Emmerich. Andre de Schrevel stellt in seiner Niederrhein Destille Dornick in Emmerich Bierbrand her. Die Grundlage: Bockbier von Walter Bräu aus Wesel.
Mit folgender Aussage sorgt Andre de Schrevel regelmäßig für ungläubiges Kopfschütteln: „Ein Schnaps hat weniger Alkohol als ein Bier.“ Doch doch, sagt er dann direkt im Anschluss, wenn sein Gegenüber es nicht glauben kann. Und rechnet es direkt vor: „In 0,2 Liter Bier mit 4,9 Alkohol-Volumenprozent sind 9,8 Milliliter Alkohol. In zwei Zentiliter Schnaps mit 40 Alkohol-Volumenprozent nur acht Milliliter Alkohol.“ Da hat er irgendwie Recht. „Ich versuche deshalb die Menschen zu missionieren“, sagt er und lacht. Also gut, dann ab jetzt eben Bier in Schnapsform. Und das geht tatsächlich, wie der Bierbrand aus der Niederrhein Destille Dornick in Emmerich beweist.
De Schrevel ist eigentlich gelernter Zahntechniker, betrieb in Dornick ein eigenes Dentallabor. Irgendwann aber hatte er genug von seinem hektischen Beruf, wollte lieber seiner großen Leidenschaft nachgehen. Und verwandelte sein Labor in eine Destillerie. Seine Frau Ingeborg war damals „mehr als skeptisch“, wie sie selbst erzählt. Heute aber ist sie froh, dass die beiden den Schritt gewagt haben. Und das hat vor allem einen Grund: „Die Leute kommen schon gut gelaunt zu uns.“ Meist mit dem Rad, um sich auf der Terrasse durch diverse Brände zu nippen und am Ende das Lieblingsgetränk für Zuhause mitzunehmen. Der Bierbrand kommt dabei immer gut an, immerhin hat er sogar schon einige Preise gewonnen.
Bockbier von Walter Bräu in Wesel
Dabei ist de Schrevel selbst eher zufällig über den „Bierschnaps“ gestolpert. In einer Goslarer Gaststätte hat er zum ersten Mal davon gehört und natürlich direkt auch probiert. „Das hat sehr gut geschmeckt“, erinnert er sich. So gut sogar, dass er zurück am Niederrhein Braumeister Walter Hüsges aus Wesel ansprach. Seitdem verwandelt sich einmal im Jahr dunkles Bockbier von Walter Bräu in einen bernsteinfarbenen Bierbrand von der Niederrhein Destille. Der Prozess ist dabei ähnlich wie bei Obstbränden, erklärt der Experte. Als Beweis nimmt er mit in den wichtigsten Raum der Destillerie. Hier stehen zwei Brenngeräte, eine große und eine kleine Anlage.
In den großen Kessel passen 150 Liter Bier, die de Schrevel auf 78,3 Grad erhitzt. Das ist der Siedepunkt von Ethanol. Alles Überflüssige verdampft bereits bei niedrigeren oder später bei höheren Temperaturen. Erfahrung braucht es für den Brennprozess, aber auch eine „gute Nase“, wie de Schrevel erklärt. Zum Beweis holt er ein Glas hervor, lässt einmal dran schnuppern. Riecht wie… Klebstoff! Das will wirklich niemand trinken. „Das schönste Kompliment war, dass mal jemand gesagt hat, von meinen Bränden würde er keine Kopfschmerzen bekommen“, sagt er und lacht. Aber, darauf sei an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern auch verwiesen: „Die Dosis macht das Gift.“
Monatelange Lagerung im Holzfass
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Nach dem Feinbrand im kleinen Kessel fließen acht Liter hochprozentige und durchsichtige Flüssigkeit in einen Eimer. „Die Farbe entsteht erst durch die Holzfasslagerung“, erklärt de Schrevel. Wichtig ist die monatelange Lagerung aber natürlich auch für den Geschmack. „Unheimlich weich“, sagt der Produzent über sein Produkt. Um das zu prüfen, bitte einmal nippen. Die Bierhefe kommt leicht durch, sorgt für fruchtige und an Bananen erinnernde Aromen. Vor allem aber ist der Bierbrand überraschend mild für 40 Prozent Alkohol. Wobei, das haben wir ja heute schon gelernt, die Prozentzahlen relativ sind. Hauptsache, es schmeckt.