Bedburg-Hau. Susanne Wingels aus Bedburg-Hau hat eine kulinarische Entdeckungsreise am Niederrhein gemacht. „Hofläden & Manufakturen“ heißt ihr neues Buch.

Ihre Familie dachte zunächst, Susanne Wingels hätte ein Kochbuch bestellt. Weil auf der Titelseite eine hölzerne Kiste gefüllt mit knackigem Gemüse abgebildet ist. Aber nee, lieber nochmal genauer hinschauen! Denn es geht nicht etwa um Rezepte, sondern um „Hofläden & Manufakturen“. Und geschrieben hat es… Susanne Wingels. „Schon wieder eins von mir“, sagt sie selbst und lacht. Doch am Niederrhein gibt’s einfach so viel zu entdecken, dass sie nach mehreren Freizeitführern nun eben auch noch einen kulinarischen Überblicksband nachgelegt hat.

Allerdings, das wissen alle Kennerinnen und Kenner nur allzu gut, hat die Region tatsächlich so viele Hofläden, Bauernhofcafés, Manufakturen zu bieten, dass sich schnell die Frage stellt: Wo anfangen? Und wo aufhören? Vor dem Dilemma stand auch Susanne Wingels, als sie mit der Recherche begann. Die beste Quelle dabei: „1000 Freizeittipps Niederrhein“, also ihr eigenes Buch, das bereits 2018 erschienen ist und 2023 neu aufgelegt wurde. „Ich habe damals 200.000 Zeichen zu viel geschrieben“, erzählt sie, „das war meine eigene Dusseligkeit.“

Nussecken vom Straetmannshof

Doch ebenjene „Dusseligkeit“ half ihr bei der Arbeit fürs neue Buch, denn den alten, viel zu langen Text hatte sie noch immer auf ihrer Festplatte gespeichert. Deshalb brauchte sie in die Suchleiste nur Stichworte wie „Café“ oder „Manufaktur“eingeben und schon stieß sie auf die passenden Stellen. Das war zumindest ein Anfang! Außerdem hat natürlich auch das Internet geholfen und, ganz wichtig, „beim Rumfahren habe ich immer die Augen offen gehalten“. Als sie beispielsweise auf dem Weg zur Markthalle von Petkens in Kerken war, fielen ihr die vielen Menschen schräg gegenüber auf…

„Das wirkte schon fast wie eine Pilgerstätte“, erinnert sich Susanne Wingels. Deshalb musste sie dort direkt mal nachschauen… und fand dadurch zum Bauerncafé Beyen. Die selbstgemachten Suppen, Eintöpfe und Torten sind so beliebt, dass der Laden ständig voll ist. Deshalb ist ihre Zufallsentdeckung natürlich auch im Buch gelandet, ebenso wie der Straetmannshof. Eigentlich wusste sie nur, dass es dort Käse aus eigener Herstellung gibt. Aber dann riet ihr eine Verkäuferin eines anderen Hofladens: „Probieren Sie mal die Nussecken vom Straetmannshof, die sind göttlich!“

Brot aus der Mühle Donsbrüggen

Das musste sich Susanne Wingels nicht zwei Mal sagen lassen. Und tatsächlich, „nicht nur der Käse, sondern auch das Gebäck hat eine Wahnsinnsqualität“, lautet ihr Fazit. Ja, es gibt schlimmere Jobs, als sich durchs Sortiment von Hofläden zu probieren, das muss sie lachend zugeben. So einige Spezialitäten hat sie dabei für sich entdeckt… „Mein Lieblingsbrot kommt aus der Mühle Donsbrüggen“, verrät sie, genauer gesagt, „das Helle“. Und dann sind da noch die Säfte aus der Obstkelterei van Nahmen, „wir lieben alle den Secco“, der Kaffee von der Manufaktur Rheinkult oder der Huchelspargel aus Walbeck.

Die kleinen Besucherinnen und Besucher dürften mithelfen beim Brotbacken in der Kriemhild-Mühle in Xanten.
Die kleinen Besucherinnen und Besucher dürften mithelfen beim Brotbacken in der Kriemhild-Mühle in Xanten. © Susanne Wingels

Letzterer hat es der Autorin besonders angetan: „Ich habe mich total verliebt!“ Wie die alte Sorte schmeckt? Nussig sagen die Profis, sie würde ihn eher als „samtig“ beschreiben. Köstlich! Neben allerhand kulinarischen Überraschungen gab’s aber auch einige andere Erlebnisse, die sie nicht mehr vergessen wird. Dazu zählt ganz bestimmt der Moment, als sie an einem heißen Tag über den Hof Jeuken in Kevelaer spazierte… „und plötzlich eine Herde Strauße vor mir stand.“ Die Tiere waren einfach ausgebüxt! Machte aber nix, kurz darauf standen sie stampfend und rasselnd wieder auf der Wiese.

Strauße und Schweine am Niederrhein

„Ich habe mich gefühlt wie in einer afrikanischen Savanne“, erzählt Susanne Wingels. Und dann auch noch der urige Hofladen, „das ist eine Mischung aus Geschäft und Museum“, sagt sie. Ja, wenn sie durchs Buch blättert, insgesamt 35 große Reportagen und 45 kleine Vorstellungen sind es am Ende geworden, dann fällt ihr so manche Geschichte ein… Als sie mit dem Golfcart durch die Plantage von Edelobst Raadts gefahren ist oder auf dem Rouenhof plötzlich eine Kuh vor ihrer Kamera stand – das hat ihr alles großen Spaß bereitet.

Nanu, wer schaut denn hier auf dem Rouenhof in Kevelaer so neugierig in die Kamera?
Nanu, wer schaut denn hier auf dem Rouenhof in Kevelaer so neugierig in die Kamera? © Susanne Wingels

Meistens war sie bei ihren Touren allein unterwegs, „damit ich Raum für meine Gedanken habe“, sagt die Autorin. Und genügend Ruhe, um auch mal ein Pläuschken mit den Leuten zu halten. Nur so konnte sie erfahren, wieso die Schweine auf dem Biolandhof Frohnenbruch in Kamp-Lintfort so glücklich – und ganz ohne Fliegen – sind. „Ich habe wirklich viel gelernt“, gibt sie zu. Kein Wunder, dass sie es mit dem Recherchieren und Schreiben einfach nicht lassen kann. Das nächste Buch, „Heimatschätze. Historische Orte in der Eifel entdecken“ erscheint im September. Aber keine Sorge, der Niederrhein lässt sie auch in Zukunft nicht los. „Umsonst & Draußen – Freizeitspaß am Niederrhein“ ist ebenfalls schon geplant. Denn, das steht fest, es gibt einfach so viel vor der eigenen Haustür zu entdecken!

>>> Hofläden und Manufakturen am Niederrhein

Das Buch „Hofläden & Manufakturen: Niederrhein“ ist im Wartberg Verlag erschienen, zählt 128 Seiten mit vielen Farbfotos und kostet 16,90 Euro.

Insgesamt stellt Susanne Wingels 35 besondere Hofläden und Manufakturen in großen Reportagen vor, dazu kommen 45 Kurzprofile weiterer Betriebe.

Neu erschienen ist im Wartberg Verlag auch die Neuauflage von „Niederrhein entdecken“ mit 1000 Freizeittipps von Susanne Wingels, zum Preis von 16,90 Euro.