Düsseltal. . Was für ein Abend! Fortuna siegt 2:0 in Fürth, und die „Waschbütt“ an der Achenbachstraße im Zooviertel läuft über.
Die „Waschbütt“ (Düsseldorfer Platt für „Badewanne“) gibt’s seit sieben Jahren. Wenn Fortuna spielt, ist der etwa 40 Quadratmeter große Laden ruckzuck voll. Vergangenen Dienstag gegen Fürth kommen 70 Leute. In Rot und Weiß, wie bei einer privaten Fortuna-Wohnzimmer-Party. „Mittlerweile leben wir vom Fußball“, sagt Falko vom Waschbütt-Team. „Wir sind als Quasselbude gestartet, wollten viel Kleinkunst machen.“ Nach zwei Unplugged-Konzerten kam aber das Ordnungsamt.
Jetzt also Fußball. Markus und Stephan aus Flingern sind Arbeitskollegen und haben sich zwei Barhocker am Stehtisch freihalten lassen. Der Projektor produziert gerade Bilder aus der zweiten Liga - Köln gegen FSV Frankfurt - auf die große Leinwand. Es bleibt noch Zeit zum quasseln. Markus weiß, dass es bislang nur der VfB Stuttgart geschafft hat, in der ersten Liga länger ohne Gegentor zu bleiben als die Fortuna, zwölf Spiele nämlich. Stephan sinniert über die noch zu verbessernde Offensive und kramt in der Historie. „Uwe Fuchs war damals bei Fortuna ein super Mittelstürmer, da hatten die Gegner nach dem Spiel blaue Augen.“
Uwe Fuchs war um die Jahrtausendwende auch ein ganz guter Fortuna-Trainer. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er seinen Lebensmittelpunkt in Bielefeld hatte und bei den Rückfahrten von Auswärtsspielen auf der Hälfte Strecke aus dem Bus stieg. Das aber nur am Rande.
Kurz nach dem Anpfiff in Fürth geht Falko in die Offensive. Er hat ein volles Tablett in der Hand und gibt eine Runde selbstgepanschten Schnaps aus. „Schleudergang“ heißt der Fusel, eine Mixtur aus Bananensaft, Zitrone, Limette und Korn. „Lasst uns kurz vorm 1:0 nochmal anstoßen“, protzt Falko.
Levels wie der junge Lenin
Irgendwann fällt tatsächlich das 1:0, dann das 2:0, und die Stimmung in der „Waschbütt“ wird feuchter und fröhlicher. Und weil niemand ernsthaft daran glaubt, dass Fortuna überhaupt irgendwann nochmal ein Tor kassiert, bleibt Zeit, abzuschweifen. Philipp, der mit Markus und Stephan am Tisch steht, fällt auf, dass Fortunakicker Tobias Levels aussieht wie der junge Lenin. Markus weiß was über „Lumpi“ Lambertz: „Wisst ihr, warum Lumpi so stark ist? Weil sich sein Oberkörper in eine andere Richtung bewegen kann als seine Beine.“ Vielleicht waren es auch einfach ein oder zwei „Schleudergänge“ zu viel.
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Das Spiel ist jedenfalls gleich zu Ende, und in der Waschbütt wird jede Ballberührung von Fabian Giefer frenetisch bejubelt. Fortunas Keeper ist ein Popstar, nicht nur, weil er - rein optisch - der Sänger von Tocotronic sein könnte, sondern weil er ein irre guter Torhüter ist.
Doch die Helden des Abends sind Falko und Kellnerin Sandra. Sie schlagen sich mit ihren Tabletts 90 Minuten lang durch die engen „Waschbütt“-Reihen, wie es Uwe Fuchs zu seiner Glanzzeit als Fortuna-Stürmer nicht besser hätten machen können.