Emmerich-Elten. Barfuß laufen, Wasser treten, Natur erleben. Auf dem Eltenberg in Emmerich kann man Leib und Seele baumeln lassen… das spricht sich herum.

Ein kleiner, überschaubarer Ort im Kreis Kleve: Elten. Das Örtchen hat eine spannende Geschichte, war mal niederländisch, die Römer waren hier, ein Kloster gab’s auch, ungewöhnliche Stein-Kunst steht ganz oben auf dem Berg – und nun, seit einer kleinen Weile schon, gibt es einen Barfuß-Pfad, Kneipp-Becken, Baumelbänke, eine nagelneue, schicke und moderne Tourist-Information. Elten macht sich auf, ein touristischer Hot Spot am Niederrhein zu werden. Daran nicht ganz schuldlos: Manon Loock-Braun, seit 1999 für Emmerichs touristisches Erwachsenwerden und aufstrebendes Hanseglück mitverantwortlich. Wir haben auf dem Eltenberg mal die Beine baumeln lassen…

Erholungsort Elten

Mit allen Sinnen genießen – das geht auf dem Eltenberg in Emmerich-Elten ganz besonders gut. Etwa auf dem etwa zwei Kilometer langen Barfuß- und Naturerlebnispfad durch den Hocheltener Wald. Mehr als 20 Themenfelder bieten sich zum Ausprobieren an, Kneippwassertretbecken und Baumelbank inklusive. Geöffnet von April bis Oktober, Sonnenauf- bis -untergang.

… und sitzen auf einer hölzernen Bank, einer besonderen hölzernen Bank. Die Vögel singen, Wanderer mit Rucksack und guter Laune marschieren grüßend vorüber, ein junger Mann betätigt sich sportlich auf einem der Outdoorsportgeräte, ein paar Leute krempeln sich die Hosenbeine hoch, die Schuhe akkurat an die Seite gestellt. Barfuß auf dem Eltenberg...

Frau Loock-Braun, wie sind Sie denn auf die Idee eines Barfußpfades gekommen?

Ich habe das mal irgendwo gesehen und da war mir sofort klar, dass ein Barfußpfad ideal zu Elten passt. Wir sind dann mit einem Bus voll mit Vertretern von Elten, Bankinstitut, Wirtschaftsförderung, Verwaltung etc. losgefahren, um uns andere Barfußpfade anzusehen und abzuschätzen, was wir realisieren können. Heute, 20 Jahre später, ist der Kneippverein Betreiber des Barfuß- und Naturerlebnispfades Elten. Er bietet einen zwei Kilometer langen Weg durch den Hocheltener Wald und rund um eine Streuobstwiese. Der Weg bietet 20 verschiedene Themenfelder mit z.B. Waldboden, Sand, Kies, Steine, Holzbohlen, aber auch Balancierfelder- und Balken und auch Outdoorsportgeräte, Tretbecken und Armbecken. Hier ist für jeden etwas dabei. Auch hier ist Entschleunigung angesagt. Wer die Schuhe auszieht, geht direkt etwas langsamer und führt den Blick viel intensiver über die Umgebung. So werden z.B. auch plötzlich besondere Blätter, Bäume oder Waldameisen entdeckt.

Die Barfuß-Saison ist eröffnet.
Die Barfuß-Saison ist eröffnet. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Und was hat es mit diesen wirklich tollen Baumelbänken auf sich?

Die Baumelbänke erklären sich eigentlich von ganz alleine und machen ihrem Namen alle Ehre. Sobald man sich darauf setzt, gehen die Mundwinkel nach oben und die Beine fangen automatisch an zu baumeln. Ursprünglich waren sie ein Instrument für die Knie-Gesundheit, es ging um Bewegung ohne Belastung. Wer Knieprobleme hat, sollte es mal ausprobieren. Wir haben sie aber auch aufgestellt, damit man mal die Seele baumeln lassen kann und das funktioniert hier auch wunderbar. Ich kann nur jedem empfehlen, es einfach mal ausprobieren. Es ist ein wunderbares Angebot für Jung und Alt.

Auf dem Eltenberg knubbeln sich die Ausflugsziele im Umkreis von 300 Metern. Drususbrunnen, St. Vituskirche, der Blick ins Rheintal, das grenzüberschreitende Wandergebiet Eltenberg/ Bergherbos, Minigolf, Pfannkuchenhaus, Tourist Information. Ist das aus touristischer Sicht eher ein Nachteil oder Vorteil?

Ganz klar ein Vorteil. Die touristische Palette zeigt sich hier oben auf kleinem Raum von ihrer schönsten Seite. Somit eignet sich Hochelten z.B. für kleine Sonntagsnachmittagsspaziergänge, auch für ältere oder körperlich eingeschränkte Gäste, aber auch optimal als Startpunkt für ausgiebige Naturerfahrung wie Wandern oder Radfahren. Ohne diese Konzentration der Angebote hätte Elten nicht seinen touristischen Bekanntheitsgrad. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass im Wald schon mal die verschiedenen Zielgruppen miteinander kollidieren wie z.B. mit Mountainbikern. Aber auch hier gibt es Lösungsansätze.

