Düsseldorf. Die Stimmung im Irish Pub “Suttion's“ an der Hunsrückenstraße in der Altstadt ist gut. Immer. Selbst dann, wenn Fortuna verliert. Wie am Dienstagabend in Offenbach. Von Ex-Oberligaspielern, einer Schwedin, einem Österreicher und Arie van Lent in Düsseldorf.

Der Turmbau zu Babel endete, weil Gott die Sprache der Menschen verwirrte. Auch im Irish Pub "Suttion's" an der Hunsrückenstraße herrscht Sprachen-Wirrwarr, der Laden läuft trotzdem wie geschmiert. Die Gäste kommen aus aller Herren Länder – aus Brasilien, Japan, Russland, Mexiko. Die Mädels und Jungs hinter der Theke stammen aus Griechenland, Schweden, Holland, Deutschland. Und weil die Stimmung im schlauchförmigen Altstadt-Lokal stets heiter und friedlich ist, geraten die unangenehmen Dinge schonmal in den Hintergrund. Am vergangenen Dienstagabend sogar die grottige Vorstellung der Fortuna im Pokal bei Kickers Offenbach. Das internationale Daumendrücken half nicht. Die Düsseldorfer Kicker verloren 0:2. So what! Ein Guiness bitte! Trinken und vergessen.

„Wenn Fortuna nicht im eigenen Stadion spielt, dann haben wir hier sehr, sehr viele Fans“, sagt Linnea Björneras, deren Lebensgefährte Akis Hantzis das Pub managt. Das Paar hilft im Laden mit, zapft Guinness, Kilkenny oder Stowford Cider. Linnea ist selbst zum Fortuna-Anhänger geworden, nachdem sie 2008 in die Rheinmetropole kam. Zu Hause in Schweden drückt sie indes Hammarby IF die Daumen. Das ist übrigens der Verein, von dem Ex-Stürmer Hasse Holmqvist 1984 zur Fortuna wechselte. Nur mal so.

Ramsch, aber kein Ramschladen

Nicht nur Fortuna, auch das Irish Pub an der Neustraße ist für viele Menschen, die von weit her kommen, eine Anlaufstation in Düsseldorf. Es gibt fünf Fußball-Flachbildschirme und eine große Leinwand im hinteren Raum, in dem die meisten Fans sitzen. Im gesamten Laden sieht es aus, wie in den Wohnungen vieler alter Leute, die sich von nichts trennen können. Es herrscht ein Gegenstände-Wirrwarr: Modelle von Segelschiffen stehen in den Nischen, staubige Weihnachtsgestecke hängen an der Wand, Länderflaggen an der Decke. Ramsch, wohin man schaut. Aber es ist gemütlich und irgendwie beruhigend. Wahrscheinlich sind die Rastlosen, die Nachtschwärmer auch deshalb so gerne hier.

Manchmal spülen die Altstadtgassen auch dunkle Gestalten mit mürrischem Blick in den Laden. Aber diese Pub-Kameraden sind schnell wieder draußen, weil der mürrische Blick hier keinen Eindruck macht.

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Christoph Neumayer ist indes bei den Iren, die gar keine sind, hängengeblieben. Der Österreicher, der vor sechs Jahren nach Düsseldorf kam, hat sich sofort verliebt. Erst in die Menschen im Pub, dann in die Fortuna. „Die Stimmung im Stadion ist einfach genial“, sagt der Dauerkarteninhaber, der jedes Auswärtsspiel der Rot-Weißen an der Neustraße bei einem gepflegten Guiness verfolgt. Während des Offenbach-Pokalkicks hat er von Anfang an ein schlechtes Gefühl. „Der Gegner steht mit zwei Viererketten ganz tief“, fachsimpelt Neumayer. „So was liegt unserer Mannschaft ganz und gar nicht.“

Jörg Lieske hat früher selbst einmal bei Fortunas Oberligamannschaft gekickt und war irgendwann einmal Deutscher Beach-Soccer-Nationalspieler. Auch der Pempelforter kommt regelmäßig in die Kneipe im Schatten der Andreaskirche. „Auch wenn ich hier bei diesem internationalen Publikum eher ein Exot bin“, witzelt der 41-Jährige. Lieske ist zur Halbzeitpause des Pokalspiels deutlich zuversichtlicher als der Kollege aus Österreich. „Ich tippe mal 4:1 für uns nach Elfmeterschießen!“

Arie van Lent in Düsseldorf

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Daraus wird nix, Fortuna geht in der zweiten Halbzeit die Luft aus. Auf den Bildschirmen lassen die Düsseldorf nach dem Abpfiff die Köpfe hängen, während die Offenbacher ihren Trainer Arie van Lent auf Händen tragen.

Arie van Lent. Wir verraten jetzt mal was. Der frühere Bundesligaprofi (u.a. Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen) wohnt in Liedberg bei Korschenbroich, ist aber sehr, sehr oft in Düsseldorf. Er geht häufig bei „Poccino“ – dem Italiener in den Shadow-Arkaden – Espresso trinken. Er geht mit seiner Familie frühstücken im „Muggel“ in Oberkassel. Er nutzt unsere Straßen, er wird von unseren Frauen umschwärmt. Und jetzt schmeißt er uns noch aus den Pokal raus? Gut für Arie, dass er so ein netter Kerl ist. „Irgendwann einmal Fortuna-Trainer werden, das wäre tolle“, hat der gebürtige Niederländer mal – hinter vorgehaltener Hand – gesagt. Er hat sich am Dienstag schonmal ins Gedächtnis der Fortuna-Fans gebracht.