Düsseldorf. . Der Düsseldorfer Rotlicht-Prozess wird immer undurchsichtiger. Erneut hat sich ein Zeuge vor Gericht als wenig glaubwürdig erwiesen. Ein 55-Jähriger hatte behauptet tief und fest geschlafen zu haben, nachdem er im Bordell betrogen und betäubt wurde. Eine SMS in seinem Handy weckt Zweifel.

Schlief der 55-Jährige tief und fest, nachdem er im Bordell betrogen und betäubt wurde? So hatte er es berichtet. Jetzt wurden SMS in seinem Handy gefunden, die dem widersprechen. Damit erweist sich erneut ein Zeuge im Rotlicht-Prozess als wenig glaubwürdig.

Der 55-jährige Augenarzt, der einen Kongress besuchte, soll einer der Männer sein, die in den Häusern an der Rethelstraße bewusstlos gemacht wurden, um ihre Kreditkarten zu plündern. Seit Juli 2013 verhandelt das Landgericht gegen Bordellbetreiber Thomas M. (47) und sieben Mitarbeiter. Das Verfahren gegen einen weiteren Angeklagten wurde wegen dessen Erkrankung abgetrennt.

Der Mediziner hat ausgesagt, mit zwei Frauen auf einem Zimmer gewesen zu sein, weißes Pulver für seine Potenz erhalten zu haben. Gegen zwei Uhr sei er ins Hotel zurückgekehrt, gegen 10 Uhr von einem Anruf seiner Bank geweckt worden. Da erst habe er erkannt, was passiert war. Weil er sich schlecht fühlte, ließ er sich ärztlich untersuchen. Man fand Kokain in seinem Blut.

Liebes-Botschaft an Prostituierte

Die Verteidiger erreichten im Prozess, dass der Arzt sein Handy herausgab. Darin fanden die Ermittler mehrere Liebes-Botschaften aus der Nacht an die beiden Prostituierten: Er lud sie ein, sofort zu ihm ins Hotel zu kommen. Ob jemand sich so verhalte, nachdem er beraubt wurde, fragte Anwalt Benedikt Pauka. Ob er betäubt gewesen sein kann? Damit ist es der Verteidigung gelungen, den vierten Zeugen anzugreifen.

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Einem Geschäftsmann (45) wurde nachgewiesen, dass er regelmäßig Kokain nimmt. Er hatte gesagt, die in seinem Haar gefundene Droge müsse ihm im Bordell verabreicht worden sein. Ein Hotelmanager (44) musste zugeben, vor dem Bordellbesuch mehr getrunken zu haben, als angegeben. Ein Zeuge fiel aus, weil er alkoholkrank ist. Die Verteidigung sieht es als Erfolg ihrer Strategie, dass das Gericht 30.000 von 250.000 Euro freigab, die bei Thomas M. beschlagnahmt wurden.

Staatsanwaltschaft hält an Vorwürfen fest

Die Staatsanwaltschaft hält an den Vorwürfen fest. Insgesamt 27 Fälle wirft sie den Angeklagten vor. Auch wenn Zeugen teilweise nicht die Wahrheit sagten, seien sie nicht völlig unglaubwürdig. Zudem gebe es objektive Beweise durch Abbuchungen. Einige lägen zum Beispiel zu nah beieinander, als dass dafür jedes Mal eine Stunde mit einer Prostituierten bezahlt worden sein könne.

Am Dienstag wurde die Aussage eines Angeklagten (30) erwartet, der im Erotikhotel „LaViva“ Kokain verkauft haben soll. Doch die Verhandlung wurde vertagt.