Oberhausen. Die Heizperiode ist fast geschafft, dennoch müssen sich Oberhausener auf höhere Energiekosten einstellen. Die EVO sieht aber einen Lichtblick.
Ohne eine gesonderte Mitteilung an ihre 23.000 Gaskunden und 7000 Fernwärmekunden hat die Energieversorgung Oberhausen (EVO) ihre Energiepreise ab 1. April 2024 erhöht - gezwungenermaßen. Denn - wie berichtet - hat der Bund die im Zuge des Ukraine-Krieges erfolgte Absenkung der Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme auf 7 Prozent auslaufen lassen. Wie vor Oktober 2022 müssen die Energieversorger für den Gas- und Fernwärmeverbrauch ab 1. April wieder 19 Prozent an Mehrwertsteuer berechnen.
Manchmal sind allerdings die Anbieter in der Lage, staatliche Zusatzbelastungen für ihre Kunden abzufedern. So hat der EVO-Vorstand über seine Pressestelle noch Mitte Februar 2024 mit Blick auf Preiserhöhungen beim Strom ab 1. April stolz verlauten lassen: „Auch beim Gas führen staatliche Eingriffe – die Erhöhung von CO2-Steuer und Speicherumlage – zu steigenden Kosten für die EVO. Die EVO wird die Kostenbelastung im Gas selbst tragen und nicht über eine Preiserhöhung an ihre Kunden weiterreichen. Die Gaspreise bleiben somit unverändert.“
Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) leitet die Mehrwertsteuererhöhung weiter
Doch mit der schon damals absehbaren Mehrwertsteuer-Erhöhung von 7 auf 19 Prozent stimmt das für die Endkunden so nicht. Denn sachlich-nüchtern formulieren die EVO-Öffentlichkeitsarbeiter auf eine entsprechende Nachfrage der Redaktion Mitte April nun konsequent: „Der Entscheidung der Bundesregierung, den Steuersatz anzuheben, leistet auch die EVO Folge. Die EVO kalkuliert ihre Preise mit Nettowerten, auf denen dann die von der Regierung vorgegebenen Steuersätze angewendet werden. Auf diese Preise erhebt der Staat dann ab sofort wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer.“
Die Auswirkungen für die Kunden der EVO sind allerdings nicht unerheblich. Die von der EVO immer wieder berechnete Musterfamilie, die in einem Vier-Familien-Haus zur Miete wohnt und selbst 14.700 Kilowattstunden an Gas verbraucht, hat bisher in der Grundversorgung 1980 Euro gezahlt. Künftig werden es bei gleicher Verbrauchshöhe in den nächsten zwölf Monaten, also vom 1. April 2024 bis Ende März 2025, rund 2202 Euro sein - also 222 Euro mehr.
Über 200 Euro im Jahr mehr für einen Musterhaushalt durch die höhere Mehrwertsteuer
Für einen Muster-Haushalt eines Fernwärmekunden (Verbrauch 11.250 Kilowattstunden in einem Vier-Familienhaus) waren es bisher 2100 Euro im Jahr; künftig kommen 2335 Euro zusammen, also rund 236 Euro in den nächsten zwölf Monaten. Dies können allerdings nur grobe Anhaltswerte sein, um rechnerisch die Belastung durch die höhere staatliche Mehrwertsteuer aufzuzeigen, da für einige Haushalte auch noch die zum Jahresende ausgelaufenen Energiepreisbremsen gegriffen haben. Die Mehrwertsteuer wird sowohl auf die Grundgebühr (beim EVO-Gas 180 Euro brutto) als auch auf den Verbrauch selbst (Arbeitspreis) draufgeschlagen.
Während die EVO sonst durchaus Preisveränderungen ihrer verschiedenen Tarife der Öffentlichkeit mitteilt - und sogar häufig schriftlich ihre Kunden direkt, hat sie darauf bei der Mehrwertsteueranhebung verzichtet. Die Begründung: „Da es sich bei der Mehrwertsteuererhöhung nicht um eine Entscheidung der Energieversorger handelt, wird die EVO ihre Kundinnen und Kunden nicht gesondert anschreiben.“
Warme Wohnung kostet immer noch deutlich mehr als vor dem Ukraine-Krieg
Trotz gesunkener Gaspreise an den Börsen zahlen die Kunden der deutschen Gas- und Fernwärmeanbieter immer noch deutlich mehr für ihre warme Wohnung als vor dem Ukraine-Krieg. Allein im Jahre 2022 musste die EVO ihren Gaspreis vier Mal anheben, von 8,84 Cent im Herbst 2021 pro Kilowattstunde auf 16,0 Cent im November 2022. Zum 1. Januar 2024 konnte die EVO erstmals wieder den Gaspreis lockern - um rund 12 Prozent. Mit der Mehrwertsteuererhöhung liegt der Gaspreis der EVO ab 1. April 2024 allerdings wieder bei 13,83 Cent. Das sind 56 Prozent mehr als vor dem Ukraine-Krieg.
Die Fernwärmekunden der EVO traf es da sogar noch ärger: Der Fernwärmepreis wurde seit Beginn des Ukraine-Kriegs dreimal extrem stark erhöht - im Herbst 2022 und im Herbst 2023 sowie zuletzt im April 2024: von 8,6 Cent brutto je Kilowattstunde über 11,5 Cent und 15,92 Cent auf 18,9 Cent. Damit haben sich die Heizkosten für Fernwärme-Bezieher sogar verdoppelt.
Zum Glück kann die EVO schon in diesen Tagen Hoffnung bereiten - der Vorstand der EVO um Timm Dolezych ist überzeugt, dass die Energiepreise im Laufe der nächsten zwölf Monate reduziert werden können. „Bei anhaltend guter Entwicklung der Märkte können wir ab Herbst die Endkundenpreise senken, insbesondere in der Fernwärme - vor der nächsten Heizperiode. Auch beim Gas gehen wir aktuell von fallenden Preisen aus, die spätestens zum 1. Januar 2025 wirksam werden“, berichtet der EVO-Vorstand über seine Pressestelle.
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