Oberhausen. Die Strompreise verhalten sich seit Monaten so wie früher nur Aktienkurse an den Börsen: Es lohnt sich, Preise abzufragen - sogar bei der EVO.
- Die Stromtarife sind nicht mehr so teuer, wie viele Kundinnen und Kunden glauben. Die Stromanbieter offerieren mittlerweile einigermaßen bezahlbare Tarife.
- Nach den Sondertarifen der Energieanbieter sollten sich die Verbraucher auf jeden Fall erkundigen, wenn sie noch in der Grundversorgung ihres kommunalen Stromanbieters stecken.
- Die EVO zeigt mit ihren neuen Tarifen durchaus, dass sie im Vergleich zu den Preisen der Wettbewerber konkurrenzfähig ist.
Was ist nur mit der alten Tante EVO los? Der Hauptenergieversorger für Oberhausen seit über 120 Jahren, heute mit einem Angebot von Fernwärme über Gas und Strom ausgestattet, buhlt unter der neuen Führung von Manager Timm Dolezych offenbar um jeden Kunden - nicht nur mit ihrem Service vor Ort, sondern auch mit ihren Preisen.
Denn auf der Webseite der Energieversorgung Oberhausen kann man neue Stromverträge zu Preisen abschließen, die durchaus mit der überbordenden nationalen Konkurrenz mithalten können. Bereits im Sommer hatten wir in einem ausführlichen Bericht zu der Preispolitik der EVO darauf hingewiesen, dass es für alle Stromkunden ratsam ist, regelmäßig die angebotenen Strompreise für alle Anbieter zu kontrollieren, insbesondere die aktuellen Preise der EVO.
Strompreise schwanken täglich und wöchentlich so wie Aktienkurse
Schon damals erläuterte die EVO die geänderte Lage am Strommarkt ausführlich: Die Situation sei so wankelmütig, dass es schwerfalle, über längere Zeit fixe Angebote zu kalkulieren. Damals hatte die EVO kurzzeitig einen kaum schlagbaren Stromtarif mit 28,44 Cent je Kilowattstunde auf ihrer Webseite platziert. Dieser Sondertarif schnellte aber kurz darauf auf 33,3 Cent hoch. Wir schrieben damals: „Offenbar muss man in diesen stürmischen Zeiten wie bei Aktienkursen Stunde, Minute und Tag aufschreiben, wenn man den tatsächlichen Preis eines Stromtarifes bei der EVO ermittelt und verfolgen will.“
Und tatsächlich: Schon wieder kann man auf der Webseite der EVO den Sondertarif TOB-Strom entdecken, mit dem man sich für ein Jahr an die EVO bindet, dafür aber auch eine Preisgarantie auf den Preis bekommt: 29,24 Cent pro Kilowattstunde an Arbeitspreis kostet aktuell der Strom da bei der EVO, wenn man eine Musterfamilie mit einem Verbrauch von 2700 Kilowattstunden im Jahr zugrunde legt. Die Zählergebühr, auch Grundpreis genannt, liegt allerdings mit 185 Euro im Jahr relativ hoch.
Schaut man auf das Vergleichsportal Verivox, dann steht die EVO im Wettbewerb aber nicht schlecht da. Bei 2700 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr ist eprimo mit einem Arbeitspreis von 29,7 Cent pro Kilowattstunde zu finden (Zählergebühr nur 102 Euro), Lichtblick mit 29,9 Cent (159 Euro Zählergebühr), Yello mit 30,7 Cent (155 Euro Zählergebühr), Rhein-Power mit 30 Cent (Zählergebühr 176 Euro) und Eon mit 31,2 Cent (Zählergebühr 149 Euro).
Mögliche Ersparnis beim EVO-Strom: Über 200 Euro im Jahr
Kann man wechseln, weil der übliche Stromvertrag, den viele haben, eine monatliche Kündigungsfrist oder sogar nur eine zweiwöchentliche Kündigungsfrist (Grundversorgung) hat, bietet sich also durchaus diesmal auch die Energieversorgung Oberhausen (EVO). Aber auch wer EVO-Kunde mit einem Vertrag ist, der eine kurze Kündigungsfrist hat, für den lohnt es sich meistens, in den aktuellen TOB-Stromtarif zu wechseln. Denn im neuen Jahr reduzieren sich zwar die Stromtarife der EVO auch für Stammkunden, allerdings nicht auf ein so niedriges Niveau, wie das Unternehmen derzeit auf der Webseite anbietet. Vor allem für diejenigen Kunden, die noch in der Grundversorgung stecken, sollten den Wechsel in den Sondertarif TOB-Strom prüfen. Denn der Tarif beträgt heute noch 40,8 Cent bei der EVO und sinkt Anfang 2024 auf 38,1 Cent - der Arbeitspreis ist also dann immer noch fast 9 Cent und damit um 30 Prozent teurer. Aber auch Stammkunden mit Sondertarifen sollten einen Wechsel prüfen: Denn wer heute noch in den Genuss eines alten Sondertarifvertrages namens „TOB-Strom pur“ kommt, zahlt ab Januar immer noch 33 Cent für eine verbrauchte Kilowattstunde statt bisher 35,7 Cent (minus 2,7 Cent).
Absolut betrachtet, spart ein durchschnittlicher EVO-Kunde mit seinem Verbrauch von 2700 Kilowattstunden im Jahr viel Geld: So würde er 975 Euro beim aktuellen Tarif „TOB-Strom“ bezahlen, in der Grundversorgung im nächsten Jahr aber 1186 Euro. Das wären also bei einem internen Wechsel als EVO-Kunde immerhin 211 Euro im Jahr Ersparnis - 17,8 Prozent.
Das Preisverhalten der EVO-Teams beim Strom ist auch deshalb so auffällig, weil es in der großen Oberhausener Nachbarstadt Essen andersherum läuft: Hier sind die Stadtwerke gezwungen, die Preise deutlich anzuheben - offenbar Folge einer verfehlten Einkaufspolitik. Hier liegt der Arbeitspreis je Kilowattstunde Strom bei 42 Cent im Garantie-Preisvertrag „Essen Stromfix“ und sogar bei 50,34 Cent im normalen Tarif „EssenStromL“. Der niedrige Grundpreis/Zählergebühr von 120 Euro tröstet da nicht.