Düsseldorf. . Die „Grill-Pizzeria“ ist der einzige Imbiss in Hamm. Es ist eine Fußball-Pommesbude. Wenn Fortuna spielt, geht dort der Punk ab. Nach dem 2:3 in Leverkusen fragt sich die Inhaber-Familie Zafiris, ob Juanan wohl später noch vorbei schauen wird oder ob die Laune des Abwehrspielers zu schlecht ist. Folge 5 unserer Serie “Auswärtsspiel“. Folge 5 unserer Serie “Auswärtsspiel“.

Die Wände sind geschmückt mit Devotionalien aller Art: Fotos, auf denen Inhaber Dimi Zafiris mit Otto Rehhagel oder Theofanis Gekas abgelichtet ist. Bilder vom EM-Finale der Griechen 2004 in Lissabon. Daneben Fahnen und Wimpel von Fortuna Düsseldorf ohne Ende. Doch das beste Stück, das hängt bei Dimi im Hinterzimmer, das zeigt der 47-Jährige nicht jedem: ein originales Trikot des Spaniers Juanan. Fortunas Abwehrrecke wohnt in Hamm und schaut gelegentlich bei den Zafiris’ vorbei. Er ist sowas wie ein Freund des Hauses.

Wenn Fortuna spielt, geht in Dimis „Grill-Pizzeria“ der Punk ab. Zwischen Teigschieber und Currywurst-Zerhacker haben nur drei Stehtische Platz, der Raum ist ruckzuck voll mit Menschen. Am vergangenen Sonntagnachmittag, beim Spiel der Düsseldorfer in Leverkusen, sind acht oder neun kleinere Jungs zum Gucken gekommen, dazu ein paar Erwachsene. Das reicht, damit die Scheiben schon nach fünf Minuten von innen beschlagen.

Barhocker aus dem Keller

Zwei ältere Herren kommen etwas später, kein Platz mehr. Dimi sagt zu einem von ihnen: „Herbert, hast du noch Barhocker im Keller? Kannst du die mitbringen?“ Herbert geht und holt Barhocker. Hamm ist ein Dorf, und auf dem Dorf halten alle zusammen.

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Bevor die Partie los geht, wird die taktische Aufstellung im TV gezeigt, und ein Mann im Trikot, der seltsamerweise schon vorm Spiel heiser ist, sagt: „Guck mal, der Kießling ist die einzige Spitze, die haben Angst vor uns!” Zafiris hat ein bisschen mehr Ahnung. „Die Mannschaft macht zu viele kleine Fehler”, sagt der Grieche, als es später schon 1:0 für Leverkusen steht. „Aber ich denke, wenn ich mir das so angucke, diesmal ist ein Unentschieden drin.”

Der Mann am Pizza-Ofen ist mit seiner Frau Jana vor 24 Jahren aus dem griechischen Larissa nach Deutschland gekommen, lebt nun seit 13 Jahren in Hamm. Nach und nach kamen die Kinder Theodoros (23), Angi (21) und Lamprini (15). Die Familie hat schon immer Geld mit dem schnellen Imbiss verdient. In diesem Jahr hat sich Dimi gemeinsam mit Tochter Lamprini eine Fortuna-Dauerkarte gekauft. Wenn die beiden in der Arena sind, hält Jana die Stellung. „Irgendeiner muss ja arbeiten”, sagt die 42-Jährige. Und wenn Fortuna auswärts spielt, sind alle drei in der „Grill-Pizzeria”, geben sich per Handzeichen und auf Griechisch gegenseitig Anweisungen.

Einmal Gyros mit Pommes

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Der Laden muss ja weiterlaufen, auch wenn es oben auf dem Bildschirm spannend wird. Düsseldorfs Bodzek hat gerade den 2:3-Anschlusstreffer gemacht, doch gegen Ende des Spiels kommen auch immer mehr, sagen wir, „normale“ Kunden zur Tür herein, um Gyros mit Pommes oder Pizza Hawaii zu bestellen. Einige fragen sich, ob es hier wohl etwas umsonst gibt. Ach so - Fortuna spielt!

Am Ende reicht es leider nicht für die Mannschaft, alle sind ein bisschen traurig und der Heisere hat jetzt keine Stimme mehr. Jana Zafiris fragt sich, ob Juanan wohl später noch vorbei schauen wird oder ob die Laune dann doch zu schlecht ist. Die Familie schwärmt von „ihrem” Fortunen. Jana sagt: „Der Mann ist sehr nett, überhaupt nicht abgehoben, total auf dem Boden geblieben.”

Eben ein absoluter Hammer.