Issum. James, Fritz, Ellie und die anderen Schafe lieben es, zu kuscheln. Auf dem Kleinhaeverhof in Issum können Gäste aber auch Schaf-Yoga buchen.

Die Dreadlocks fallen ihm lässig über die Stirn und auch sonst ist James ein ziemlich entspannter Typ. Im Gegensatz zur kleinen Ellie, die stürmisch den verschmusten Fritz wegschubst. Doch sie alle haben etwas gemeinsam: Sie können ganz schön laut mähen und blöken! Sandra Smeyts lacht. „Ja, sie wollen jetzt langsam mal raus“, sagt sie, „aber das bin ich gewohnt.“ Und deshalb lässt sie sich nicht stressen, sondern läuft in aller Seelenruhe zum Stall. Da stehen sie auch schon – James, Fritz, Ellie und die anderen Schafe – und stecken neugierig ihre Köpfe durchs Gitter. Ja, ja, gleich dürfen sie endlich raus!

Vor 13 Jahren hat Sandra Smeyts mit ihrem Mann Mario den Kleinhaeverhof von ihren Schwiegereltern übernommen. Das Leben auf dem Land kannte sie zwar schon, „als Kind bin ich immer direkt zum Bauernhof geradelt, wenn zum Beispiel gerade neue Ferkelchen auf der Welt waren“, erzählt sie, doch trotzdem stand erstmal die Frage im Raum: „Was machen wir jetzt damit?“ Zunächst versuchten sie es mit einer Ziegenzucht, allerdings war das schwieriger als gedacht. Denn Angoraziegen sind nicht nur besonders wertvoll, sondern auch ziemlich eigensinnig. „Die haben ihren Kopf überall zwischengesteckt.“

Erlebnisse auf dem Bauernhof

Als die Hobbylandwirtin und ihr Mann dann vor acht Jahren auf einer Kreistierschau die Gotlandschafe entdeckten, war es direkt um sie geschehen. Wollig sind sie auch, dafür aber haben sie keine – manchmal für den Menschen schmerzhaften – Hörner. Perfekt also für ihren Bauernhof, auf dem sie Erlebnisse für Groß und Klein anbieten möchten. Denn Sandra Smeyts ist nicht nur hauptberuflich Büroangestellte, sondern auch gelernte Bauernhoferlebnispädagogin. Kein Wunder, dass ihr schnell „eine verrückte Idee nach der anderen“ gekommen ist, wie sie selbst sagt.

Sandra Smeyts kuschelt selbst natürlich auch gern mit den Schafen auf ihrem Kleinhaeverhof in Issum.
Sandra Smeyts kuschelt selbst natürlich auch gern mit den Schafen auf ihrem Kleinhaeverhof in Issum. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Schaf-Kuscheln, Schaf-Shooting, Schaf-Picknick, Schaf-Yoga… Das Angebot ist groß, vielfältig und – ja, eben auch – etwas verrückt. „Die meisten Leute kennen Schafe nur von den Deichen“, sagt Sandra Smeyts, während sie vorsichtig das Tor öffnet. „Aber viele wollen die Tiere auch mal richtig erleben.“ Einfach mal die Nase ins Fell stecken, zum Beispiel! Das klappt am besten bei – na klar – dem entspannten James. Und genau den holt sie nun als Ersten aus dem Stall. Die anderen finden das zwar echt unfair, wie sie lautstark mitteilen, aber auch davon lässt sie sich nicht beirren.

Kurzer Schnüffeltest

„James ist ein Flaschenlamm“, erklärt Sandra Smeyts und legt ihm dabei eine Leine um den Hals. „Ich habe ihn quasi in der Küche groß gezogen, weil seine Mutter ihn verstoßen hat.“ Deshalb ist er besonders zutraulich oder, auch das trifft auf ihn zu, sehr anhänglich. „Er läuft nicht weiter weg als Mama ist“, gibt sie zu und lacht. Allerdings sieht nun das Gras im Garten so schön saftig aus… Auf das stürzt er sich jetzt erst einmal, snackt dann noch ein paar Blätter eines Busches, und kann dann entspannt eine Runde an der Leine drehen.

Als „Therapieschaf“ setzt Sandra Smeyts ihn gern bei Besuchen von Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung ein. Zwar hat er keine offizielle Therapieausbildung absolviert, aber bei seinem Charakter schmelzen so ziemlich alle dahin. Selbst diejenigen, die zu Beginn etwas zurückhaltender sind. „Das sind meisten die, die am Ende die ganze Zeit die Leine halten wollen“, weiß sie. Und diejenigen, die zunächst den Geruch als Gestank empfinden, „stecken ihre Nase später nur noch in die Schafe“. Aber wie riechen sie denn nun? Kurzer Schnüffeltest… Schwierig zu erklären – „schafig eben“, hält sie fest.

