Berlin. Die US-Wahl 2024 steht kurz bevor. Wie läuft sie ab? Wer führt in den Umfragen? Die wichtigsten Infos zum Duell Harris gegen Trump.

  • Am Dienstag, 5. November (Ortszeit), entscheiden die Amerikanerinnen und Amerikaner, wer ihr nächste Präsident oder ihre nächste Präsidentin wird
  • Doch bei der US-Wahl 2024 geht es um mehr als nur um das Präsidentenamt
  • Was wird noch gewählt? Wie geht es nach der Wahl weiter? Was muss man wissen? Der Überblick

Die US-Wahl 2024 rückt immer näher. Wie geht es bis zum Wahltag weiter? Wer führt in den Umfragen und wie läuft die Wahl ab? Hier finden Sie eine Übersicht zu den wichtigsten Fragen und Antworten.

Wann findet die US-Wahl 2024 statt?

Am Dienstag, dem 5. November 2024, sind US-Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben. Die Öffnungszeiten der Wahllokale können sich je nach Bezirk etwas unterscheiden. Die meisten öffnen am frühen Morgen und schließen am Abend – spätestens um 21 Uhr. Da zwischen West- und Ostküste der USA drei Stunden Zeitverschiebung liegen, werden erste Hochrechnungen aus den Bundesstaaten zeitversetzt erwartet.

Bereits in den Wochen vor dem Wahltermin ist es zudem möglich, per Briefwahl abzustimmen – die Amerikaner sprechen auch von „mail-in voting“ oder „absentee voting“.

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Wie kann ich die US-Wahl in Deutschland verfolgen?

Auch wenn sich die US-Wahl in mehreren Tausend Kilometern Entfernung abspielt, kann sie von Deutschland aus verfolgt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Alle großen US-Nachrichtensender berichten am Wahltag live und bieten in der Regel Streams an, die auch in Deutschland frei verfügbar sind. In der Vergangenheit waren das etwa CNN, MSNBC oder der Sender Fox News. Die Streams lassen sich für gewöhnlich auch über die Plattform YouTube aufrufen.
  • Und auch die deutschen TV-Sender strahlen in der Regel Sondersendungen aus. Meist wird die komplette Nacht hindurch berichtet. Lesen Sie hier, wo Sie die US-Wahl 2024 von Deutschland aus im TV und Stream verfolgen können.

Die Zeitverschiebung zwischen US-Ostküste und Mitteleuropa beträgt minus sechs Stunden, an der Westküste und in Nevada sind es minus neun Stunden. Wer die Wahl in Deutschland verfolgen will, muss also nachts gucken und bis in die frühen Morgenstunden des 6. Novembers auf die Ergebnisse warten.

US-Wahl 2024: Wer steht überhaupt zur Wahl?

Gewählt wird ein neuer US-Präsident. Für die Republikaner geht erneut Donald Trump ins Rennen, für die Demokraten tritt die derzeitige Vizepräsidentin Kamala Harris an.

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Im Vordergrund steht die Präsidentschaftswahl. Doch die US-Bürger fällen noch etliche weitere Entscheidungen. Dabei könnten sich auch die Mehrheiten in den beiden Kammern des US-Kongresses verschieben, was wiederum Einfluss darauf hat, wie mächtig ein Präsident tatsächlich ist.

Im US-Senat haben die Demokraten aktuell eine knappe Mehrheit. 33 der insgesamt 100 Senatoren werden am Dienstag neu gewählt. Gleichzeitig werden alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses neu gewählt, da diese immer nur für zwei Jahre bestimmt werden. Hier hielten Republikaner zuletzt eine knappe Mehrheit.

Ein wichtiges Augenmerk liegt auch auf Abstimmungen zu Abtreibungsrechten in insgesamt zehn Bundesstaaten, eine Folge der Tatsache, dass der Supreme Court auf Initiative der Republikaner hin das Urteil „Roe v. Wade“ gekippt hat. Dadurch liegt die Entscheidung über Abtreibungsrechte wieder bei den Bundesstaaten. Auch in zwei Swing States, Nevada und Arizona, wird über Abtreibungsrechte abgestimmt. Demokraten hoffen, dass dadurch besonders viele Wählerinnen mobilisiert werden, die eher Harris zugerechnet werden. Eine deutliche Mehrheit der Frauen in den USA ist für legale Schwangerschaftsabbrüche.

Gibt es noch andere Kandidaten außer Trump oder Harris?

