Emmerich. Sandra Alles und Thomas Fleming wollen Menschen dafür sensibilisieren, Igeln ein Winterquartier zu bieten. Welche praktischen Tipps sie haben.
Im Vorgarten von Familie Alles weist schon das kleine Schild „5 Sterne Oase für Bienen“ darauf hin, dass hier tierfreundliche Menschen leben. Auch andere Insekten fühlen sich dort mit dem bunten Nahrungsangebot wohl – nicht zuletzt Igel. Das Thema Igel und der starke Rückgang der in Deutschland lebenden Tierpopulation bewegt auch Thomas Flemming.
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Die beiden sehr unterschiedlichen Menschen kennen sich aus dem Schützenverein. Sie haben verschiedene Strategien, um ihre Sorge um Igel in die hilfreiche Tat umzusetzen. Jetzt suchen sie gemeinsam weitere Menschen, die den putzigen kleinen Gesellen ein Winterquartier oder eine Futterstelle bieten.
Viele Informationen und praktische Erfahrungen
Flemming und Alles können mit einer Flut von Informationen aufwarten, Sandra Alles mit der praktischen Erfahrung der „Igelmutter“ und Thomas Flemming mit Sachinfos aus dem Netz und aus vielen Gesprächen mit igelkundigen Menschen am Niederrhein. Er hat begonnen, seinen Garten ebenfalls zu einem Igelparadies umzugestalten, aber „leider ist noch keiner eingezogen“ in ein von ihm gebautes Igelheim, denn „die Tiere brauchen Zeit, um sich mit der Umgebung und den Möglichkeiten vertraut zu machen.“
Sandra Alles Augen leuchten, wenn sie erzählt. „Als die Igel herkamen, ging mir das Herz auf!“ Seit Anfang des Sommers besuchen drei Igel ihre Futterstelle hinter der sauber gestapelten Brennholzwand, gut geschützt unter dem Vordach, hinter dem Weihnachtsbaum vom letzten Fest verborgen. Der bleibt als Schutz für die Tierchen weiterhin stehen.
Wie wohl sich „Mecki“, ein ausgewachsenes Männchen, und zwei von ihm tolerierte Jungtiere fühlen, zeigen Fotos und kleine Videos, die Sandra Alles abendlich in ihren Whatsapp-Status stellt. Weil die Igel scheue Geschöpfe sind, wird mit einer ferngesteuerten Kamera gefilmt. Und tatsächlich sieht man die niedliche Schnute eines Igels, der ein bisschen vor dem Objektiv herumschnüffelt. Zu hören sind die Schnüffelgeräusche auch. Diese Igel kommen nur zum Futtern in das kleine Holzhäuschen, sie wohnen in Nachbarsgarten – schön kuschelig unter einem Laubhaufen.
Welches Futter Igel benötigen
Die Igelschützer sind sich einig „Es ist keine Wissenschaft, Igel zu füttern. Wichtig ist 60 Prozent Fleischanteil, null Prozent Getreide. Man braucht nicht dieses teure Spezialigelfutter, auch manches Katzenfeuchtfutter geht.“
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Warum die Igel immer seltener anzutreffen sind: Es fehlen geeignete Nahrungsquellen und Orte für Igelquartiere. Außerdem fallen sie Straßenverkehr oder motorisierten Gartengeräten zum Opfer. Thomas Flemming hat sehr viele Informationsquellen gefunden, die ganz praktischen Rat und Anleitungen enthalten. Wie man aus Stein oder Holz Igelhäuschen baut, über natürlichere Gartenpflege und wo Igel, die einen Unfall hatten oder aus anderen Gründen medizinische Hilfe brauchen, gepflegt werden. Er lächelt „Ich suche Menschen mit Gärten, die Igeln ein neues Zuhause geben und bereit sind, Futterstationen und Schlafplätze einzurichten.“
Tipps für den eigenen Garten
Was jeder tun kann, damit sich Igel im Garten wohlfühlen: Den Garten nicht konservativ aufräumen, damit es noch natürliche Futterquellen gibt. Im Garten Laub für das Quartier in einer Ecke aufhäufen und auf Laubbläser verzichten. Mähroboter nur bei Tageslicht arbeiten lassen – zwischen früher Abend- und früher Morgendämmerung nicht aktivieren. Denn Igel sind nachtaktive Wesen. Sie rollen sich in Abwehrhaltung zu einem Ball zusammen, was sie nicht gegen Maschinen schützt.
Wer im Netz recherchiert, findet unter dem Stichwort „Igelfutter“ viele Rezepte und Herstellerangaben. Informationen und Tipps vermitteln: https://www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-helfen/igel oder www.pro-igel.de oder https://igelhilfe.com/. Mit Verweisen auf Stationen, die kranke und verletzte Tiere aufnehmen.
Wer Rat braucht, sich interessiert oder an einen Verein spenden will, kann sandra.alles@gmx.de und thommis-hobby@email.de kontaktieren. Beide leiten gegebenfalls Anfragen gerne weiter.
Denn wenn die kleinen stacheligen Freunde aus den Igelauffangstationen entlassen werden, können sie in den seltensten Fällen bei den Menschen einziehen, die sie zur Station gebracht haben. Wenn die über Winter aufgepäppelten Tierchen im Frühjahr ausgewildert werden müssen, werden weitere Igelpaten gesucht. Thomas Flemming stellt dann gerne kostenlos selbst gebaute Häuschen und Futterstationen zur Verfügung. Damit es Igel auch in Zukunft gibt – nicht nur als Kuscheltiere, Emojis oder in Filmen.