Der “Squeeze-Out“ der verbliebenen freien Akionäre der maroden Hypo Real Estate ist für Oktober geplant: Anleger sollen 1,30 pro Aktie erhalten.

München. Das Drama um die Rettung und Verstaatlichung der Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) nähert sich dem vorerst letzten Akt. Im Oktober will der Bund die letzten freien Aktionäre des mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Immobilienfinanzierers endgültig aus dem Unternehmen drängen. Wie die Bank und der Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin mitteilten, sollen sie für ihre Aktien 1,30 Euro pro Stück erhalten. Dies wären neun Cent weniger als bei einem Übernahmeangebot, das der SoFFin den Aktionären Mitte April gemacht hatte.

Die Abstimmung über diesen sogenannten Squeeze-Out ist am 5. Oktober in München auf einer außerordentlichen Hauptversammlung geplant. Angesichts einen Aktienanteils des Bundes von 90 Prozent gilt die Zustimmung als sicher.

Auf zwei vorangegangenen Aktionärstreffen im Juni und August waren die HRE-Aktionäre gegen die geplante vollständige Verstaatlichung Sturm gelaufen. SoFFin-Chef Hannes Rehm verteidigte diesen Schritt am Freitag nochmals. „Die 100prozentige Übernahme der HRE haben wir auch mit Blick auf die enttäuschten Aktionäre sorgfältig abgewogen. Sie ist erforderlich, um die begonnene Restrukturierung der Bank im allgemeinen öffentlichen Interesse zügig durchzuführen“, sagte er laut Mitteilung.

"Der Preis ist unfair"

Auch HRE-Chef Axel Wieandt hatte sich für die umstrittene Verstaatlichung stark gemacht. Wieandt arbeitet seit dem Rauswurf seines Vorgängers Georg Funke an der Sanierung des Konzerns. Die Restrukturierung dürfte noch Jahre dauern. Im ersten Halbjahr 2009 hatte der Konzern einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro gemacht. Insgesamt hat die im Zuge der Finanzmarktkrise im vergangenen Herbst ins Trudeln geratene Bank bislang Nothilfen und Garantien von mehr als 100 Milliarden Euro erhalten. Deswegen will der Staat auch vollständig das Sagen bei der HRE haben.

Der Preis für die Aktien setze sich aus dem durchschnittlichen Börsenkurs der HRE-Aktie in der Zeit vom 8. März bis zum 7. Juni zusammen, teilte der SoFFin mit. Dies war der letzte Tag vor Bekanntgabe der Pläne zur zwangsweisen Abfindung der verbliebenen Aktionäre. Die Höhe der Abfindung sei von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) als angemessen bestätigt worden. Vor dem Übernahmeangebot und einer anschließenden Kapitalerhöhung, mit der sich der Bund die Mehrheit bei der HRE gesichert hatte, war den Aktionären auch immer wieder mit einer Enteignung gedroht worden.

Rechtliche Möglichkeiten haben die Aktionäre nun nur noch wenige. Die vollständige Übernahme der Hypo Real Estate durch den Bund an sich ist nicht mehr zu verhindern. Allenfalls können sie noch einen höheren Preis für ihre Papiere herausschlagen. „Den Preis kann man im Rahmen eines Spruchkammerverfahrens nachverhandeln“, sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Freitag auf Anfrage. Den Preis von 1,30 Euro je Aktie halte sie allerdings für „unfair“. „Ich hätte zumindest erwartet, dass die Aktionäre den Preis bekommen, der im April angeboten worden war.“. Die DSW behalte sich daher das Recht vor, einen höheren Preis zu verlangen. „Das klingt schon danach, als würden wir das machen.“