Emmerich. Nach einem Jahr Umbau ist das Bahnhofsgebäude von Emmerich saniert und eröffnet. Das wurde am einstigen Schandfleck getan. Das wird geboten.
Großer Bahnhof am Bahnhof Emmerich. Unter reger Beteiligung aus Politik, Verwaltung, beteiligte Firmen und Mieterschaft ist am Mittwochnachmittag das nach einem Jahr Bauzeit sanierte Bahnhofsgebäude offiziell eröffnet worden. Das Gebäude, das lange und von vielen als Schandfleck wahrgenommen wurde, darf nun wieder als eine attraktive Visitenkarte Emmerichs gesehen werden. Eine gelungen „Revitalisierung“, wie Tobias Mies, Mitgeschäftsführführer der Erschließungsgesellschaft Emmerich (EGE), es bezeichnete.
Bürgermeister schimpft auf die Tatenlosigkeit der Deutschen Bahn
Besonders Bürgermeister Peter Hinze ist froh, dass dieses Eingangstor zur Stadt sich nun wieder sehen lassen könne. Er habe seit seinem Amtsantritt bei vielen Vertretern der Deutschen Bahn für eine Sanierung geworben: „Jetzt sind wir acht Jahre weiter und die Deutsche Bahn hat nichts gemacht.“ Schon das Fiasko, den Gleisbereich barrierefrei zu bekommen, wenn man in Emmerich aus dem Zug ausstieg, habe gedauert.
Also nahm die Stadt Emmerich das selbst in die Hand über die Tochtergesellschaft EGE. „Die Wärmeversorgung wurde auf neuer Füße gestellt“, schildert Arndt Wilms, Mitgeschäftsführer der EGE – mit einer Dachsanierung, neuen Fenstern, neuen Türen, neuer Bodenheizung samt zweier Wärmepumpen. Zudem erzeugt eine Photovoltaik-Anlage etwa 35.000 kWh Strom und spart 14.000 kg CO2 im Jahr ein.
Nach 25 Jahren wieder öffentliches WC am Bahnhof
Ferner ist der Bahnhof nun barrierefrei, hält automatische Schiebetüren vor, ist videoüberwacht, bietet Fahrplanauskunft an zwei Monitoren, hält freies WLAN vor, Bike and Ride-Boxen mit sechs Stellplätzen und einer Online-Buchungsplattform und – ganz wichtig – öffentliche Toiletten rund um die Uhr, die zeitnah eröffnet werden: „Das hatten wir am Bahnhof seit 25 Jahren nicht mehr“, so Wilms. Auch der Vorplatz wurde auf 700 m2 neu gepflastert und gestaltet.
Ein großer Gewinn sei für Peter Hinze die Ansiedlung der Bäckerei Gottschling. Zudem haben sich Tierbestattungen Nariel und die Orthopädieschuhtechnik Urbán hier angesiedelt. Weitere Räume sind weiterhin durch die DB Cargo Rail und das Verkehrsunternehmen Vias belegt.
Ein Teil des Gebäudes wurde zurückgebaut
Das sanierte Gebäude aus dem Jahr 1953 hat einen Teil seines Charms erhalten, eine gelungene Vereinigung mit modernen Elementen. Altes Schalterhäuschen und alte Wandelemente stehen zum Beispiel schicken neuen Bodenfliesen, eleganter Beleuchtung oder einer auflockernden Kunstgrüngestaltung an den Wänden entgegen. Im hinteren Teil wurde ein Stück des Gebäudes zurückgebaut, weil es zu renovierungsbedürftig war, berichtete Wilms. Das wäre kaum zu vermieten gewesen. So jedenfalls habe man das Ziel umsetzen können, städtebaulich „einen Bogen zur Innenstadt zu schlagen“.
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Eine weitere Spitze konnte sich Hinze nicht verkneifen: „Der nächste Wunsch wäre, dass der ICE wieder in Emmerich hält. Das werden wir nicht mehr erleben, auch wenn es für die Region ein Gewinn wäre. Aber was nutzt der ICE, wenn er eh nicht pünktlich hält“, so der zuletzt bei sechs Berlin-Reisen geplagte Bürgermeister.
>> Weitere Flächen könnten nach dem Betuwe-Ausbau gekauft werden
Die Erschließungsgesellschaft Emmerich (EGE) hat das Bahnhofsgebäude samt Vorplatz im Oktober 2020 gekauft; eine Fläche von 2266 m2. Über den Kaufpreis wurde stillschweigen vereinbart. Dieser wurde mit dem Sondervermögen Innenstadt bestritten, das die Politik einst billigte.
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Noch nicht in städtischer Hand ist der Bereich zwischen den Gleisen und dem Bahnhofsgebäude. Die Deutsche Bahn wollte dieses Areal noch nicht mit veräußern, da sie im Zuge der Betuwe-Maßnahmen nicht in die Bredouille kommen will, bereits abgegebene Flächen zurückkaufen zu müssen. Bei der EGE geht man allerdings davon aus, hier später auch Eigentümerin zu werden. Ein Vorverkaufsrecht soll dem Vernehmen nach bestehen.