Wesel. Brauer vom Niederrhein haben sich für den 23. April eine besondere Aktion überlegt. Wann und wo es Bier für einen Euro gibt.
Fürs erste Bier ist es noch etwas zu früh, auch wenn nur Brauer am Tisch sitzen, deshalb gibt‘s erstmal einen heißen Kaffee. Walter Hüsges stellt die Porzellankanne ab, stülpt noch schnell eine Stoffhaube drüber, und setzt sich dann zu seinen Kollegen. „Seit Jahren schwebt mir schon vor, dass wir zusammen etwas zum Tag des deutschen Bieres zu machen“, erzählt der Gründer von Walter Bräu Büderich. Und jetzt endlich hat es geklappt! Was genau die Brauer vom Niederrhein für den 23. April geplant haben, verraten sie jedoch nicht sofort. Es soll ja spannend bleiben... Stattdessen gibt‘s erstmal eine kleine Einführung, wieso sie mit so viel Leidenschaft dabei sind. Denn übers Brauen sprechen und vom Bier schwärmen können sie immer, auch schon am Vormittag.
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Schließlich gilt handwerkliches Bierbrauen als immaterielles Kulturerbe, berechtigterweise, wie Wilhelm Kloppert von der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur findet. „Seit 10.000 Jahren wird Bier gebraut“, sagt er. „Wahrscheinlich wurde es per Zufall entdeckt, aber es hat auf jeden Fall zum Sesshaftwerden der Menschen beigetragen.“ Nicht umsonst heißt es: „Bier ist Heimat.“ Genau das leben die Brauer vom Niederrhein, bis heute, und möchten sogar für noch mehr Heimat in ihren Bieren sorgen. Deshalb ist vor fünf Jahren das Projekt „Korn B“ gestartet. Die Idee dahinter: Landwirte bauen alte Getreidesorten an, die später dann Brauer für regionale Biersorten verwenden können.
Brauprojekt 777 aus Voerde
„Bierbrauen fängt nicht in der Brauerei, sondern auf dem Feld an“, hält Wilhelm Kloppert fest. „Und wir wollen zeigen, dass Bier ein völlig natürliches Produkt ist.“ Hopfen, Malz und Wasser... und fertig ist das Bier. Nee, ganz so einfach ist es natürlich nicht, wie schon über 1000 Teilnehmende in seinen Braukursen gelernt haben. „Das Interesse wächst“, betont er. Damit das auch so weitergeht, haben sich die Brauer vom Niederrhein zusammengeschlossen, nicht zuletzt über die „Genussregion Niederrhein“. Helmut Ebbert von der Feldschlösschen Brauerei ist als Gründungsmitglied dabei seit, „ein paar verrückte Leute am Tisch saßen“, sagt er, „mittlerweile haben wir schon über 100 Mitglieder.“ Und es werden immer mehr.
Einer von den „Neulingen“ ist Klaus Passerschröer, der genau in diesem Moment die gemütliche Stube betritt. Zusammen mit seinem besten Freund Sven Gerding erweckt er die alte Brauerei Hagedorn in Rhede zu neuem Leben, um dort kreative Biere herzustellen. „Unter handwerklichen Bierbrauern gibt‘s keine Konkurrenz“, erklärt er. Sie können nur voneinander lernen und das manchmal, wie im Fall von Arne Hendschke, von der Pike auf. Vor 22 Jahren ist er bei der Feldschlösschen Brauerei in die Lehre gegangen, vor 12 Jahren hat er gemeinsam mit drei Freunden das Brauprojekt 777 gestartet. „Wir konzentrieren uns auf Spezial- und Saisonbiere“, erklärt er. 35 Sorten brauen sie im Jahr, darunter solche wie Gerdie, Quadrupel, Erdbeerale...
Niederrhein Weizen aus Büderich
„Der Markt ist so verpilst“, erklärt Arne Hendschke. Dabei ist Bier so viel mehr als Pils! Seine Kollegen nicken zustimmend, Wilhelm Kloppert wirft noch schnell ein Argument ein, gegen das wirklich niemand etwas sagen kann: „Wein hat 1600 Aromen...“ Bedeutungsvolle Pause. „Und Bier hat 2000 Aromen.“ Deshalb sind sie alle auf der ständigen Suche nach dem Neuen, Leckeren, Besonderen oder manchmal, wie Walter Hüsges, nach dem Unmöglichen. „Zu mir kam ein Gast, der nach einem hundertprozentigen Weizenbier gefragt hat“, erzählt er. „Wir haben uns dann erstmal eine Stunde gezankt.“ Denn das funktioniert nicht. Oder doch? Der Braumeister probierte es einfach mal aus... und kann nun eine einzigartige Kreation präsentieren: das „Niederrhein Weizen“.
Aktion für den guten Zweck
Das Geld, das die Brauer bei der Aktion am Dienstag, 23. April, von 19 bis 20 Uhr am Berliner Tor in Wesel einnehmen, spenden sie dem Verein „Löwenzahn & Pusteblume e.V.“
Der „Löwenzahn & Pusteblume e.V.“ unterstützt Kinder und Jugendliche mit einer lebensverkürzenden Erkrankung und deren Familien in der Region Wesel.
Die Kollegen haben es natürlich schon probiert und kommen aus dem Schwärmen kaum raus... „Das ist was für Whiskeytrinker“, sagt der eine. „Weil das Malz mit Eichenholzrauch geräuchert wurde.“ Aber nicht nur, widerspricht der andere, „das ist auch total erfrischend, weil es ja auch nur einen Alkoholgehalt von 2,5 Prozent hat.“ Damit eignet es sich ja schon fast zum Frühshoppen! Ja, die Brauer lieben ihre Biere und das ist auch der Grund für ihre Aktion zum Tag des deutschen Bieres am 23. April: In der Pop-Up-Bar am Berliner Tor in Wesel schenken sie eine Stunde lang Bier zu einem „unschlagbaren Preis“, wie sie selbst sagen, aus. Ein Glas, egal ob mit oder ohne Alkohol, kostet dann einen Euro. Los geht‘s um 19 Uhr, also zur besten Zeit fürs erste Bier!