An Rhein und Ruhr. Die Zahl der Wolfsangriffe in NRW ist 2024 deutlich angestiegen. Schutzstatus soll abgesenkt werden. Alle Infos im NRZ-Newsblog.

  • Neben der Wölfin Gloria wurden im Kreis Wesel 2024 zwei weitere Wölfe nachgewiesen.
  • In Dinslaken wurden jüngst zwei Huskys für Wölfe gehalten. Anwohner informierten die Polizei.
  • Die neuesten Entwicklungen zum Wolf in NRW im Überblick.

Dienstag, 28. Januar: „Bitte passt auf euch auf“. Diese Nachricht verbreiteten Eltern aus Dinslaken am Dienstagmorgen über WhatsApp – in dem Glauben, es wurden zwei Wölfe in einem Wohngebiet gesichtet. Die Polizei konnte den Sachverhalt aber dann aufklären: Es waren nur zwei Huskys, die von Zuhause ausgebüxt waren.

Offenbar haben Anwohner die beiden Vierbeiner aufgrund ihres Aussehens für Wölfe gehalten. Laut Nabu kann auch der Tschechoslowakischer Wolfhund, der Saarlooswolfhund, der Tamaskane, der Alaskan Malamutes und der Deutscher Schäferhund mit dem Wolf verwechselt werden. Vor allem die Schwanzhaltung unterscheide aber Hunde und Wölfe. „Wölfe tragen ihren Schwanz fast immer gerade herunterhängend, während bei Hunden sehr oft der gehobene oder gar sichelartig gebogene Schwanz zu sehen ist“, so der Nabu. Für das geübte Auge könne auch ein Blick auf das Gesicht des Tieres und die Proportion der Ohren hilfreich sein.

Donnerstag, 9. Januar: Am vergangenen Wochenende soll im Kreis Gütersloh mehrfach ein Wolf gesichtet worden sein. Wie „Radio Bielefeld“ berichtet, sollen Zeugen das Tier im Bereich Steinhagen, Brockhagen, Harsewinkel gesehen haben. Dass sich der Wolf hier ansiedelt, gilt als unwahrscheinlich, das Tier sei laut Experten eher auf der Durchreise.

So viele Wolfsangriffe wurden 2024 registriert

Donnerstag, 2. Januar: Wölfe in NRW haben im Jahr 2024 erheblich mehr Nutztiere als in den Vorjahren gerissen. Das geht aus veröffentlichten Zahlen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hervor. Demnach sind bis Mitte Dezember insgesamt 84 Angriffe registriert worden, bei denen 273 Nutztiere getötet oder verletzt wurden. 67 Fälle sind bereits eindeutig den Wölfen zugeordnet worden, 17 weitere werden nach Angaben des Lanuv noch untersucht. Zum Vergleich: 2023, also ein Jahr zuvor, hat es 53 bestätigte Wolfsangriffe gegeben, 2022 waren es 49 und 2021 nur 47.

Klar ist auch: Die dauerhaft in NRW lebende Wolfspopulation ist weiter gewachsen. Aktuell gibt es vier Rudel, wobei ein Rudel immer aus Elterntieren und nachgewiesenen Welpen besteht. Eines der vier Rudel ist im Jahr 2024 neu aus Belgien eingewandert und hat im Nationalpark Eifel im August sieben Welpen bekommen. Auch die Rudel im Ebbegebirge im Märkischen Kreis, in Schermbeck im Kreis Wesel und im Rhein-Sieg-Kreis an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz verzeichneten im vergangenen Jahr teils kräftigen Nachwuchs.

Wölfe in NRW: Landwirte beklagen auch Attacken auf Rinder

Besonders besorgniserregend sei, dass Wölfe zunehmend auch größere Nutztiere wie Rinder angriffen. Zudem steige auch in Kreisen, die bislang weniger betroffen waren, die Zahl der Risse erkennbar an. Nach Ansicht der Verbände ist der günstige Erhaltungszustand der Wölfe längst erreicht. Damit gebe es die Grundlage für ein aktives Bestandsmanagement, einschließlich der Entnahme einzelner Tiere.

Das Umweltministerium zeigte sich wenig überrascht über das Wachstum der Wolfspopulation, die Entwicklung war prognostiziert worden. Zum deutlichen Anstieg der Risszahlen äußerte sich das Ministerium nicht, betonte jedoch, im kommenden Jahr werde man Herdenschutzmaßnahmen nicht nur in Teilen des Landes, sondern in ganz NRW fördern. Zudem verwies eine Sprecherin auf eine Studie des Bundesamts für Naturschutz, die zeige, „dass größere Teile von NRW für eine dauerhafte Ansiedlung von Wölfen nicht geeignet sind“. (dpa)

Montag, 30. Dezember: Das Landesumweltamt hat in der Region Aachen und dem Kreis Düren ein neues Wolfsgebiet nachgewiesen. In dem Gebiet „Rureifel“ habe sich ein Wolfsweibchen 2024 für mindestens sechs Monate aufgehalten, wie das Lanuv mitteilte. Damit gilt es als sesshaft. Nach aktuellen Erkenntnissen stamme das 2023 geborene Tier aus einem Nachbar-Wolfsrudel in Belgien.

