Kreis Kleve/Veluwe. Auf der Veluwe in der deutsch-niederländischen Grenzregion leben 29 Wölfe. Doch möglicherweise sind es bereits viel mehr. Eine Spurensuche.

Die Meldungen von gesichteten Wölfen oder gerissenen Tieren, hinter denen ein Wolfsangriff vermutet wird, nehmen auch am unteren Niederrhein zu. Gerade auf niederländischer Seite häufen sich die Meldungen. Die Organisation Bij12, die für die Provinzen des Landes unter anderem das Naturmonitoring und die Faunaschäden bearbeitet, bringt vierteljährlich einen Bericht heraus.

Der aktuelle Report für den Zeitraum vom 1. November 2022 bis zum 15. Februar 2023 registriert landesweit 1263 Wolfsmeldungen anhand von Kamerabildern, Schadensmeldungen oder Tierkot. Bij12 geht davon aus, dass aktuell mindestens 29 Wölfe auf der Veluwe in der Provinz Gelderland leben. Diese Zahl basiert auf einer konkreten Zählung anhand von Videoaufnahmen.

Während einer Debatte im Provinzparlament in Arnheim fiel in der vergangenen Woche auch die Zahl 80. Rik Loeters, Mitglied der neuen Burger-Boeren-Beweging (BBB), ist der Meinung, dass mittlerweile zwischen 60 und 80 Wölfe in der Provinz Gelderland leben. Diese Zahl würde auf Meldungen von Einwohnern, die einen Wolf gesichtet haben, basieren.

Genaue Zahlen über Wölfe sind schwer zu ermitteln

Meije Gildemacher, Sprecher von Bij12, ist mit der Nennung solcher Zahlen lieber vorsichtig. Er sagt im Gespräch mit der NRZ, dass es sehr schwer sei, die genaue Anzahl der Wölfe zu bestimmen, da man auch nicht aktiv auf die Suche gehe, sondern sich auf Kamerabilder, Kot- und Haarproben und Tierschäden beschränke. „Wölfe erhalten nur selten einen Sender“, sagt er.

Dass die große Population in der Provinz Gelderland auch seinen Weg nach Deutschland suchen wird, ist für den Sprecher von Bij12 sehr wahrscheinlich. Welchen Aktionsradius Wölfe haben können, verdeutlicht auch der Nachweis von Wolf GW2667m. Dieses Tier wurde auf der Veluwe geboren ist mittlerweile in Rheinland-Pfalz beheimatet. Dies wurde anhand von DNA-Material bestätigt.

Wolfsmeldungen auch im Kreis Kleve

Wie in den letzten Tagen berichtet, mehren sich auch die Wolfsmeldungen im Kreis Kleve. In Griethausen liegt ein Verdachtsfall vor und auch in Uedem wurde ein Wolf von einer Reiterin mit dem Handy gefilmt. Auch in Voorst bei Anholt wurde ein Wolf gesichtet – es handelt sich um GW3150m.

Eine interaktive Karte von Bij12, die seit der vergangenen Woche online ist (bij12.nl) macht sichtbar, dass es mittlerweile neun Wolfsgebiete – vor allem in der Provinz Gelderland – gibt, in denen sich Wölfe nach den Kriterien der niederländischen Wolfplan niedergelassen haben und in vier Fällen auch ein Rudel gebildet haben.

Elf Wölfe vor einer Wildkamera

Im Bereich der Nord-Veluwe wurden elf Wölfe zugleich von einer Kamera festgehalten – es waren die Eltern mit ihren neun Welpen. Bij12 geht zudem davon aus, dass mittlerweile sechs Wölfe im Park De Hoge Veluwe leben, der vor allem durch das Kröller-Müller-Museum bekannt ist. Insgesamt gibt es auf der Veluwe drei Wolfsrudel, dazu zählen die Eltern sowie die Jungtiere der vergangenen zwei Jahre.

Wölfe zu zählen ist sehr schwierig, da sie einen großen Aktionsradius haben und man unterscheiden muss zwischen Wölfen, die sich in einem bestimmten Gebiet niedergelassen haben und durchziehenden Tieren. Zudem werden auch viele Wölfe Opfer des Autoverkehrs. So meldete Bij12 bereits mehrere Unfälle mit Wölfen, etwa auf der A12 bei Zevenaar.

>> Setzt sich das Wachstum fort?

Dass mittlerweile bis zu 80 Wölfe auf der Veluwe leben sollen, hält Gildemacher für übertrieben und basiere seiner Meinung nach auf Mehrfachzählungen einzelner Tiere.

Fest stehe allerdings, dass die Population in den grenznahen Niederlanden wächst. Ob das Wachstum anhält, hängt auch vom Nahrungsmittelangebot ab. „Es kann sehr gut sein, dass Wolfspärchen auch wieder wegziehen – zum Beispiel nach Deutschland.“