Düsseldorf. In Düsseldorf werden derzeit drei große Rheinbrücken saniert. Dennoch sollen die Bauwerke abgerissen werden. Was anschließend geplant ist.

Neben dem Rheinturm, dem Rheinufer und dem Schlossturm am Burgplatz prägen unter anderem auch die Schrägseilbrücken die Skyline von Düsseldorf. Mit der Fleher Brücke, der Rheinkniebrücke am Landtag, der Oberkasseler Brücke, der A44-Brücke am Flughafen sowie der Theodor-Heuss-Brücke gibt es gleich fünf große Bauwerke, die die linke und die rechte Rheinseite miteinander verbinden und als beliebte Fotomotive gelten.

Mit der Kardinal-Frings-Brücke (auch als Südbrücke bekannt) und der Hammer Eisenbahnbrücke gibt es zudem zwei weitere Überführungen, die die Landeshauptstadt mit der Stadt Neuss verbindet. Drei prominente Bauwerke sind jedoch mittlerweile marode und müssen saniert werden. So gibt es aktuell an der Fleher Brücke eine Großbaustelle, zudem finden aktuell Instandssetzungsarbeiten an der Kardinal-Frings-Brücke statt. Wie die Fleher Brücke soll auch die Südbrücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf: Stadt bot zwei Diskussionsforen an

Die Zukunft der maroden Theodor-Heuss-Brücke ist hingegen offen. Die 1957 erbaute Brücke gilt als eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in der Landeshauptstadt und wird täglich von tausenden Menschen genutzt. Im Jahr 2018 waren dort täglich rund 80.000 Autos auf der Brücke unterwegs, zudem befuhren knapp 3000 Lkw die Rheinüberführung am Tag. Dies hat mittlerweile Spuren an der Brücke hinterlassen. Die Brücke musste mittlerweile abgelastet werden. Seit 2019 dürfen nur noch Fahrzeuge mit einem Maximalgewicht von 30 Tonnen das Bauwerk befahren.

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Für Anwohnende fanden zur Zukunft der Theodor-Heuss-Brücke in Golzheim und Niederkassel am 11. sowie am 18. September bereits zwei Dialogsforen statt. Dem Vernehmen nach ging es beim ersten Termin im Rheinbad hoch her. Zahlreiche Prüfungen haben, nach Angaben der Stadt Düsseldorf, gezeigt, dass die Brücke in dieser Form trotz Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen den aktuellen und zukünftigen Verkehrsanforderungen nicht mehr gewachsen ist und abgerissen werden muss. Das sorgte für Kritik bei den rund 100 anwesenden Teilnehmern beim ersten Dialogforum.

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Vier Varianten für die Theodor-Heuss-Brücke

Nachdem es im Jahr 2023 20 Varianten gab, wie die Zukunft der Theodor-Heuss-Brücke aussehen könnte, liegen nun vier konkrete Ideen auf dem Tisch. Eine der Varianten ist, dass die Brücke einteilig neugebaut wird, ohne dass eine Straßenbahntrasse mit eingerichtet wird. Lösung Nummer zwei sieht einen zweiteiligen Neubau mit einer Trasse vor. Doch es gibt im wahrsten Sinne auch unterirdische Ideen. So lautet eine Idee, dass ein Tunnel für den Autoverkehr gebaut wird und die Theodor-Heuss-Brücke als Geh- und Radwegbrücke erhalten bleiben soll. Auch der Neubau eines Tunnels und der Brücke für Fußgänger und Radfahrer stehen zur Diskussion.

Stadt Düsseldorf ist für 350 Brücken zuständig

In der Zuständigkeit der Landeshauptstadt Düsseldorf befinden sich rund 350 Brückenbauwerke unterschiedlicher baulicher Konstruktionsarten, Baujahre und baulicher Zustände. Nach Angaben der Stadt sind weitgehend verkehrssicher und werden in regelmäßigen Prüfrythmen überwacht. Der Großteil der Düsseldorfer Brücken erfüllt dabei laut Stadt einen maximal ausreichenden Brückenzustand.

Bei rund 58 Prozent der Brückenbauwerke müssen daher kurzfristige Instandsetzungen unterschiedlicher Art durchgeführt werden, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Die meisten Mängel sind mit dem Alter der Brückenbauwerke zu begründen. Die Sanierungskosten werden auf mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Dazu hat die Landeshauptstadt einen Brücken-Masterplan erstellt, der 2021 vom Rat beschlossen wurde und sich in der Umsetzungsphase befindet. 

