Düsseldorf. In den Werkstätten eines Düsseldorfer Vereins wird Nachhaltigkeit ganz groß geschrieben. Hier können Profi- und Hobby-Handwerker voneinander lernen.
Vom Bürgersteig aus wirkt das Gebäude an der Birkenstraße 23 in Düsseldorf-Flingern unscheinbar: Über der Toreinfahrt zum Innenhof hängt noch immer der große Schriftzug „Kunze“, der zur jahrzehntelang hier beheimateten Tischlerei gehörte. Doch die über 2500 Quadratmeter großen Hallen des Betriebs nutzt heute jemand anderes: Seit einem halben Jahr sägen, töpfern, drucken und schrauben die rund 450 Mitglieder des Vereins „GarageLab“ hier an ihren persönlichen Projekten. Für sein nachhaltiges Konzept wurde der Verein jetzt mit dem Umweltpreis der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet.
Alte Fahrradteile finden neuen Nutzen
Vor 13 Jahren ging alles im Kreis einiger, insbesondere am 3D-Druck interessierter Bastler los, erzählen Markus Lezaun und Rolf Beer, die beide zum heutigen Vorstand des Vereins gehören. Mit der Zeit erweiterte sich das gemeinsam organisierte Angebot immer weiter. Am neuen Standort unterhält das GarageLab neben einem Elektronikbereich mit den 3D-Druckern auch jeweils eine Holz-, Keramik-, und Metallwerkstatt, einen Siebdruckraum und eine Fahrradwerkstatt – und bald eine Textilwerkstatt. Gemanagt werden sie von 20 ehrenamtlich arbeitenden Werkstattleitern aus der Mitgliedschaft.
- Die NRZ Düsseldorf bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
An der Wand der Fahrradwerkstatt hängt eine breite Auswahl an Werkzeugen, mit denen man die Zweiräder behandeln kann. In Boxen lagern unzählige, diverse Ersatzteile: „Viele Teile halten länger, als der Rahmen“, sagt Rolf Beer. So können sie von einem kaputten Fahrrad abgeschraubt werden, und an einem anderen noch Verwendung finden. Ein nachhaltiges Konzept, das sich so ähnlich in vielen Bereichen der Vereinswerkstätten findet. Mitglieder können sich jederzeit daran machen, ihr Zweirad auf Vordermann zu bringen. Doch auch, wer von der Rad-Mechanik bisher keine Ahnung hat, muss nicht verzagen: „Donnerstagabends ab 18 Uhr findet hier ein ‚betreutes Schrauben‘ statt“, erklärt Lezaun.
Keramikwerkstatt zieht Mitglieder an
Der größte Mitgliedermagnet liegt einige Meter tiefer in der Halle: Die Keramikwerkstatt. „Das ist die größte im Verein. Mehr als 140 Mitglieder nutzen die aktuell für ihre Zwecke“, sagt Lezaun. Eine davon ist ist Ricarda Funnemann, die seit fünf Monaten dabei ist. „Ich habe vorher zu Hause getöpfert und habe dafür einen größeren Ort gesucht“, erzählt sie. In der Keramikwerkstatt kann Funnemann, die beruflich als Betreuungshelferin arbeitet, sich kreativ austoben, sagt sie. „Und die Menschen sind auch alle super hier!“ Sie komme selbst normalerweise vier mal die Woche. „Aktuell habe ich Urlaub – da bin ich jeden Tag da.“ Die Düsseldorferin kümmert sich in der Keramikwerkstatt mit um die Öfen. Zwischen dem diversen Equipment und den vielen Ton-Kreationen fällt direkt auf: Hier herrscht eine durchdachte Ordnung. Wie im ganzen Verein kümmern sich die Mitglieder selbstständig darum, dass alles sauber und für alle benutzbar bleibt. Es herrscht ein achtsamer, wertschätzender Umgang mit der Ausstattung, betont Lezaun.
