Oberhausen. Während andere Versorger die Preise für Fernwärme absehbar senken, erhöht die Energieversorgung Oberhausen die Preise deutlich. Die Gründe.
Dieser Schritt des einzigen Fernwärme-Anbieters auf dem Stadtgebiet Oberhausen ist nicht nur für Laien erstaunlich, sondern verwundert erst einmal auch Fachleute: Während die Energiepreise in diesem Jahr teils deutlich gesunken sind, muss die Energieversorgung Oberhausen (EVO) ihre Fernwärme-Tarife drastisch verteuern. Denn der Fernwärme-Monopolist steckt in einer Zwickmühle – und mit ihm seine mehr als 7000 Fernwärmekunden, und das gleich zweifach. >>> Preiserhöhung 2022: Oberhausen: EVO erhöht Preis für Fernwärme um 60 Prozent
Zum zweiten Mal in Folge erhöht die EVO ihre Preise für alle Fernwärme-Kunden in der Stadt. Für einen Muster-Haushalt, der bis Oktober 2022 noch rund 966 Euro im Jahr für den reinen Arbeitspreis gezahlt hat, werden ab Oktober 2023 nach der zweiten Erhöhung rund 2100 Euro im Jahr fällig. Noch federt die Wärme-Preisbremse des Bundes die Erhöhung zum Teil ab – bislang allerdings nur bis Ende 2023, eine Verlängerung der Preisbremse ist noch nicht beschlossen. >>> Auch interessant: Der große Heizkostenvergleich: Die Fernwärme im Ruhrgebiet
Fernwärme wird teurer: EVO wird Formel zum Verhängnis
Die EVO begründet die erneute Erhöhung in einer aktuellen Mitteilung mit den gestiegenen Gaspreisen, vor allem im vergangenen Jahr aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine. Doch während andere Anbieter auf die mittlerweile wieder fallenden Preise auf dem Weltmarkt reagieren und die Preise für ihre Kunden absehbar senken, wird der EVO ihre selbst aufgestellte Formel zur Preisberechnung der Fernwärme zum Verhängnis. Eine solche, meist recht komplizierte Formel muss jeder Anbieter aufstellen, um den Preis für die gelieferte Wärme zu ermitteln. Ein Faktor dieser Formel ist der Beschaffungspreis auf den Weltmärkten. Und die EVO hat sich einst entschieden, diesen Beschaffungspreis im langfristigen Mittel zu betrachten – auch, um kurzfristige Schwankungen abfedern und Preise vergleichsweise stabil halten zu können. >>> Zum Hintergrund: Energieversorger Oberhausen: Gewinn bricht massiv ein
Die Folge: Die gestiegenen Kosten auf dem Weltmarkt treffen die EVO nun mit Verzögerung. Für den oben genannten Musterhaushalt entspricht das einem Anstieg von im Mittel noch einmal 40 Prozent. Zum 1. Oktober 2022 hatte die EVO die Preise bereits um damals 60 Prozent angezogen. Grundlage für die Berechnung ist ein Musterhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von rund 11.250 Kilowattstunden in einem Vier-Familienhaus mit einem gesamten Verbrauch von etwa 45.000 Kilowattstunden. >>> Zum Thema: Börsenpreise sinken: Doch EVO verbilligt Gas und Strom nicht
Preisbremse: Oberhausener Kunden hoffen auf Bundesregierung
Die Formel zur Preisberechnung ist Zwickmühle Nummer Eins. Nummer Zwei: die oben genannte Preisbremse. Noch gilt dieses von der Bundesregierung beschlossene Instrument, um die Menschen in Deutschland vor den explodierenden Energiekosten zu schützen: Für Wärme beträgt der gedeckelte Preis 9,5 Cent je Kilowattstunde. Für den restlichen Verbrauch müssen die Kunden den normalen Marktpreis zahlen. Bislang zahlen EVO-Kunden bei einem Verbrauch von bis zu 20.000 Kilowattstunden im Jahr 11,5 Cent brutto je Kilowattstunde. Den genauen Arbeitspreis ab Oktober nennt die EVO auch auf Nachfrage zwar derzeit nicht, doch schlägt man 40 Prozent drauf, kommt man auf rund 16 Cent je Kilowattstunde. So lange die Preisbremse gilt, entspricht die Preiserhöhung unter Einbeziehung des nicht gedeckelten Verbrauchs laut EVO etwa 9,4 Prozent, die die Kunden künftig zusätzlich zahlen müssen. >>> Auch interessant: Neuer EVO-Vorstand: „Bin mir der Verantwortung bewusst“
Bislang gilt diese Preisbremse bis Ende 2023, also nicht mehr in den kalten Monaten Januar, Februar und März 2024. Die Bundesregierung hat zwar in Aussicht gestellt, die Preisbremsen bis April 2024 zu verlängern. Doch definitiv beschlossen ist dies bislang nicht. Sollten die Preisbremsen wiedererwarten tatsächlich zum Jahresende auslaufen und nicht verlängert werden, treffen die Preiserhöhungen der EVO die Oberhausener Kundschaft mit voller Wucht.