Oberhausen. Viele Kunden stehen verwundert vor ihrem Stromzähler und fragen, warum sie so viel Geld für Elektrizität zahlen. Dabei geht es auch billiger.
Gerade zu Beginn eines Jahres ist es sinnvoll, eine Art Kassensturz zu machen: Wo kann man wie viel Geld sparen? Sparen? Ja, Sie haben richtig gelesen: Wer sich um seine alten Verträge mit Strom-, Gas-, Finanz- oder Versicherungsanbietern kümmert, der kann tatsächlich künftig weniger Geld überweisen oder erhält mehr Leistung für das gleiche Geld.
Augenfällig sind die Einspar-Möglichkeiten bei den Stromanbietern. Trotz aller Kritik an teurer Energie halten viele Bürger an ihrem bekannten Stammanbieter fest. In Oberhausen ist die Energieversorgung Oberhausen AG (EVO) Marktführer, der überwiegend hochzuverlässig rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr Elektrizität in die Haushalte liefert. Für Brüche alter Kabel oder Baggerarbeiter, die Stromleitungen in der Erde versehentlich kappen, wie neulich in der Oberhausener Innenstadt, kann die EVO schließlich nichts.
Energieversorgung Oberhausen (EVO) bietet mehrere Vorteile ihren Stammkunden
Darüber hinaus bietet die EVO ihren über 83.000 Stromkunden aus Sicht der Oberhausener einige Vorteile: Die Stromexperten sind schnell erreichbar, auch vor Ort in der Zentrale an der Danziger Straße, und die Einheimischen sorgen mit ihrem Umsatz auch dafür, dass örtliche Vereine und Kulturorganisatoren Leben in die Stadt bringen. Zudem ist das Unternehmen, das zu gleichen Teilen der Stadt Oberhausen und der EON-Tochter Westenergie gehört, ein geschätzter Steuerzahler und Gewinngarant für die Kommune.
Doch nahezu die Hälfte der EVO-Stromkunden ignoriert die aktuellen Tarifregeln ihres Stromanbieters - und steckt in der Grundversorgung fest, die aktuell zu den teuren Varianten des Strombezugs gehört. Sie nehmen lieber das Auf und Ab der Preise des Anbieters, hier der EVO, hin, als sich mal umzuschauen.
Trotz der Preissenkung für EVO-Strom zum 1. Januar 2025 ist die Grundversorgung nämlich in diesen Zeiten immer noch recht kostenträchtig: Die EVO berechnet hier aktuell 39,08 Cent je Kilowattstunde und 169 Euro als Zählergebühr. Der EVO-Tarif liegt übrigens damit genau im Schnitt der Durchschnittspreise aller Strom-Grundversorger in NRW, wie die Verbraucherzentrale in einem landesweiten Vergleich kürzlich ermittelte. Wer pro Jahr 2700 Kilowattstunden benötigt (nach Angaben der EVO der durchschnittliche Verbrauch in Oberhausen), bezahlt also in diesem Jahr bei der EVO 1225 Euro.
Selbst treue EVO-Kunden können deutlich sparen - mit einem anderen Stromtarif
Was viele EVO-Kunden offenbar nicht wissen: Das geht billiger, viel billiger, sogar wenn man seinem Oberhausener Nahversorger treu bleibt. Beim EVO-Sondervertrag TOB-Strom ist die Zählergebühr, auch Grundpreis genannt, mit 193 Euro zwar 24 Euro, also zwei Euro pro Monat, teurer als im Grundversorgungstarif, aber dafür ist der Kilowattstundenpreis deutlich billiger. Die EVO berechnet pro verbrauchter Kilowattstunde Strom in diesem Sondertarif nur 30,61 Cent. Macht insgesamt 1020 Euro im Jahr an Kosten aus. Durch diesen Tarifwechsel kann man also bei der EVO über 200 Euro sparen.