23 Lämmchen

Etwas einfacher lässt sich dagegen beschreiben, wie sich ein frisch geschorenes Fell anfühlt: „Fettig“, sagt Sandra Smeyts. Zwei Mal im Jahr kommt ein Scherer, der die Schafe von ihrer Wolle befreit. Und die verkauft sie weiter – als Rohwolle oder auch als Garn. Allerdings, das fällt beim Blick in den Stall auf, sehen die meisten ganz anders aus als James… „Er ist ein Wensleydale“, erklärt sie. Deshalb die filzigen Locken und die helle Farbe. Ein paar weitere „Wollmischprojekte“, wie sie Lucy & ihre Kleinen Fritz, Franz und Ferdi mit einem Augenzwinkern nennt, gibt’s zwar noch, doch die meisten der 45 Tiere sind Gotlandschafe.

Endlich dürfen die Schafe vom Kleinhaeverhof in Issum auf die Wiese.
Endlich dürfen die Schafe vom Kleinhaeverhof in Issum auf die Wiese. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Und die dürfen jetzt endlich auch auf die Wiese. Aber, Vorsicht… Da stürmen sie schon los! Einige sind klein und schwarz, „wir haben 23 Lämmer, die alle rund um Ostern geboren wurden“, erklärt Sandra Smeyts, andere sind groß und heller, „nach ein paar Wochen färbt sich das Fell dann silbergrau“. Bis zum Herbst war die Herde noch doppelt so groß, aber aufgrund des trockenen Sommers und des akuten Futtermangels haben sie die Hälfte der Tiere verkauft. Nun sind es eben „nur“ noch 45. Wobei, eigentlich ist das immer noch viel, wenn der Blick so über die mittlerweile leise grasenden Schafe wandert…

Erst futtern, dann kuscheln

„Das ist wie ein ausgeartetes Hobby“, hält Sandra Smeyts fest. Aber eines, das viel Freude bereitet! Wenn sie und ihr Mann Mario abends auf dem Hof stehen, „mit einem Feierabendbierchen“, und auf die Wiese schauen, dann überkommt sie jedes Mal eine innere Ruhe. Denn Schafe strahlen eine pure Entspanntheit aus und wenn dann auch noch das meditative Mampfen ertönt… ach, herrlich ist das, findet übrigens nicht nur die Hobbylandwirtin selbst. Regelmäßig buchen Gäste das Schaf-Kuscheln, um zwei Stunden lang „einfach mal runterzukommen“.

Vorsicht, Kuschelalarm! Das schwarze Lämmchen Ellie will jetzt endlich auch mal auf dem Schoß von Sandra Smeyts sitzen.
Vorsicht, Kuschelalarm! Das schwarze Lämmchen Ellie will jetzt endlich auch mal auf dem Schoß von Sandra Smeyts sitzen. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Und keine Sorge, kontaktscheu ist hier niemand. „Die meisten hätten vorher nicht gedacht, dass die Schafe so verschmust sind“, sagt Sandra Smeyts. „Im Notfall hilft aber auch immer Futter.“ Sie macht es direkt vor, rappelt einmal mit dem grünen Eimer, und sofort stürmen alle auf… nee, nicht auf sie, sondern auf die neben ihr stehende Person zu. Huch! Kurze Irritation, dann aber haben sie verstanden und rasen weiter. Erst futtern, dann kuscheln. Na, und wenn Lämmchen Fritz die ganze Zeit den besten Platz besetzt, dann schiebt Lämmchen Ellie ihn eben kurzerhand zur Seite.

James dagegen hält sich zurück, das ist ihm dann doch alles zu stressig. Stattdessen kommt er lieber später noch einmal kurz vorbei, um sich zu verabschieden. Mit einem kleinen Stupser, ganz entspannt.

>>> Schafe-Kuscheln und mehr

Im Hofladen, Großholthuysen 30a in Issum, verkaufen Sandra und Mario Smeyts verschiedene Produkte ihrer Schafe – darunter Rohwolle oder auch Sitzfelle.

Das Schaf-Kuscheln kostet für Familien 35 Euro und für Paare, die sich dabei im Liegestuhl entspannen können, 49 Euro. Preise für Gruppen auf Anfrage. Kontakt: 0157/85070910 oder 02833/601622.

Alle weiteren Angebote, wie das Schaf-Shooting mit einer Fotografin oder das Schaf-Yoga mit einer Lehrerin, sind im Internet zu finden unter www.kleinhaever-hof-smeyts.de