Wesel. Bahn informierte Bürger über die 80-wöchige Bauphase mit massiven Behinderungen auf der Betuwe-Strecke. Kurt-Kräcker-Straße wird bald gesperrt.
Die Baumfällungen an der Brücke Kurt-Kräcker-Straße haben vor einigen Tagen begonnen. Sie dienen als Vorbereitung für den dreigleisigen Betuwe-Ausbau, der nun auch innerhalb von Wesel Fahrt aufnimmt. Wie berichtet, wird die Brücke erneuert, was Folgen für den Straßen- und den Schienenersatzverkehr hat. Am 1. November beginnt die 80-wöchige Mega-Bauphase, in der sich Voll- und Teilsperrungen der Bahnstrecke abwechseln, mit einem dreieinhalbwöchigen Stillstand auf den Schienen. Die Arbeiten werden sich auf den Abschnitt zwischen Friedrichsfeld und dem Bahnhof Wesel konzentrieren. Wo gebaut wird und worauf Pendler und Anwohner sich einstellen müssen, erläuterten Bahnvertreter in einer Online-Bürgerinfo.
Während der ersten Vollsperrung im November geht es mit Abrissarbeiten an der Brücke Kurt-Kräcker-Straße los. Zunächst wird in der zweiten Novemberwoche die Westseite der Überführung entfernt, laut Bahn soll der Überbau West bis zum zweiten Quartal 2025 fertiggestellt sein, das gesamte Bauwerk bis zum vierten Quartal. Die Kurt-Kräcker-Straße wird laut Stadt Wesel am 1. November zwischen Dinslakener Landstraße und Kreisverkehr für rund einen Monat gesperrt. Anschließend ist die Straße bis Sommer einspurig frei. Geplant ist eine Einbahnstraßenregelung in Richtung Kreisverkehr. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein Tunnel angelegt.
Die Busse des Schienenersatzverkehrs fahren ab der SEV-Haltestelle an der Friedenstraße. Fahrradanhänger werden die Busse nicht haben, die Mitnahme von Rädern ist laut VRR „Ermessenssache des Busfahrers“.
Umfangreiche Arbeiten im Bahnhof Wesel
An der Lippe ist der erste Teil der Bahnbrücke wie berichtet eingeschoben, das neue Gleis soll Ende November in Betrieb gehen. Bis zum Ortseingang Wesel werden die Züge auf dem fertiggestellten Teilstück fahren. Währenddessen wird die alte Lippebrücke abgerissen und ebenso wie die Gleise erneuert. Der Zugverkehr kann während der 80 Wochen, wenn er nicht stillsteht, nur eingleisig verkehren.
Auch an der Brücke Emmelsumer Straße haben die Arbeiten begonnen, hier wurde eine Baustellenampel eingerichtet. Die Bahnbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal wird ab November erneuert und um 1,5 Meter angehoben. Fußgänger können sie während der Bauzeit nicht nutzen. Im Weseler Bahnhof sind ab Sommer 2025 umfangreiche Gleisarbeiten sowie die Verlängerung/Erneuerung der Unterführungen geplant.
Betuwe-Baustelle: So fahren Ersatzbusse
Während der 80-wöchigen Bauphase ab 1. November ist zwischen Friedrichsfeld und Wesel auch außerhalb der Vollsperrungen ein Schienenersatzverkehr notwendig. Denn auf der eingleisigen Strecke können nicht alle Züge fahren: Lediglich der RE 19 (Düsseldorf-Arnheim bzw. Bocholt) fährt planmäßig bis Wesel und weiter, allerdings entfällt der Halt in Friedrichsfeld. Der RE 5 (Koblenz-Wesel) und der RE 49 (Wuppertal-Wesel) enden und starten in Friedrichsfeld. Zwischen dem provisorischen Bahnhof und Wesel pendeln Busse im 20- und 40-Minuten-Takt.
In den Phasen der Vollsperrung pendeln mehrere Buslinien in Richtung Oberhaus und Arnheim, darunter auch Schnellbuslinien. Als Ersatz für den Bocholter gibt es ab Wesel eine stündliche Busverbindung mit allen üblichen Halten. Die Forderung, den „Bocholter“ während der Betuwe-Sperrpausen auf der Nebenstrecke mit einer Diesellok fahren zu lassen, konnte laut Bahn nicht umgesetzt werden, unter anderem aufgrund der Bauarbeiten im Weseler Bahnhof. Der Sperrpausen-Kalender ist online hier zu finden.
Der Schallschutz war für die Bürger ein wichtiges Thema. So fühlen sich einige Bürger vom „klappern“ der Gleise genervt. Nach der Verlegung der neuen Schienen und dem Bau der Lärmschutzwände sollte das kein Thema mehr sein, sagte Maurice Wolf zu. Auf den 8,5 Kilometern zwischen Wesel und Hamminkeln werden 12,3 Kilometer Schallschutzwände installiert, die bis zu fünf Meter hoch und in Brückenbereichen transparent sind. Wann die Wände installiert werden, fragte ein Bürger. Mit dem Aufbau werde im Frühjahr/Sommer begonnen, erläuterte Abschnittsleiterin Sabine Greulich.
Betuw-Ausbau: Schallschutzmaßnahmen werfen Fragen auf
Viele Fragen kamen auch zum passiven Schallschutz. Die Anwohner entlang der Strecke, die Anspruch auf Schallschutz wie spezielle Fenster haben, werden von der Bahn angeschrieben. Sie können die Arbeiten in Auftrag geben und sich die Kosten erstatten lassen – allerdings müssen sie in Vorleistung treten, was bei den Bürgern nicht gut ankam. Ob denn die Kreditzinsen auch übernommen werden, wollte jemand wissen. Das lehnt die Bahn ab.
Auch die enorme Länge der (Teil-)Sperrung beschäftigt die Anwohnerinnen und Anwohner. Früher als geplant werden die Arbeiten wohl nicht beendet sein, antwortete Tobias Ott, Projektleiter des Bauabschnitts 3, auf eine Bürgerfrage. „Wir wollen die Streckensperrungen so effizient wie möglich nutzen und geben Gas, aber schneller als 80 Wochen wird es wohl nicht gehen“, schon wegen des Umfangs der Arbeiten.
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Enttäuscht von dem Info-Abend zeigten sich die Interessenten aus Blumenkamp und der Feldmark. Mehrere Fragen zu den Arbeiten in ihren Ortsteilen, etwa zur Verlegung des Haltepunktes Feldmark, blieben unbeantwortet. Die Bahn habe noch kein Baurecht, einige Schritte seien noch nicht konkret geplant, erklärte Tobias Ott zum Abschnitt zwischen Bahnhof und Grenze Hamminkeln. „Wir wollen uns erst einmal auf die Arbeiten in den 80 Wochen konzentrieren.“
An einigen Stellen werde noch nach Lösungen gesucht, zum Beispiel dort, wo der Platz beengt ist. Auch hat die Bahn noch nicht alle Grundstücke erworben. „Vorher können wir nicht bauen.“ Im äußersten Fall könnte es sogar zur Enteignung kommen, erklärte Ott auf Nachfrage. 2025 soll es konkrete Informationen zu den weiteren Arbeiten geben.