LBS analysiert Entwicklung in Schleswig-Holstein und spricht in einigen Orten vom Wandel zum Käufermarkt. Nicht so an den Küsten.
- Bei Einfamilienhäusern im Hamburger Umland zeigen sich erste Preisrückgänge
- Käufer spart mancherorts schon 125 Euro je Quadratmeter
- Preisspanne für Bestandshäuser liegt aktuell zwischen 2019 und 28.671 Euro je Quadratmeter
- Höchste Preissteigerung in St. Peter-Ording
Auf den ersten Blick wirken die Zahlen wie aus einer anderen Welt. Hohe zweistellige Preissteigerungen auf den nordfriesischen Inseln und den Ferienorten an der Küste Schleswig-Holsteins. Einfamilienhäuser aus dem Bestand auf Amrum wurden noch einmal um 66 Prozent teurer, Eigentumswohnungen im weniger bekannten Schönberg in der Kieler Bucht verteuerten sich um 93 Prozent, selbst in Scharbeutz kletterten die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen noch einmal um 50 Prozent, wie aus dem aktuellen LBS-Immobilienmarktatlas der Regionen Schleswig-Holsteins hervorgeht, der in Kiel vorgestellt wurde.
Aber war da nicht etwas mit einer Wende am Immobilienmarkt: Fallende Preise und steigende Zinsen für Finanzierungen? „Ja, auch die Ferienimmobilien in Schleswig-Holstein sind von der aktuellen Entwicklung betroffen“, sagt Wolfgang Ullrich, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH. „Aktuell erleben wir den Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt auch in den Ferienregionen.“ Das bedeutet: Die Verkäufer können nicht mehr unter sich überbietenden Käufern auswählen, sondern die Käufer diktieren die Bedingungen und handeln um Preise.
Haus kaufen? Hohe Preissteigerungen an Nordsee und Ostsee
„Aber dieser Immobilienmarktatlas der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg erfasst traditionell die Preisentwicklung in zwei Jahren, also seit Sommer 2020. Die Preissteigerungen fallen deshalb so hoch aus, weil hier auch noch die Corona-Pandemie reinspielt, alle wollten im Inland, möglichst an den Küsten Urlaub machen“, sagt Ullrich. „Die jetzt dokumentieren Preissteigerungen erfolgten vor allem bis Ende 2021 und noch Anfang 2022.“
Aktuell sei der Markt im Wandel, die Zeit der stetigen Preissteigerungen vorbei, so Ullrich. „Die Käufer von Vermietungsobjekten fragen sich angesichts steigender Energiepreise, ob sie noch eine ausreichende Rendite erwirtschaften können.“ Selbst Käufer, die sich die Immobilien noch leisten könnten zögerten und warteten ab. Dennoch will Ullrich keine Prognose wagen, wie die Preisentwicklung in zwei Jahren aussieht. „Viel hängt zunächst davon ab, wie wir wirtschaftlich durch diesen Winter kommen“, sagt Ullrich. Zunächst erwartet er leichte Rückgänge bis stagnierende Immobilienpreise.
Die teuersten Häuser stehen in Kampen auf Sylt
Die Preisspanne für Bestandshäuser liegt aktuell zwischen 2019 Euro je Quadratmeter Wohnfläche in Galmsbüll in Nordfriesland und 28.671 Euro je Quadratmeter Wohnfläche in Kampen auf der Insel Sylt. Die günstigsten Angebotspreise für Bestandswohnungen verzeichnet Rendsburg mit 2064 Euro. Wie gewohnt werden die teuersten Wohnungsangebote in Kampen mit 15.285 Euro aufgerufen.
Haus kaufen? Preisplus in St. Peter-Ording von fast 100 Prozent
Die höchsten Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern aus dem Bestand gab es in St. Peter-Ording mit einem Plus von 92 Prozent in zwei Jahren. Für einen Quadratmeter Wohnfläche werden hier 8573 Euro gefordert. Den zweithöchsten Preisanstieg bei den Häusern verzeichnet Hörnum auf Sylt mit einem Plus von 77 Prozent auf 12.390 Euro, während die Hauspreise in Kampen nur noch um 25 Prozent kletterten.
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Bei den Eigentumswohnungen aus dem Bestand verzeichnet Schönberg im Kreis Plön mit einem Plus von 93 Prozent den höchsten Anstieg. Pro Quadratmeter Wohnfläche fordern Verkäufer 4356 Euro. Mit einem Plus von 83 Prozent liegt Heringsdorf mit einem naturbelassenen, kurtaxefreien Strand im Kreis Ostholstein auf dem zweiten Rang. Ein Quadratmeter Wohnfläche kostet rund 4000 Euro.
Hamburger Umland: Preisabschläge bei Einfamilienhäusern
Bei Einfamilienhäusern im Hamburger Umland zeigen sich erste Preisrückgänge. Dazu hat die LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg die Entwicklung der Angebotspreise von Januar 2022 bis Juli 2022 verglichen. „Die Preise für Gebrauchtimmobilien im Hamburger Umland scheinen sich zu beruhigen“, sagt Wolfgang Ullrich, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH.
Die Rückgänge in einzelnen Orten bis zu minus 2,6 Prozent wertete er als eine erste Reaktion auf die Einflussfaktoren wie höhere Zinsen und strengere Vorgaben der Banken, die eine Baufinanzierung erschweren. So sind die Angebotspreise für Bestandshäuser innerhalb eines halben Jahres in Reinbek um 2,6 Prozent gesunken. Bei dem aktuellen Preis von 4676 Euro je Quadratmeter Wohnfläche spart der Käufer 125 Euro je Quadratmeter.
So sieht es in Norderstedt und Ahrensburg aus
In Ahrensburg, Norderstedt und Kaltenkirchen liegen die Preisrückgänge bei rund 1,7 Prozent. In Wedel gibt es nur einen Rückgang von 0,2 Prozent. Allerdings sind nicht alle Standorte im Umland von der Entwicklung betroffen. In Quickborn und Henstedt-Ulzburg stiegen die Immobilienpreise noch einmal um gut fünf Prozent.
Bei Eigentumswohnungen zeigt sich der Trend fallender Preise fast noch gar nicht. Von Ahrensburg (plus 5,2 Prozent) bis Geesthacht (plus 9,2 Prozent) werden bei Bestandsobjekten noch steigende Preise im ersten Halbjahr verzeichnet. Einzige Ausnahme ist Bad Oldesloe mit einem Rückgang von rund einem Prozent.