Anwohner fürchten, dass es im Rahmen eines Brückenneubaus in Zukunft zu erheblichen Lärmbelästigungen kommen wird. Nicht nur wegen der Bauarbeiten, sondern auch, wenn neben Autos und Lkw künftig auch Straßen- und U-Bahnen die Brücke queren. Deswegen wird die Tunnel-Lösung von vielen Anwohnern favorisiert. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung soll bald eine Beschlussvorlage für die Zukunft der denkmalgeschützten Theodor-Heuss-Brücke für den Rat vorbereitet werden, die dann voraussichtlich im 2. Quartal 2025 in die Abstimmung gehen wird.

Wie ein Sprecher der Stadt auf NRZ-Nachfrage erklärt, können derzeit nur „grobe Angaben“ zu den Baukosten gemacht werden, „da die Kosten je nach Variante unterschiedlich ausfallen. Für den Neubau der wesentlichen Ingenieurbauwerke wurden auf Grundlage der Baukosten (Stand 2023) Netto-Herstellungskosten von mindestens 487 Millionen Euro errechnet. Diese unterliegen Preisschwankungen von bis zu plus/minus 40 Prozent.

Instandsetzung der Südbrücke kostet zehn Millionen Euro

Auch die Kardinal-Frings-Brücke wird seit Mitte August und noch bis November saniert. Hier liegt die Zuständigkeit jedoch nicht bei der Stadt Düsseldorf, sondern bei Straßen.NRW. Aktuell wird die Südbrücke in Fahrtrichtung Düsseldorf saniert. Deswegen ist die Brücke derzeit nur einspurig befahrbar. Der zweite Bauabschnitt in Fahrtrichtung Neuss soll im Frühjahr 2025 folgen, wie Straßen.NRW auf Nachfrage mitteilte.  

Die Sanierungsarbeiten umfassen unter anderem die Erneuerung der Fahrbahn und Bauwerksabdichtung, Instandsetzung der Entwässerungsabläufe, Betoninstandsetzungen sowie die Sanierung der Übergangskonstruktionen. Voraussichtlich ab Sommer 2026 geht die Maßnahme in die finale, dritte Bauphase, in der unter anderem der Korrosionsschutz der Brücke von unten erneuert wird. Die Instandsetzung der gesamten Josef-Kardinal-Frings-Brücke wird laut Straßen.NRW voraussichtlich rund zehn Millionen Euro kosten.

Die Josef-Kardinal-Frings-Brücke wird bis November saniert.
Die Josef-Kardinal-Frings-Brücke wird bis November saniert. © WALTHER-fotodesign | WALTHER-fotodesign

Zu retten ist die Frings-Brücke in dieser Form dennoch nicht. An gleicher Stelle soll in Zukunft ein Neubau entstehen. Der Ersatzneubau sei nach Angaben von Straßen.NRW „notwendig, weil eine vollständige Sanierung der in den 1950er Jahren wiederaufgebauten Brücke inklusive der notwendigen Anpassungen an die heutigen und zukünftigen verkehrlichen Anforderungen nicht möglich ist“. Als Kompensationsmaßnahmen zur Vermeidung einer Zustandsverschlechterung bis zu einem Ersatzneubau der Brücke gilt auch dort eine Lastbeschränkung auf 30 Tonnen für den gesamten Streckenzug sowie ein Lkw-Überholverbot, teilt Straßen.NRW weiter mit.

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Neubau der Fleher Brücke soll in den 2030er-Jahren fertig sein

Auch die Fleher Brücke auf der Autobahn A46 muss abgerissen werden. Diese Ankündigung sorgte bereits im Jahr 2019 für Aufregung in der Stadtpolitik, denn immerhin befindet sich dort eine wichtige Verkehrsachse. Bei ihrer Eröffnung im Jahr 1979 war das Bauwerk mit einer Hauptspannweite von 368 Metern die am weitesten gespannte einhüftige Schrägseilbrücke der Welt. Doch die Verkehrsbelastung von mehr als 85.000 Fahrzeugen am Tag, die die Brücke täglich überqueren, haben Spuren hinterlassen.

Auch an der Fleher Brücke finden aktuell Bauarbeiten statt.
Auch an der Fleher Brücke finden aktuell Bauarbeiten statt. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Trotz vieler Sanierungsmaßnahmen weist die Fleher Brücke irreparable Schäden auf. Deswegen soll an gleicher Stelle bis Anfang der 2030er-Jahre eine neue Brücke entstehen. Bis zur Eröffnung wird die Überführung durch Instandsetzungsarbeiten betriebsfähig gehalten. Um für Entlastung zu sorgen, ist die Autobahn in beiden Richtungen auf zwei Fahrspuren reduziert.