Der sagenumwobene Drusubrunnen oben auf dem Eltenberg ist 57 Meter tief –  er versorgte einst das Damenstift und die ehemalige Burg sowie bis 1931 und nach dem 2. Weltkrieg auch die Bevölkerung auf dem Eltenberg mit Wasser. Viele Legenden plätschern in seinem Inneren...
Der sagenumwobene Drusubrunnen oben auf dem Eltenberg ist 57 Meter tief – er versorgte einst das Damenstift und die ehemalige Burg sowie bis 1931 und nach dem 2. Weltkrieg auch die Bevölkerung auf dem Eltenberg mit Wasser. Viele Legenden plätschern in seinem Inneren... © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Gesundheitstourismus ist ja ein großes Thema in der Tourismusbranche. Die Menschen suchen Stille, Natur… und ein bisschen Drumrum auch. Hätten Sie sich das mal träumen lassen, als Sie vor über 20 Jahren das Wort Gesundheitstourismus zum ersten Mal öffentlich platziert haben?

Nein, nicht wirklich, aber die Entwicklung dieses Megatrends war in den letzten Jahren ja rasant. Gesundheit ist ja viel mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Es geht um physisches, psychisches und auch soziales Gleichgewicht. Unsere Gäste suchen dementsprechend Bewegung in der Natur, um etwas für sich selbst und ihre Gesundheit zu tun. Und das funktioniert schon beim Spazieren, Wandern oder Barfußlaufen. Der demografische Wandel mit einer immer älteren, aber auch fitteren älteren Bevölkerung verstärkt die Entwicklung des Gesundheitstourismus.

Sie sind ja nicht nur Tourismusexpertin, sondern auch Vorsitzende des Kneippvereins Elten. Wie schaffen Sie da die Kombination?

Tourismus und Kneipp kombiniert sich wunderbar. Zur touristischen Palette des Erholungsortes gehören ja z.B. auch das Bürgerbad, der Barfußpfad und auch die Angebote des Kneippvereins wie z.B. Wandern mit Wonne, Barfußführungen, Kräuterwanderungen oder Waldbaden.

Na dann mal los…
Na dann mal los… © FUNKE Foto Services | Dana Schmies

Die Angebote des Vereins werden sehr gut angenommen, gerade in den Bereichen der Prävention und auch Rehabilitation. Nicht umsonst wurde der Verein gerade unter den Top Ten-Kneipp Vereinen Deutschland ausgezeichnet. Also eine optimale Symbiose zwischen der Kneippschen Gesundheitslehre und dem Gesundheitstourismus in Elten.

Elten ist also auf dem Weg zum Kneipp-Kurort. Was versprechen Sie sich davon?

Durch den Ausbau der Infrastruktur haben wir es 2016 geschafft, den Ortsteil zum Erholungsort zu reprädikatisieren. Danach sind Tourist Information, öffentliche Toiletten, Willkommensort, Reisemobilstellplatz etc. entstanden, so dass der nächste Schritt das Prädikat Luftkurort ist. Danach streben wir das hochwertigere Prädikat Kneipp-Kurort an, dass hinsichtlich des Gesundheitstourismus eine höhere Gewichtung hat. Allerdings wird Elten hier natürlich immer nur die grundlegenden Voraussetzungen erfüllen, die Basics. Wir haben ja z.B. keine Klinik oder Ähnliches. Die Prädikate sind Alleinstellungsmerkmale, die dem Gast beschreiben, was er zu erwarten hat.

Einfach hinsetzen und die Beine baumeln lassen...
Einfach hinsetzen und die Beine baumeln lassen... © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Das Schöne ist, dass Investitionen für die Gäste auch immer Investitionen für die Bewohner sind. Die vorhandenen Angebote werden qualifiziert und Präventionsangebote auch für die Bürger verbessert. Die touristischen Leistungsträger werden gestärkt und der Bekanntheitsgrad erhöht. Also definitiv ein Mehrwert für Gäste und Bürger.

Elten hat gerade mal so um die 5000 Einwohner – wie viele Touris sollen denn kommen?

Auf gar keinen Fall zu viele (lacht). Hier oben auf dem Eltenberg ist sanfter Tourismus angesagt. Die Gäste suchen die Natur und wollen entschleunigen und, wie Sie so schön gesagt haben, mit ein bisschen Infrastruktur drumherum, also Kaffeetrinken, Minigolf spielen, wandern… Hier geht es um die Qualifizierung der vorhandenen Angebote und nicht um höher, schneller, weiter. Obwohl. Apropos höher. Einen Aussichtsturm wie früher würde ich mir schon noch wünschen.