Düsseldorf. Aus dem dicken Betonbau wird ein einzigartiges Gebäude für Kunst und Kultur, das viele Möglichkeiten in petto hat.

Lange hat ein ganzer Stadtteil darum gekämpft, den früheren Hochbunker an der Aachener Straße, den ein auffälliges Bild des Düsseldorfer Malers Klaus Klinger ziert, vor einem Abriss zu bewahren. Der Erfolg – das Bauwerk wurde denkmalgeschützt – trägt jetzt Früchte in Form eines neuen Kulturraumes, der ein beliebter Anlaufpunkt für ganz Düsseldorf werden könnte: Der in Kürze unter dem Motto „Kunst. Kultur. Beton.“ zu eröffnende Bau soll deutlich mehr werden als ein Kunst-Ausstellungsraum, verspricht die gemeinnützige GmbH Bilker Bunker. Architektonisch realisiert hat das Projekt die „Häuserwachküssgesellschaft“ Küssdenfrosch, geführt von Andreas Knapp.

Kunstausstellungen und Fahrradgarage

Stadtweit bekannt: Das große Wandbild an der Bunker-Fassade.
Stadtweit bekannt: Das große Wandbild an der Bunker-Fassade. © NRZ | Besau

Wo der Bunker einst die totale Abschirmung gegen die Außenwelt bot, führt jetzt über eine beleuchtete Treppe eine Glastür durch die meterdicken Mauern. „Wir wollten den Bunker zur Straße hin öffnen. Als Geste: ‘Komm rein!’“, so Andreas Knapp. Dahinter wartet ein neu entstandenes, geräumiges Foyer, für das eine Decke durchbrochen wurde. Einladender wird wohl kaum je ein Bunker gewesen sein.

Auf der ersten Etage ist eine Ausstellungsfläche, auf der in Zukunft drei bis vier Ausstellungen jährlich präsentiert werden sollen. Losgehen soll es unter dem Motto „Vom Schutzraum zum Freiraum“. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler haben sich dafür mit der ungewöhnlichen Räumlichkeit auseinandergesetzt, erklärt Bunker-Geschäftsführerin Christina von Plate. Später sollen dann auch ausgefallenere Ausstellungen folgen.

Die Ausstellung ist noch nicht vollständig eingerichtet, und auch der Rest des Bunkers steht noch in den letzten Vorbereitungsschritten vor der Eröffnung am 26. August. Auf der zweiten Etage entsteht neben der modernen Büros der acht Bunker-Mitarbeitenden eine öffentliche Fahrradgarage, die man mit einem Aufzug im Innenhof erreichen kann. „Dort haben etwa vierzig Lastenräder Platz“, so von Plate.

Auf den beiden Etagen darüber gibt es mietbare Showrooms, auf denen in den nächsten Jahren viel Kunst, Mode und Schmuck zu sehen sein könnten – aber auch Fotoshootings sind möglich. Dazu gehören bequem eingerichtete Besprechungsräume. Viele Nachfragen für die Räume im einzigartig-rauen Ambiente erreichen das Bunker Team schon, berichtet Andreas Knapp.

Luxuswohnen auf dem Bunkerdach

Gekostet haben Bunker und Umbau 4,5 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro Fördergelder kamen von Bund und Kommune, rund 600.000 von der Stadt Düsseldorf. Damit sich das Kulturgebäude selbst trägt wurde das Dach des Bunkers, das im Krieg nur notdürftig bedeckt wurde, um zwei Wohngeschosse erweitert. Fünf Wohnungen stehen bereit, zwei davon sind bereits verkauft. Wer hier wohnen will, muss mit dem Projekt übereinstimmen. „Natürlich wollen wir nicht etwa russischen Oligarchen darin wohnen haben“, erklärt Knapp. Durch die genaue Auswahl soll auch ausgeschlossen werden, dass es von späteren Bewohnern Beschwerden wegen des Kulturbetriebes gibt, oder etwa Leerstand durch Spekulation. Damit die Rechnung zugunsten des Bunkers aufgeht, entstanden besonders hochwertige Wohnungen, mit entsprechendem Kaufpreis: 1,4 Millionen Euro kostet die kleinste (97 Quadratmeter) 2,3 Mio größte (164 Quadratmeter). Wer das aufbringen kann, bekommt dafür neben Wohnkomfort auch einen luxuriösen Ausblick von jeweils mehreren Terrassen. Und den kürzesten Weg in ein weiteres Highlight des Bunkers: Die Musikbar „Schleuse Zwei“.

Einmal ins Erdgeschoss runtergefahren geht es durch einen Seiteneingang unter die Erde. Unter künstlerisch gestalteten Lichtern führt eine Treppe durch dicke Schleusen, die als Teil des Denkmals weiterbestehen. Hier unten, zwischen dicken Betonwänden, findet sich die Musikbar Schleuse Zwei. Mittwochs bis Freitags soll die Bar im regulären Betrieb sein, Freitags eventuell mit DJ und kleinem Eintritt, Samstags soll es Konzerte geben. Noch eine Etage tiefer sind Multifunktionsräume zu finden, die bald über eine App zur Buchung zur Verfügung stehen sollen, voraussichtlich ab 15 Euro pro Stunde. Eingerichtet sind die bequemen Räume für Sport, Musik und Beratungsangebote. Alle Räume des Bunkers außer den Multifunktionsräumen sind barrierefrei.

Werk von Streetart-Pionier entdeckt

Lange bekannt ist der Bunker für das große Wandbild, das seine Vorderseite ziert. Unverhofft wurde beim Umbau hinten ein weiteres Kunstwerk entdeckt: Der „Sprayer von Zürich“, Harald Naegeli, der als ein Pionier der Streetart gilt, brachte hier einst eine seiner Figuren auf die Wand. Lange lebte und sprayte Naegeli in Düsseldorf, nachdem er sich 1981 einer Gefängnisstrafe in der Schweiz – wegen Sachbeschädigung – mit einer Flucht nach Deutschland entzog.

Das Werk an der Hinterseite des Bunkers war bisher nicht entdeckt worden, erklärt Andreas Knapp. Das Team des Bunkers hat den Kontakt mit dem Künstler sowie der Harald-Naegeli-Stiftung aufgenommen, erklärt Geschäftsführerin Christina von Plate. Eine Kooperation mit diesen sei aktuell für Herbst 2023 in Planung.