Ja, aber die stehen nicht in jedem Bundesstaat auf dem Wahlzettel. Zu den prominentesten gehört die Grüne Jill Stein. Sie tritt bereits zum dritten Mal an. 2012 kam die Politikerin auf 0,4 Prozent der Stimmen, 2016 auf ein Prozent. Damals wurde ihr vorgeworfen, der Demokratin Hillary Clinton Wähler abspenstig gemacht und damit zum Sieg von Trump beigetragen zu haben.

Eine ähnliche Rolle könnte Robert F. Kennedy Jr. spielen. Der Kennedy-Spross wollte zunächst als unabhängiger Kandidat antreten, wechselte dann aber ins Lager von Trump. Zum Ärger der Republikaner schaffte er es aber nicht mehr, in allen Staaten seinen Namen vom Wahlzettel streichen zu lassen. So könnte er Trump unter anderen in den Swing States Wisconsin und Michigan ungewollt wichtige Stimmen wegnehmen.

Warum wählen die Amerikaner immer an einem Dienstag im November?

Das hat historische Gründe: Die Ernte sollte vorüber sein und Gläubigen sollte keine Wahl am Sonntag zugemutet werden. Sie sollten in ländlichen Gebieten nicht einmal die manchmal beschwerliche Reise Richtung Wahllokal antreten müssen, sondern dazu erst am Montag aufbrechen. 1845 erließ der Kongress deshalb ein Gesetz, das den „Dienstag nach dem ersten Montag im November“ als Wahltag bestimmte.

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Wer sind die Vize-Kandidaten der US-Wahl?

Beide Präsidentschaftskandidaten haben einen sogenannten Running Mate, also einen Bewerber auf den Vize-Präsidentschaftsposten. Keine unwichtige Personalie, denn fällt der Präsident aus – etwa wegen Krankheit oder Tod – rückt der Vize nach.

Donald Trumps Vize ist J.D. Vance. Ein umstrittener Republikaner aus dem Rust Belt. Vance trat in der Vergangenheit unter anderem als Buchautor in Erscheinung. Der 44-Jährige arbeitete außerdem als Anwalt und Finanzinvestor. Seit Januar 2023 sitzt er für den US-Bundesstaat Ohio im US-Senat. 2016 galt er noch als Kritiker von Donald Trump, dann machte er eine ideologische Kehrtwende und vertritt seitdem vehement Trumps Agenda.

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Kamala Harris setzt bei ihrem Vize auf einen Mann aus dem Mittleren Westen: Tim Walz, ehemaliger Lehrer und Football-Coach, Veteran, Ex-Jäger und amtierender Gouverneur von Minnesota. Walz bringt vieles mit, um bei Konservativen und gemäßigten Linken zu punkten.

Wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?

Dass es bereits in der Nacht auf Mittwoch (deutscher Zeit) einen Sieger gibt, gilt als unwahrscheinlich. Joe Biden wurde 2020 erst am Samstag zum Sieger erklärt.

Das liegt auch daran, dass sich die Wahlgesetze und Modalitäten von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheiden. Während inzwischen viele Bundesstaaten schon vor dem Schließen der Wahllokale damit beginnen, die Briefwahlstimmen auszuzählen, beginnt unter anderem in den so wichtigen Swing States Pennsylvania und Wisconsin das Verarbeiten der Briefwahlstimmen erst am Dienstagabend. Dazu gehört nicht nur die reine Auszählung, sondern auch die Kontrolle der Rechtmäßigkeit der Stimmabgabe. Bei sehr engen Entscheidungen sehen die meisten Bundesstaaten eine manuelle Nachzählung vor.

Warum tritt Joe Biden nicht mehr als US-Präsident an?

Spätestens nach seinem desaströsen Auftritt bei einem TV-Duell gegen Donald Trump wurde die Kritik an Joe Biden immer lauter. Der Vorwurf: Biden sei zu alt und geistig und körperlich nicht mehr in der Lage, das Amt des US-Präsidenten weitere vier Jahre auszufüllen. Parteifreunde und jahrelange Weggefährten der Demokraten rieten ihm zum Rückzug.

Biden sträubte sich eine Zeit lang, gab dann jedoch nach. Unmittelbar nach seinem Rückzug sprachen sich nahezu alle hochrangigen Demokraten und potenziellen Nachfolger für Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin aus.

Trump oder Harris – Wie steht es aktuell in den Umfragen?