Europarat stimmt für Absenkung des Schutzstatus des Wolfes

Montag, 3. Dezember: Der Europarat hat am Montag dafür gestimmt, den Schutzstatus des Wolfes herabzusenken. Künftig gelten die Tiere dann nicht mehr als „streng geschützt“, sondern nur noch als „geschützt“. Einen entsprechenden Antrag hatten die EU-Staaten nach langer Diskussion im September vorgelegt.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums könnte durch die Absenkung bald ein sogenanntes Bestandsmanagement und die Jagd auf problematische Wölfe einfacher möglich sein. Doch bevor der neue Schutzstatus in Deutschland gelten kann, ist es noch ein weiter Weg: Die Änderung tritt erst drei Monate nach ihrer Annahme in Kraft, sofern nicht ein Drittel der Mitgliedsländer der Berner Konvention Einspruch erhebt. Anschließend kann die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im EU-Recht vorlegen. Dieser Vorschlag braucht nochmals eine Mehrheit unter den EU-Staaten und eine Mehrheit im Europaparlament. Änderungen an dem Vorhaben sind noch möglich. (mit dpa/AFP)

Dienstag, 26. November: Auf der Video-Plattform YouTube ist ein Video aufgetaucht, das ein schwer verletztes Tier humpelnd auf einer Weide zwischen Schermbeck und Erle zeigt. Dem Tier, das dort am Donnerstag, 21. November, gegen 10.30 Uhr gesichtet wurde, fehlt der rechte Vorderlauf. Ob es sich dabei um einen Wolf handelt, werde zurzeit noch geprüft, versichert Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).

Darf der Mensch hier eingreifen, um das Tier von seinen Schmerzen zu erlösen? „Sollte der Mensch für das Leid eines wilden Tieres verantwortlich sein, gibt es die moralische und ethische Pflicht, diesem Tier Hilfe zu leisten“, erklärt der Sprecher. Wölfe stehen allerdings unter besonderem Artenschutz, weshalb eine eindeutige Entscheidung hier schwierig sei.

Montag, 25. November: Nach einem fehlgeschlagenen Versuch im Jahr 2021 hat die SPD im Kreis Wesel erneut versucht, den Weg für ein regionales Herdenschutzzentrum freizumachen. Dieses solle im Falle eines Wolfsrisses die verletzten Tiere versorgen, Schäden dokumentieren und Weidetierhalter beraten. Auch soll ein Herdenschutzzentrum zwischen Lanuv und Tierhaltern vermitteln, um die Verfahren zu beschleunigen.

Die Mehrheit des Umweltausschusses konnten die Sozialdemokraten jedoch nicht überzeugen. Die Zuständigkeit liege beim Land NRW und der Landwirtschaftskammer, außerdem verfüge der Kreis Wesel nicht über die nötigen Mittel, kritisiert Helga Franzkowiak, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreis Wesel.

Wird bald ganz NRW zum Wolfsgebiet?

Donnerstag, 14. November: Um die Förderkulisse für Herdenschutzmaßnahmen zu vergrößern und Weitertierhalter besser unterstützen zu können, wollen CDU und Grüne das Wolfsgebiet auf ganz NRW ausweiten. Einen entsprechenden Antrag stellten die Parteien Mitte November im Landtag vor.

Die Landesregierung wird in dem Antrag aufgefordert, laufende Kosten, die Tierhaltern im Zusammenhang mit dem Wolfsschutz entstehen, verstärkt in die Förderung der Herdenschutzmaßnahmen aufzunehmen. Ferner sollen Rissbegutachtungen künftig innerhalb von zwölf Stunden nach Meldung eines Vorfalls erfolgen und die Daten genauer eingepflegt werden. Ob es auch Entschädigungen bei Rissen von Mutterkühen, Rindern und Pferden geben kann, soll laut Antrag von der Landesregierung geprüft werden. Die CDU plädierte außerdem dafür, die Herabsenkung des Wolfsschutzes weiter voranzutreiben.

Von der Opposition kamen gemischte Reaktionen. Herdenschutzzäune würde nicht immer ausreichen, bemängelt FDP-Politiker Dietmar Brockes. Im Kreis Wesel hat sich bereits gezeigt, dass Wölfin Gloria über die Herdenschutzzäune springen kann. Vor einigen Wochen wurde das in Schermbeck sogar auf Video festgehalten. Der Umweltausschuss soll voraussichtlich im März 2025 über den Antrag entscheiden.

Auch interessant

Sonntag, 3. November 2024: Die Wildkamera eines Bauern in Bedburg-Hau hat am 3. und 4. November ein wolfsähnliches Tier aufgenommen und damit für viel Aufsehen gesorgt. Während Weidetierhalter um ihre Tiere fürchteten, fragte die NRZ das Landesumweltamt nach einer Einschätzung, doch das gab erstmal Entwarnung: „Bei dem zur Verfügung gestellten Bild wird nach erster Einschätzung unserer Fachleute ein Wolf als sehr unwahrscheinlich angesehen“.

Verdacht auf Wolf
Dieses Foto aus einer Wildkamera zeigt ein Tier auf einem Luderplatz in Bedburg-Hau am Rand vom Reichswald. Ist darauf ein Wolf zu sehen? © MH

Wölfe in NRW: Der Überblick im NRZ-Blog

Es ist ungefähr 15 Jahre her, dass wieder einzelne, durchziehende Wölfe in NRW nachgewiesen werden konnten. Erst 2018 ist der erste Wolf in NRW dann dauerhaft sesshaft geworden. Daraufhin wurden immer mehr Wölfe gesichtet, Schermbeck wurde offiziell zum Wolfsgebiet ernannt, das 2023 dann nochmal vergrößert wurde. Laut Daten des Lanuv wurden im Kreis Wesel seit 2016 mehr als 140 Nutztierrisse gemeldet. Immer wieder wird deshalb über eine Abschussregelung oder mehr Unterstützung für Weidetierhalter diskutiert. Über die neuesten Entwicklungen halten wir Sie hier auf dem Laufenden.