Düsseldorf. . Nach neun Monaten Prozess hat im Düsseldorfer Rotlichtprozess jetzt eine 37-jährige Angeklagte ausgesagt. Die Prostituierte schilderte die Nacht mit einem Kunden, der sich selbst als Opfer einer Abzocke fühlt. Ihrer Meinung nach war der Kunde aber sehr zufrieden, ja sogar verliebt in sie.

„Ich dachte, er wäre zufrieden.“ Teils unter Tränen berichtete am Freitag eine Angeklagte (37) im Rotlichtprozess von der Nacht mit einem Bordellkunden. Der Arzt (55) war danach zur Polizei gegangen und gehört laut Anklage zu den Opfern der vorgeworfenen systematischen Abzocke in den Rethelstraßen-Bordellen. Inzwischen zweifelt auch die Staatsanwaltschaft an seiner Aussage.

Die 37-Jährige zeigte weinend ihre Enttäuschung: „Er war verliebt in mich. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass er mich anzeigt und in das größte Trauma meines Lebens stürzt.“ Sie und eine Kollegin hatten den Mediziner am 26. März 2011 im „Dschungelzimmer“ verwöhnt. Er habe den Zimmerpreis gekannt (500 Euro pro Stunde und Dame).

Lesbenshow und lebendes Buffet

Und Sonderleistungen in Anspruch genommen. Dazu zählten eine Lesbenshow, SM-Spiele, das Verteilen von Sahne und Erdbeeren auf einer Dame und anschließendes Ablecken, genannt „lebendes Buffet“ und mehr. Auch teure Getränke habe er bestellt.

Regelmäßig habe er zum Abbuchen einer weiteren Mitarbeiterin seine Kreditkarte gegeben. Er habe den Stundenpreis herunterhandeln wollen, dafür wurden aber kürzere Zeiten abgerechnet. Die Gesamtrechnung betrug rund 7000 Euro. „Ich hatte nie den Eindruck, dass er nicht Herr seiner Sinne war“, so die Angeklagte.

Ermittlung wegen Falschaussage

Der 55-Jährige hatte ausgesagt, in der Nacht merkwürdig apathisch gewesen zu sein, er erinnere sich an kaum etwas. Er will nach der Rückkehr in sein Hotel geschlafen haben, weil er sich so schlecht fühlte. Das haben aber Text-Botschaften auf das Handy der Angeklagten widerlegt. Darin lud er die beiden Frauen noch in sein Hotel ein. Staatsanwalt Peter Großbach erklärte gestern, es gebe ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussage gegen den Arzt.

Die 37-Jährige ist die erste Angeklagte, die zu den Anklage-Vorwürfen aussagt. Die übrigen sieben sagten bisher nichts. Monder B. hat zwar seinen Kokainhandel im Bordell gestanden, aber zu den Abzocke-Vorwürfen schwieg er.