Es könnte kaum spannender sein. In landesweiten Umfragen lag Kamala Harris zuletzt knapp vorne. Allerdings kommt es bei der US-Wahl vor allem auf die sogenannten Swing States an. Also die Staaten, in denen mal die Republikaner und mal die Demokraten gewinnen. Das sind:

  • Arizona
  • Nevada
  • Michigan
  • Pennsylvania
  • North Carolina
  • Wisconsin
  • Georgia

Ebenfalls knapp wird es in diesem Jahr in den Bundesstaaten Virginia und New Hampshire.

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Wie funktioniert das Wahlsystem in den USA?

Winner takes all und Electoral College: Diese Begriffe hört man im Zusammenhang mit der US-Wahl immer wieder. Dahinter steckt ein umstrittenes Wahl-System. Die Wählerinnen und Wähler in den USA wählen den Präsidenten nur indirekt. Tatsächlich wählen sie sogenannte Wahlleute aus ihrem Bundesstaat für das Electoral College. Das Electoral College wiederum wählt den US-Präsidenten.

Lesen Sie auch: USA und Deutschland – Die Wahlsysteme im Vergleich

Kamala Harris will die erste US-Präsidentin werden. Doch kann sie Donald Trump schlagen?
Kamala Harris will die erste US-Präsidentin werden. Doch kann sie Donald Trump schlagen? © AFP | BRENDAN SMIALOWSKI

Was hat es mit den Wahlleuten auf sich?

Jeder Bundesstaat entsendet eine bestimmte Anzahl an Wahlleuten ins Electoral College. Bevölkerungsreiche Bundesstaaten entsenden mehr Wahlmänner und Wahlfrauen als dünn besiedelte Staaten. Wichtig dabei: In 48 von 50 Bundesstaaten gilt das „Winner takes all“-Prinzip. Das heißt, der Kandidat, der in einem Bundesstaat die einfache Mehrheit der Wählerstimmen sammelt, bekommt alle Wahlleute des Bundesstaats zugesprochen.

Warum sind die Swing States in den USA so wichtig?

Einige US-Bundesstaaten werden stets von den Demokraten gewonnen, andere von den Republikanern. Doch die jeweiligen Hochburgen der Parteien alleine reichen noch nicht, um die Wahl zu entscheiden. Wer genügend Wahlleute einsammeln will, muss vor allem auch die Staaten gewinnen, in denen es nicht von vornherein einen Favoriten gibt.

Traditionell sind Arizona, Nevada, Michigan, Pennsylvania, North Carolina und Wisconsin Swing States. Ebenfalls knapp wird es in diesem Jahr in den Bundesstaaten Virginia und New Hampshire.

Welche Bedeutung hat die US-Wahl für Deutschland?

Was in den USA passiert, kann für Deutschland weitreichende Folgen haben – etwa für die Außen und Sicherheitspolitik der Bundesregierung. So sind die USA beispielsweise der größte Geldgeber der Nato und die wichtigste militärische Schutzmacht des Bündnisses. Im Falle eines Angriffs auf die Bundesrepublik würden die USA Deutschland zur Seite stehen, im Extremfall auch mit Atomwaffen. Donald Trump hat die Sinnhaftigkeit der Nato und das Beistandsversprechen der USA in der Vergangenheit jedoch mehrfach in Zweifel gezogen.

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Die USA sind für Deutschland außerdem der wichtigste Handelspartner – noch vor China. Für die Bundesrepublik ist also von großer Bedeutung, wie der künftige US-Präsident zum Handel mit der EU steht. Und nicht zuletzt sind die USA einer der größten Treibhausgasemittenten. Wenn es die größte Wirtschaftsmacht der Welt nicht schafft, seine CO₂-Emissionen massiv zu reduzieren, hätte dies negative Folgewirkungen für die gesamte Welt.

Wie geht es nach der Wahl weiter?

Nach der Zertifizierung in den Bundesstaaten und möglichen Nachzählungen per Hand kommen die Wahlleute am 17. Dezember in ihren jeweiligen Bundesstaaten zur Abstimmung zusammen. Im Januar wird dann im Senat noch einmal das Ergebnis zertifiziert, mit dem Vizepräsidenten als Sitzungsleiter. Dieses Treffen hatte am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol geführt, weil Trumps damaliger Vize Mike Pence die Wahl anerkennen wollte. Trump hetzte einen Mob auf, und Hunderte Demonstrierende brachen in das Parlamentsgebäude ein, einige skandierten „Hängt Mike Pence!“.