Voerde. Von Peppermint Pale Ale über Coffee Stout bis zu Whisky Pale Ale – die Jungs vom Brauprojekt 777 aus Voerde-Spellen experimentieren gerne herum.

Alles hat seine Zeit. Auch das Bier. Die jungen Bierbrauer aus Spellen – Insidern durchaus vertraut als Brauprojekt 777, haben das natürlich erkannt und lassen nicht nur „normales“ Landbier, süffiges Ale oder ein wunderbar perliges Triple7 IPA ins Glas laufen, sondern jahreszeitlich geprägte Gerstensäfte – die nicht Bier heißen dürfen, obwohl sie Biere sind, mit Hopfen und Malz und Wasser drin – aber eben auch mal mit Kürbis, zum Beispiel. Oder Himbeeren, Peppermint oder Honig. Alles natürliche Rohstoffe…

Meine Kollegin Sara Schurmann, die als Bierpodcasterin inzwischen mit der Welt niederrheinischer Gerstensäfte bestens vertraut ist, und ich haben uns mal von den Jungs vom Brauprojekt 777 zum Biertasting überreden lassen… Und was sollen wir sagen, holla, da gibt’s die eine oder andere Geschmacksexplosion am Gaumen…

Lemon Drop, Triple Cherry Sour, Süßholz Stout – wie viel Bier braucht der Mensch?

Es fängt an wie immer und überall – dieses wunderbare, sonorige, erwartungsfrohe Plöpp, wenn der Kronkorken fällt, gefolgt von einem kleinen wohligen Zischen, wenn der Gerstensaft ins Glas fließen darf. Aber, pardon, knatschrotes Bier? Das aussieht, als wäre ein Dutzend Kirschlollys im Glas versenkt worden? Kollegin Sara schnappt sich unbeirrt das Tastingglas, kurz das Aroma eingeatmet, „Hm, riecht echt fruchtig“, ein kleiner Schluck und dann ein großer Gruß. „Lecker. Und gar nicht mal süß.“ – „Triple Cherry Sour Ale“ grinsen die Brauherren, haben längst meinen irritierten Blick bemerkt und schieben mir was anders hin: Ohne vorher anzumahnen: „Fruchtbiere sind gerade im Sommer der Hit. Leicht, süffig, total lecker.“

Na, wie schmeckt das Triple Cherry Sour Ale? Gut, findet zumindest Redakteurin Sara Schurmann.
Na, wie schmeckt das Triple Cherry Sour Ale? Gut, findet zumindest Redakteurin Sara Schurmann. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Ich meinem Gläschen schaukelt eine deutlich schwachrotere Verführung – und weil ich beobachtet habe, wie die Fachleute Biertasting machen, führe ich das Glas nicht zum Mund, sondern zur Nase, kurz hineingeschnüffelt, oh ja, Himbeere. Dann schaukele ich das Glas ein bisschen hin und her, halte es prüfend ins Licht – und sehe eigentlich: nix. „Feinporiger Schaum“ belehrt mich Kollegin Sara, die mindestens einen Hektoliter Bier schon durchgetestet hat bei ihrem Podcast. Ich nicke ergeben und wage den Schluck: Hm, riecht süßer als es schmeckt. „Weich im Antrunk“ grinse ich und schiebe das Fruchtige weg. Nicht mein Ding. „Frauenbier“ brumme ich noch leise in mich hinein – und schon schrillen alle Alarmglocken. „Es gibt kein Frauenbier!“ „Das mögen auch Männer!“ „Und ich auch“, freut sich Sara. Und macht das Glas leer. Prosit.

Single Hop, Pilsss (ja, mit drei „s“), Red Ale, Sweet Wood Seven, Cider Ale, Peppermint Pale Ale…

Unsere Biere sind echte regionale Naturprodukte“, sagen die 777-Jungs. „Wir benutzen keine künstlichen Aromastoffe.“ Und doch verstehen sie mich und bauen ein wunderbar helles, blumiges Landbier vor mir auf: „Gerstenglück“. Geht doch. Leckeres vom Land. Kollegin Sara guckt wenig begeistert, murmelt etwas wie „je wärmer das Bier desto mehr schmeckt man die Aromen“ und wird belohnt: mit einem frischen Coffee Stout. Ein stark gehopftes, dunkles, obergäriges Bier mit hohem Alkoholgehalt, das nach Kaffee schmeckt. Spannend. Und schmeckt in der Tat: interessant.

Brauprojekt 777 aus Voerde-Spellen bietet ganzjährliche Standardsorten an, darunter das Pilsss oder das Red Ale. Andere Sorten wie das Sommerbier gibt’s nur zu bestimmten Jahreszeiten.
Brauprojekt 777 aus Voerde-Spellen bietet ganzjährliche Standardsorten an, darunter das Pilsss oder das Red Ale. Andere Sorten wie das Sommerbier gibt’s nur zu bestimmten Jahreszeiten. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Und dann findet sich ganz am Ende unsere Bierexpedition tatsächlich eines, das uns beiden nahezu gleichzeitig ein „Boa, das ist aber lecker“ entlockt: weich liegt es im Glas, wunderbar bernsteinfarben, ein Jahr lang im Fass gereift – aber nicht in irgendeinem, sondern in einem schottischen Whiskyfass. Und so schmeckt das Bier dann auch, leicht rauchig, etwas knarzig und robust, süffig und, ja doch, stark. „Holzfassgereifte Bier sind sehr komplex im Aroma und stark im Geschmack“, nicken die 777-Brauer. Wie edle Weine sind die in erster Linie nicht dafür gemacht, den Durst zu löschen, sondern man genießt sie bei einem guten Essen. Oder einfach so mit Freunden. „Lass Dich von unseren Bieren überzeugen und entdecke die Vielfalt des Niederrheins“, grinsen die 777er dann noch.

>>> Vier Jungs und viel Bier

Das ist das Brauprojekt 777: Arne Hendschke, Christian Preuwe, Tim Schade und Torsten Mömken.

Einmal im Monat gibt’s einen Werkverkauf in der kleinen Brauerei in Voerde, Friedrich-Wilhelm Straße 48.

Kontakt:02855/9369191, E-Mail: info@brauprojekt.de