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Natürlich gibt es beim Sondertarif andere Bedingungen: Die Grundversorgung kann man jederzeit mit einer Zwei-Wochen-Frist kündigen, der TOB-Strom-Sondertarif gilt dagegen für ein Jahr ohne Kündigungsmöglichkeit, danach tritt eine Kündigungsfrist von einem Monat in Kraft. Während der Strompreis in der Grundversorgung jederzeit vom Stromanbieter angepasst werden kann, ist der TOB-Strom-Tarif mindestens ein Jahr fest. Das kann ein großer Vorteil sein.
EVO-Sprecherin Annette Friese versichert deshalb: „Über die Vorteile unseres TOB-Strom-Tarifs mit fester Laufzeit können sich unsere Kundinnen und Kunden nicht nur online mithilfe des Tarifrechners informieren, sondern auch persönlich oder telefonisch bei unserem Kundenservice (0208-835-1000).“
Dass der Grundversorgungstarif fast neun Cent pro Kilowattstunde teurer ist, ist keine Besonderheit der EVO. Weil die Grundversorger für die Masse der Privathaushalte in einer Stadt verantwortlich sind und Rund-um-die-Uhr-Stromversorgung garantieren, kaufen sie die Ware an den Börsen langfristig ein: Sicherheit der Versorgung zuallererst, auch wenn es vielleicht teurer ist als der flexible Einkauf Monat für Monat. Zudem ist der Grundversorger verpflichtet, alle Kunden im Stadtgebiet aufzunehmen und mit Strom zu beliefern - erst einmal unabhängig von ihrer Bonität.
In einem Vergleich hat die Verbraucherzentrale NRW festgestellt, dass die Grundversorgungstarife zwischen 32,44 Cent bis 50,76 Cent pro Kilowattstunden variieren - die Preisspanne in NRW ist also riesig. Nimmt man bei Strom beispielhaft 3000 kWh jährlichen Verbrauch an, schwanken die Kosten zwischen 1130 und 1722 Euro.
Über 200 Tarifvarianten für Strom im Stadtgebiet Oberhausen
Doch zur Auswahl an Stromtarifen stehen dem Oberhausener ja nicht die Grundversorger-Angebote, sondern die Sondertarife der vielen bundesweiten Stromanbieter zur Verfügung. Beobachtet man die Tarife eines Vergleichsportals wie Verivox, so tauchen über 200 Tarifvarianten nur für Oberhausen auf.
Dabei mischen auch zahlreiche Stadtwerke aus NRW mit, um Kunden außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes anwerben zu können. Deren Tarife sind ebenfalls durchaus akzeptabel: Bei Gut&Grün (Stadtwerke Bochum) beispielsweise würde der Oberhausener Kunde mit 2700 Kilowattstunden Strom im Jahr etwa 963 Euro zahlen, in ähnlicher Höhe liegt der Tarif bei der EON-Tochter „eprimo“. Dass die beiden billiger sind als die EVO, liegt vor allem daran, dass die Zählergebühr, also der Grundpreis, mit 136 Euro deutlich niedriger kalkuliert ist. Die EVO nimmt schließlich 193 Euro. Die Kilowattstunde kostet mit 30,6 Cent genauso viel wie bei der EVO.
Man findet durchaus noch günstigere Anbieter als eprimo oder Gut&Grün: Die Augsburger Max Energy GmbH kalkuliert mit 28,12 Cent je Kilowattstunde, der Bonner Anbieter „Knauper Strom“ ist mit 28,41 Cent dabei - und die Kaarster Grünwelt Energy bietet Strom für 29,5 Cent an. Bei diesen Anbietern würde ein 2700-Kilowattstunden-Verbraucher zwischen 917 Euro und 932 Euro im Jahr zahlen. Dies wären also nochmals 90 bis 100 Euro weniger als der TOB-Strom-Tarif - allerdings bei weniger bekannten Energieversorgern.
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