Goch. Der neue Gocher Wirtschaftsförderer bringt viel Erfahrung mit. Warum er den Bürgern erklären will, dass es gar nicht so schlecht um Goch steht.

Gegen rund drei Dutzend Kandidaten hat sich der neue Wirtschaftsförderer der Stadt Goch durchgesetzt. Michael Seggewiß kennt und mag den Niederrhein, auch wenn er die vergangenen 17 Jahre im hohen Norden Deutschlands als Wirtschaftsförderer im Landkreis Stade und dann fünf Jahre in Herford verbrachte. Geboren und aufgewachsen ist er in Bocholt, studierte nach dem Abitur Volkswirtschaft in Münster „ein bisschen alles und nichts“ und machte sich dann auf den Weg in sein vielseitiges Berufsleben. Diese Erfahrungen seien es auch, sagt der 60-Jährige, was ihn von den Mitbewerbern unterscheide.

Michael Seggewiß, der neue Wirtschaftsförderer in Goch.
Michael Seggewiß, der neue Wirtschaftsförderer in Goch. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

„Mit dem kann man reden, arbeiten und umgehen“

„Ich bringe eine Menge Erfahrung mit, nicht nur in einem Bereich. Das ist ein richtig dickes Paket.“ Seine persönliche Vorstellung im Rat, „ein offenes, charmantes und bescheidenes Auftreten“, seien entscheidend gewesen für die Auswahl, sagt Bürgermeister Ulrich Knickrehm. „Mit dem kann man reden, arbeiten und umgehen“, sei die Erwartung. Es sei „das Bodenständige, was die Leute hier vor Ort auch auszeichnet“, so Knickrehm.

„Sie haben total viel Grün in der Stadt“

Wie begegnet Seggewiß der Erwartungshaltung des Handels, dass er als Wirtschaftsförderer Lösungen für die Innenstadt entwickelt? „Ich will den Einheimischen sagen, dass sie so schlecht gar nicht aufgestellt sind“, vergleicht er mit vielen Städten, in denen er schon tätig war. Zu jedem Leerstand brauche man noch immer den Hauseigentümer für eine Verbesserung. „Sie haben total viel Grün in der Stadt“, lobt er.

Sein Kollege Wolfgang Jansen, Geschäftsführer der Go! Sieht die Aufgabe des neuen geschäftsführenden Kollegen auch darin, „positive Dinge aufzuzeigen. Es ist gut, die Blickrichtung zu ändern, von außen gesagt zu bekommen, wie man die Stadt sieht.“ Jansen ist in der Go! nunmehr schwerpunktmäßig für die Bereiche Bauen und Baulandentwicklung zuständig und kündigt an, dass „sehr interessante“ Ansiedlungen „in der Pipeline stecken“, auf deren Zusage man hoffe. Bürgermeister Knickrehm erinnert, dass das Modehaus Sinn mit seiner Eröffnung diese Woche in Goch „ein Bekenntnis zu dieser Stadt abgab. Die wissen, was sie tun.“

Viele berufliche Stationen von Dortmund über Bocholt, Stade und Herford

Seggewiß war bei der IHK Dortmund tätig im Bereich Verkehr, ein bisschen Citymanagement, dann dreieinhalb Jahre bei der IHK in Bielefeld (Fördermittelberatung und Wirtschaftsförderung), engagierte sich bei den Wirtschaftsjunioren. „Dann wollte ich die etwas breitere kommunale Brille aufsetzen“, sagt er, und ging als Amtsleiter für Wirtschaftsförderung und Verkehr in die Heimat nach Bocholt zurück, wo er aber die Perspektive des neuen Bürgermeisters nicht teilen konnte und zur Wirtschaftsförderung nach Stade wechselte.

Er leitete den Arbeitskreis Technologietransfer der Wirtschaftsförderer Niedersachsen, war Mitglied im Lenkungsausschuss Maritime Wirtschaft, leitete auch ein Jahr lang für fünf Kommunen eine kleine Reederei, war Mitglied im Regionalausschuss Stade der IHK, vertrat Niedersachsen im Länderbeirat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Seit 2018 ist er Geschäftsführer der neu gegründeten Interkommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herford, wo im März sein Fünf-Jahres-Vertrag ausläuft.

Am 1. Januar beginnt er seinen Dienst an der Jürgensstraße in Goch

Für Goch lässt er sich zum 1. Januar schon freistellen und beginnt seinen Dienst an der Jürgensstraße in Goch, wo die Wirtschaftsförderung auch bisher schon in der Gesellschaft Go! angesiedelt ist. Seggewiß will „interessante Modelle“ aus anderen Städten, etwa Detmold, auch für Goch empfehlen. Der Wirtschaftsförderung wird ein Beirat zur Seite gestellt, die politischen Lager werden ihre Mitglieder dazu benennen.

Michael Seggewiß plant erst mal eine Bestandsaufnahme: „Was haben wir denn hier? Und wo will ich hin?“ Er setzt auf Teamarbeit mit den Tourismus-Kolleginnen Silke Schmitz und Marie-Christin Ruhnke und auch mit einem Gocher Citymanager, dessen Stelle noch nicht ausgeschrieben ist.

Der Go!-Geschäftsführer will erst die ersten Monate abwarten, „dann gucken wir uns in die Augen“, und dann werde sich für seine Frau entscheiden, ob beide den Wohnsitz aus Herford in die Nähe von Goch verlegen. „Sie hat einen noch wilderen Lebenslauf als ich,“ sagt er über die gelernte Rechtsanwalts-Gehilfin mit breiter Büromanagementerfahrung. Seine beiden erwachsenen Töchter sind bereits aus dem Haus. In Goch hat er übrigens „leider keine Wohnung gefunden“. Er lebt vorläufig in Winnekendonk, hat Freunde in Asperden und eine Affinität zu den Niederlanden und zum Fahrradfahren.

Auf Facebook auf der Seite Goch erleben wird Michael Seggewiß in einem Video vorgestellt.