Husum. Gute Innenstruktur, gute Anbindung und trotzdem die Nordsee vor der Tür: Kreisstadt immer attraktiver für Insulaner und Kapitalanleger.
Wie es um das Interesse an Immobilien in Husum steht? Da fällt Inke Marie Buchloh-Duwe sofort die Geschichte von einer Einzimmerwohnung ein, die sie 2017 erfolgreich das erste Mal vermittelte: 80.000 Euro gab es damals für 31 Quadratmeter in Schobüll vor den Toren der 23.000-Einwohner-Stadt, inklusive einer Kochecke mit zwei alten Platten, innen liegendem Bad mit einer Wanne und Auslegeware. Highlight der Wohnung war die dazugehörige Tiefgarage. Doch weil die Käuferin die Wohnung kaum nutzte, kam diese 2021 wieder auf den Markt. Verkaufspreis diesmal: 158.000 Euro.
Klingt extrem, aber die Wohnung läge nun mal in Schobüll, dem „Blankenese von Husum", wie es Buchloh-Duwe formuliert. Kein Deich, Nordseeblick, knappes Angebot, das verkauft sich eben gut und schnell. Von den Wahnsinnspreisen zum Beispiel auf Sylt sei das Festland aber immer noch himmelweit entfernt, sagt die Maklerin, die seit 20 Jahren selbstständig ist, aber unter dem Dach von Engel & Völkers, Immobilien in Husum und Umgebung verkauft.
Immobilien: Menschen aus Sylt zieht es nach Husum
Buchloh-Duwe ist ein echtes Küstenkind. Deutlich hat sie registriert, dass im allgemeinen Nordseeboom auch ihre Heimat immer mehr in den Fokus gerückt ist: bei Kapitalanlegern, Menschen, die eine Zweitwohnung suchen, aber auch bei Insulanern.
„Ich betreue seit 17 Jahren eine Diakonie, die über 36 Wohneinheiten mit betreutem Wohnen verfügt. Dort leben viele Menschen, die aus Amrum, Föhr, aber auch Sylt hergezogen sind. Von den Einheimischen höre ich häufig: Das ist nicht mehr unsere Insel, wir kommen im Sommer nicht mal mehr über die Straße." Die Vermietung sei ein Selbstläufer, so stark sei der Zuspruch.
Aber nicht alleine der Ansturm von Touristen in der Hochsaison ist es, der Husum für viele Insulaner so attraktiv macht, es ist mindestens genauso die Infrastruktur inklusive der ärztlichen Versorgung, besonders für ältere Menschen. Ein weiterer Vorteil: Während auf den Inseln oft viele Läden und Restaurants in den kalten Monaten schließen würden, gäbe es in Husum durchgängig Betrieb.
Husum: 183 Quadratmeter für 685.000 Euro
Anziehend ist das vielfältige Angebot deshalb immer mehr auch für Menschen, die eine Zweitwohnung suchen oder Wohnraum als Kapitalanlage. Zudem ist der Kauf von Immobilien hier noch realisierbar, wenn auch natürlich nicht billig. Derzeit im Angebot in Husum ist ein Einfamilienhaus in Binnenhafennähe, Baujahr 1914, Wohnfläche 183 Quadratmeter, Grundstücksfläche 600 Quadratmeter, für 685.000 Euro. Allerdings nicht reetgedeckt, und das mindert den Preis.
„Die Kaufinteressenten sind verrückt nach Reet. Ein Haus mit Reet ist im Vergleich sofort 100.000 Euro teurer", sagt Buchloh-Duwe.
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Auffällig sei, so Buchloh-Duwe, dass der Markt in Bewegung gekommen sei. Allerdings träumen einige Verkäufer offenbar noch von den Preisen von vor einem Jahr. „Da muss man sie bremsen, sonst wird es ein Ladenhüter. Es sei denn, sie besitzen etwas ganz Spezielles. Wenn sie ein Reetdachhaus in Eiderstedt anbieten oder an einer beliebten Ecke, dann ist ein schneller Verkauf kein Problem."
Trotz der gestiegenen Zinsen sei auch die Nachfrage an Wohnimmobilien ungebrochen: „Ein großes Plus ist die Anbindung mit der Bahn: Nur gut eine Stunde dauert die Anreise nach Westerland." Machbar auch für Pendler. Dazu locken die mit Fähren leicht erreichbaren Inseln Amrum, Föhr, Pellworm und die Halligen. „Und nach Hamburg sind es mit dem Zug auch nur zweieinhalb Stunden."
Immobilien in Husum: Heizung im Fokus
Ein echtes Problem sei allerdings der auch in Husum herrschende Mangel an Handwerkern: Es passiere schon mal, dass Baugrundstücke deshalb wieder zurückgegeben würden. Auch Baumaterialien sind schwer zu beschaffen und inzwischen sehr teuer. Natürlich kommen sofort auch die Fragen nach der Energieversorgung. War früher eine Ölheizung oder ein Kaminofen eher ein Hinderungsgrund, so hat sich das total gedreht. Verfügt eine Wohnung über eine Wärmepumpe, steigt das Interesse, wen wundert es, rasant.
Kapitalanleger könnten bei schönen, modernen Wohnungen derzeit eine Miete von zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter netto erzielen, für ältere Objekte lägen bei sieben bis acht Euro, sagt Buchloh-Duwe. Da es nicht viele Mietwohnungen in Husum, der Stadt von Theodor Storm, gibt, sei auch in diesem Segment die Nachfrage stetig hoch, so Buchloh-Duwe, die häufig bei telefonischen Gesprächen auch nach der Ostsee gefragt wird.
Doch klar, da fällt bei ihr die Antwort eindeutig aus: „Wer das Seeklima liebt, muss sich für die Nordsee entscheiden. Hier ist es viel uriger. Und deftiger."