Keramikenthusiastin Funnemann will in Zukunft auch die anderen Werkstätten ausprobieren, sagt sie. Wer aus dem vertrauten Kreativ-Terrain einen Streifzug etwa in die Holzwerkstatt wagt, ist dabei nicht alleingelassen: Einerseits gibt es in jedem Bereich regelmäßige Einführungen, bei denen Interessierte die Grundlagen lernen können – und aus Sicherheitsgründen teils auch zwingend müssen. Aber noch dazu herrscht unter den Nutzern der Werkstätten eine freundliche Atmosphäre gegenseitiger Ratschläge – „Skill-Sharing“ wird hier groß geschrieben.
+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++
Zu den Werkstattnutzern gehören übrigens auch Profis, die gewerblich hier arbeiten. Das „Maschinendorf“, eine gemeinnützige GmbH, die Lezaun führt, vermietet die Mit-Nutzung der Werkstätten an Handwerker. Auf diese Weise wird auch die Finanzierung der Anlage für das GarageLab gesichert.
Wichtige Flächen für Düsseldorfs Handwerker
Das Angebot wird bestens angenommen: „Pro Woche kommen ein bis zwei Handwerksmeister dazu“, sagt Lezaun. Denn die hohen Mietpreise in der Landeshauptstadt setzen längst auch die Handwerksbetriebe unter Druck. Tischler Markus Wieckmann etwa, der für die „Häuserwachküssgesellschaft“ Küssdenfrosch in der Werkstatt arbeitet, ist sehr zufrieden: „Du bist hier einfach flexibel, was die Betriebskosten angeht.“ Die Werkstatt-Ausstattung sei super, sagt er. „Das ist eine ganz tolle Sache. Auch gerade für kleinere Handwerksbetriebe.“
Rund 300 Maschinen verschiedener Größe hat der Verein, erklärt Lezaun. Viele große Maschinen zur Holzverarbeitung konnte das GarageLab, ebenso wie Arbeitsmaterialien, von der ehemaligen Tischlerei übernehmen – Küssdenfrosch half dabei, die Kosten zu stemmen, berichtet Lezaun dankbar. So findet das Holz, das in der Tischlerei nicht mehr aufgebraucht wurde, eine neue Verwendung.
So wird man Mitglied im GarageLab
Um im GarageLab die eigenen kleinen Handwerker-Träume anzugehen, braucht es erstmal nicht viel: Mitglied werden kann jeder ab 18 Jahren. Es gibt eine einmalige Aufnahmegebühr von 25 Euro, dann kostet die Mitgliedschaft monatlich 19 Euro. Dann kann man die Vereinsräume täglich von 8 bis 22.30 Uhr nutzen – sogar mit eigenem, elektronischen Transponder-Schlüssel.
Am Dienstag, 10. Dezember, bekam der Vereineine besondere Würdigung für sein Engagement für Nachhaltigkeit: Den Umweltpreis 2024 der Stadt Düsseldorf. „Das ist eine schöne Bestätigung der Arbeit unserer Mitglieder“, sagt Rolf Beer. Zu den Nachhaltigkeits-Aktionen von GarageLab zählen etwa auch „Repair-Cafes“, die seit zwölf Jahren veranstaltet werden und für alle offen sind. „Es ist eine wichtige Frage, wie wir mit den Ressourcen dieser Welt umgehen können. Wenn wir einen klitzekleinen Beitrag leisten können, wäre das für eine Amateurtruppe, wie wir eine sind, eine tolle Sache!“
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf
- ÖPNV-Streik in Düsseldorf – diese Rheinbahn-Linien fahren heute
- Alles bio und vegan: Neueröffnung mit einzigartigem Konzept
- Streit zwischen Schülern? – Polizeieinsatz an Düsseldorfer Gesamtschule
- Die Düsseldorfer EG vor dem Abstieg: Droht der Auszug aus dem PSD Bank Dome?
- Wahlkampf: Lindner schießt in Düsseldorf gegen „linken Karneval“
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Düsseldorf