Kleve/Emmerich. Die Polizei hat die Fans, die zur Fußball-Europameisterschaft einreisen, im Blick. Die temporär wieder eingeführten Kontrollen haben begonnen.
Der erste Anpfiff der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist noch gar nicht ertönt, da vermeldet die Bundespolizei bereits erste Erfolge. Nach Kontrollen an der A3 bei Emmerich und der A57 in Goch wurden bereits mehrere Personen festgenommen.
Wie bereits berichtet, werden Hunderttausende Fans – und vermutlich wohl auch einige Kramallmacher – in den kommenden Wochen im Land unterwegs sein. Damit möglichst nur „friedliche“ Fußball-Anhänger ins Land kommen, ist unter anderem die Bundespolizei ab jetzt in besonderer Bereitschaft.
Uwe Eßelborn ist Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Kleve, deren Zuständigkeitsbereich sich über die vier Landkreise Wesel, Kleve, Viersen und Borken erstreckt. „An den Grenzen von Gronau im Norden bis südlich von Mönchengladbach werden auf den Autobahnen und auch auf den Kreis- und Bundesstraßen Kontrollen durchgeführt“, sagt der 56-Jährige zu den rund vier Wochen bis zum Finale am 14. Juli. Auch an den Bahnhöfen sei die Bundespolizei zuständig.
Personen, die nur auf Krawall aus sind, werden direkt zurückgeschickt
Auf was man sich konkret einstellen muss, möchte Eßelborn noch nicht verraten, er sagt: „Wir werden dort umfangreiche Einsatzmaßnahmen ins Auge fassen, um Erkenntnisse zu gewinnen über die anreisenden Fans.“ Dann sagt er einen Satz, den alle friedlichen Fans sicher sofort unterschreiben werden: „Dabei geht es darum, möglichst früh Personen festzustellen, die vielleicht gar nicht als geeignete Gäste für dieses Turnier als Zuschauer in Frage kommen.“
Die Bundespolizei habe beispielsweise beim Blick in die Fahrzeuge und Reisebusse schon einen Blick auf mögliche Pyrotechnik, die immer wieder Thema sei. Aber auch nach „Passivbewaffnung“ würden seine Kollegen ganz gezielt gucken: „Diese szenetypischen Quarzhandschuhe findet man zum Beispiel bei den klassischen Hooligans auf.“ Diese würden bei einem Faustschlag deutlich schlimmere Verletzungen verursachen, als ein „normaler“ Faustschlag, klärt der Polizist auf.
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Die Gefahr einer Pyrofackel mit offener Flamme und Funkenflug in einer größeren Menschengruppe sei enorm, begründet Eßelborn das Vorgehen der Polizei gegen diese Feuerwerkskörper. „Dies gehöre einfach nicht ins Stadion und wird schon bei der Einreise beschlagnahmt und später fachgerecht entsorgt“, so der Bundespolizist, der weiter berichtet, dass seinen Kollegen selbstverständlich auch schon Informationen über anreisende Fangruppen aus dem Ausland vorliegen.
Bundespolizei wird vorab mit Infos über Personen versorgt
Über den Datenaustausch im Schengener Informationssystem würden so bereits „die Personen aussortiert, die fahndungsmäßig gespeichert sind, wenn sie im Ausland in Erscheinung getreten sind und gegen sie schon konkrete Maßnahmen ergriffen wurden.“ Laut Eßelborn könnte dann schon an der Grenze direkt auf eine Einreiseverweigerung entschieden werden. Im Einzelfall würde dann vor Ort entschieden, ob es eine „konkrete Gefährdungslage“ gebe.
Zu diesem Zweck dürfte die Bundespolizei auch wieder an den Autobahnen – beispielsweise an der A3 bei Elten und der A47 bei Goch – alle Fahrzeuge, die nach Deutschland unterwegs sind, im Rahmen eines „Verkehrstrichters“ über einen Parkplatz leiten. Die Bundespolizisten haben einen geschulten Blick dafür, bei welchem Fahrzeug eine genauere Kontrolle nötig sein könnte – diese Autos werden dann rausgewunken und genauer unter die Lupe genommen – ebenso die Insassen.
Fan-Klientel anders als die klassischen Fußballfans von Vereinsteams
Klingt zwar dramatisch, ist es eher nicht, wenn man den Ausführungen von Uwe Eßelborn folgt: „Diese Fankultur der Nationalmannschaften ist ja ein anderes Klientel als die klassischen Fußballfans der Stadtmannschaften.“ Die zu Länderspielen reisenden Fans seien in der Masse Familien, die eigentlich zu einem friedlichen Spiel – zu einer Art Familienfest wollen. „Die sind ja gar nicht darauf aus, verfeindete Fans zu treffen, wie es bei den Fanblocks der Vereine ist“, so der Polizist weiter.
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Niederländische Fans, aber auch britische Anhänger würden bei der Bundespolizeiinspektion Kleve besonders im Fokus stehen. Einige Schlachtenbummler würden natürlich auch über den Flughafen Weeze anreisen. „Über diese Gruppe müssen wir uns aber nicht so viele Gedanken machen. Die mussten ja eh schon durch die Kontrollen und haben natürlich kein Springmesser in der Tasche“, erklärt Eßelborn.
Ein spontanes Ständchen für das Kontroll-Team der Polizei
Der 56-Jährige berichtet abschließend von einer kuriosen Begebenheit, als niederländische Fans im Jahr 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Deutschland einreisen wollen. „Die Niederländer haben eh eine ganz besondere Fankultur: Die sind meist originell verkleidet und auch immer mit Blasinstrumenten und Trommeln ausgestattet. Als wir 2006 einen Bus an der A3 angehalten haben, sind die Holländer ausgestiegen und haben uns erstmal ein Ständchen gespielt.“