizungsbau Hermsen an der Siemensstraße in Kleve erinnern sich, wie die Kunden anfangs wegen des Wärmegesetze verunsichert waren, das habe sich gelegt. In ihrer Beobachtung überwiegt im Kreis Kleve weiterhin das Interesse für fossile Energien wie Gas und Öl, besonders bei Mietobjekten. Aber die Zahl der Interessenten für Wärmepumpen steigt.

Was die Privatkunden an ihren Heizungen veränderten? Neue Thermostate, aber auch andere Heizkörper, oft im Hinblick auf Wärmepumpen, die große Heizflächen brauchen (es muss aber keine Fußbodenheizung sein). Volker Hermsen rät Senioren, deren Kinder das Eigenheim nicht übernehmen möchten, keine neue Heizung zu kaufen, sondern bei Bedarf die alte reparieren zu lassen.

Zuschüsse könnten sich ändern

Allerdings gibt er zu bedenken: „Wer weiß, wie lange es für neue Heizungen noch Zuschüsse vom Staat gibt?“ Seit August 2022 gelten einheitliche Fördersätze. Er ahnt: „Manche Kunden warten lieber ab, ob künftig einkommensabhängig gefördert wird und sie vielleicht als Kleinverdiener bald mehr Zuschuss bekommen könnten.“

Wer in die Zukunft plant, müsse die CO2-Besteuerung ab 2024 für Gas und Benzin mit einkalkulieren. „Nach 2024 muss jeder Kunde beraten werden. Wir wissen aber noch nicht, ob wir als Installateure beraten dürfen oder ob es wegen der Neutralität ein externer Energieberater machen muss. Der tut es aber sicher nicht umsonst“, überlegt Volker Hermsen.

Gab es Anfang des Jahres noch Lieferschwierigkeiten für einzelne Teile einer Wärmepumpe, ist auch dieses Problem überwunden. Dennoch müssen die Kunden Geduld mitbringen. „Einfach, weil wir die Manpower nicht haben“, denn auch bei Hermsen wird fürs 21-köpfige Team dringend Nachwuchs gesucht.

Alle Ergebnisse des NRZ-Immo-Checks gibt es hier. Zu diesem Thema lautete die Frage: Was haben Sie an Ihrer Heizung verändert? Die Ergebnisse haben wir analysiert.