Bedburg-Hau. Das Tier, das vor wenigen Tagen von einer Wildkamera fotografiert wurde, sorgt für Rätselraten – und für Diskussionen. So urteilen die Fachleute.
Nach der Berichterstattung in der NRZ über den Wolfs-Verdacht in Bedburg-Hau gibt es zahlreiche Reaktionen. Unter anderem melden sich Gegner, aber auch Befürworter des Raubtieres zu Wort. „Wölfe gehören in die Natur und ich finde es klasse, dass sie wieder da sind!“, äußert sich eine Leserin. Eine andere Kommentatorin erklärt: „Für den Fall, dass der Reichswald ein Nationalpark wird, brauchen wir den Wolf. Ich denke aber, dieser wird hier nicht sesshaft wird, sondern nur auf der Durchreise ist. Also keine Panik! Es geschieht jetzt öfter, da die Jungwölfe auf der Suche nach einem eigenen Territorium sind.“
Weidetierhalter äußern Sorgen vor Wolfsangriffen
Große Sorgen äußern dagegen Weidetierhalter: „Ich hätte jedenfalls keine Möglichkeit, mein Pony nachts einzusperren, um es vor Angriffen zu schützen, da es in Offenstallhaltung lebt“, so eine Pferdehalterin. Andere fordern sogar schon, Wölfe zu töten, die beispielsweise Schafe oder andere Nutztiere reißen.
Doch war das graue Tier, das Bauer Michael Hövelmann am Sonntagabend auf seiner Wildkamera am Waldrand entdeckt hat, überhaupt ein Wolf?
So reagiert das Lanuv auf die NRZ-Anfrage zu dem Foto
Diese Frage hat die NRZ auch dem zuständigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) gestellt. Dessen Sprecher Wilhelm Deitermann erklärt dazu: „Der Besitzer der Wildkamera wird gebeten, das Bild zur offiziellen Begutachtung an das Lanuv zu senden, da ansonsten eine Bewertung nach den offiziellen Standards nicht möglich ist. Dazu gehört unter anderem eine Verifizierung auf Authentizität, die nur stattfinden kann, wenn uns die Kontaktdaten der Person offiziell vorliegen, die das Foto erstellt hat.“
Fachleute urteilen anders als Jäger und Bauer Hövelmann
Dann geht er auch konkret auf das Foto aus Hövelmanns Wildkamera ein: „Bei dem zur Verfügung gestellten Bild wird nach erster Einschätzung unserer Fachleute ein Wolf als sehr unwahrscheinlich angesehen“
+++ So hatten wir Dienstag über den Wolfs-Verdacht berichtet +++
Die Wölfe kehren zurück nach Nordrhein-Westfalen. Schon seit Jahren ist ein Wolfsrudel im Nachbarkreis Wesel heimisch, auch auf niederländischer Seite leben im Naturpark Hoge Veluwe mehrere Wölfe. Vereinzelt wurden auch im Kreis Kleve schon einzelne Wölfe registriert. Nun gibt es wieder zwei ganz aktuelle Verdachtsfälle.
Gleich an zwei Tagen tauchte das graue Tier am Waldrand auf
Eine Wildkamera, die Bauer Michael Hövelmann an einem Luderplatz am Rande des Reichswaldes in Bedburg-Hau aufgestellt hat, erzeugte am 3. und 4. November jeweils am späten Nachmittag Aufnahmen eines Tiers, das wie ein Wolf aussieht, erklärt der Landwirt. „Bestätigt ist das allerdings noch nicht“, betont Hövelmann ausdrücklich.
„Ich will keine Panik machen, aber wir haben hier rundherum ganz viele Pferde- und Schafshalter“
Er ist zugleich seit fast 40 Jahren Jäger und hat daher Ahnung von Wildtieren, sagt aber: „Ich habe den Wolf, wenn es einer war, nicht selbst gesehen, aber das Foto sieht enorm danach aus.“ Aufgenommen worden sei das Bild am Sonntag gegen 16.30 Uhr im Ortsteil Hau nahe der Dr.-Engel-Straße am Waldrand.
Appell an die Weidetierhalter zur Vorsicht
„Ich will keine Panik machen, aber wir haben hier rundherum ganz viele Pferde- und Schafshalter“, begründet der 60-Jährige seine Informationen über den Wolfsverdacht. Die sollten aufpassen, dass ihre Tiere nicht von einem Wolf getötet würden, so der Bauer über sein Anliegen. Nachts sollten Pferde und andere Tiere zur Vorsicht am besten nicht mehr draußen stehen, so sein Appell.
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Einen Tag später, am Montag gegen 15.30 Uhr, habe Hövelmann das wolfsähnliche Tier dann nochmal auf seiner Kamera entdeckt. Er sei dann sofort zu der Stelle am Waldrand gefahren, um zu schauen, ob dort zufällig Leute mit einem Hund unterwegs waren. „Ich habe da aber innerhalb von zehn Minuten kein Auto und niemanden gesehen, der dort spazieren war und vielleicht einen Wolfshund hatte, der da durch die Gegend rennt.“
Die Kamera soll den Fuchs beim Fressen aufnehmen
Die Wildkamera stehe an einem Luderplatz, erläutert Michael Hövelmann zum Hintergrund der Aufnahme und ergänzt: „Alle Tiere, die auf der Straße totgefahren werden – und das sind sehr viele –, bringe ich auf diesen Platz und füttere damit den Fuchs.“ Aus diesem Grund habe er dort die Kamera installiert, um zu schauen, wann der Fuchs dort mal fressen komme.
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Hövelmann bezeichnet sich als „absoluten Naturfreund“, der zwar ganz selten auf Jagd gehe, aber Wildtiere gerne beobachte. Er habe Wildäcker, auf denen Tiere noch groß werden könnten. Auch Insekten biete er einiges, was ihm eine Herzensangelegenheit sei: „Ich habe vier Enkelkinder und möchte, dass das Ganze auch für die Nachwelt erhalten bleibt. Das ist mir sehr wichtig“, so der 60-Jährige.
Georg Franken ist Wolfsberater für den Bereich Kleve. Der Experte sagt zu diesem Verdachtsfall: „Sinnvoll wäre es, dieses Fotos dem Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz zur Verfügung zu stellen. Die können das dann intern prüfen und verifizieren lassen.“
Durchziehende einzelne Wölfe im Kreis Kleve
„Wir haben bislang keine Rudelbildung im Kreis Kleve“, erläutert Franken. Aus den drei Rudeln in der Hoge Veluwe kämen allerdings immer mal wieder einzelne Wölfe an den Niederrhein, die aus dem Rudel ausgestoßen werden und sich ein neues Revier suchen. Also würden auch immer mal wieder Wölfe den Kreis Kleve kreuzen.
Hauptsächlich würden sich Wölfe von Rehwild ernähren, aber auch Rotwild, Schwarzwild und erst an vierter Stelle Schafe stehen auf dem Speiseplan der Raubtiere. „Weidetierrisse sind zwar dramatisch für die Weidetierhalter, aber bei weitem nicht der Haupternährungsbereich“, so Franken weiter.