Kisdorf. Tischler Florian Holland und seine Frau haben ihr Haus vor 16 Jahren bauen lassen. Seitdem wird es ständig weiter perfektioniert.
Wie wohnt ein technisch versierter Tischler, der beruflich Luxusyachten ausbaut? Die Antwort findet man in Kisdorf, einer kleinen Gemeinde zwischen Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen.
Dort lebt Florian Holland seit 16 Jahren mit seiner Familie in einem ökologischen Holzhaus, das von ihm und seiner Frau Hilke, einer Ärztin, nach ihren Vorstellungen geplant und von einer Bautischlerei ressourcenschonend gebaut wurde. Und da sich der 48-jährige Holland auch außerhalb seines Arbeitsplatzes gern handwerklich betätigt, werden Haus und Garten ständig perfektioniert.
Immobilien Hamburg: Selbst geplantes Holzhaus auf dem Land
Auch jetzt steht eine Schubkarre mit verschiedenen langen Balken im Garten, daneben liegt ein Spaten. „Hier soll Spalierobst hin“, sagt der Hausherr bei einer Rund ums Haus und weist auf einen Bereich neben dem angrenzenden Schuppen. Er besteht, ebenso wie ein Teil der Fassade, aus roten Ziegel. Der Rest des Hauses ist mit Holz verkleidet, das mittlerweile einen warmen Grauton angenommen hat. „Ein Teil des Hauses musste gemauert sein, das war eine Vorgabe aus dem Bebauungsplan“, so Holland.
Ansonsten aber dominiert Holz. Neben den raumhohen Terrassenfenster etwa verschwinden die Ziegelmauern hinter Schiebeelementen, die aus Holzlatten und eigens angefertigten Stahlrahmen bestehen. An heißen Tagen halten sie die Sonne aus dem nach Süden gelegenen großzügigen Wohn-Essbereich, der sich an die offene Küche anschließt. „Ich habe die Schiebeelemente nachträglich gebaut und angebracht, sie aber schon bei der Planung des Hauses berücksichtigt und die Abstände zwischen den Fenstern entsprechend breit kalkuliert“, erklärt Holland.
Im Garten sind 400 Meter Rohre verbuddelt
Auch die zum Süden hin gelegene Terrasse besteht aus Holzdielen und wurde von Holland selbst gebaut – ebenso wie die Überdachung. Sie besteht aus drehbaren Holzlamellen, die zweimal im Jahr verstellt werden. „Im Sommer schließen wir sie, um hier geschützt vor der Sonne sitzen zu können. Und vor Kurzem habe ich sie wieder geöffnet, damit über die dunkle Jahreszeit mehr Licht in den Wohnraum fällt.“ Ein Glasdach oberhalb der Lamellen bietet ganzjährig einen Regenschutz.
Das naturfarbene Holz und die grau gestrichenen Rahmen von Fenstern, Schiebeelementen und der Überdachung harmonieren schön mit der Ziegelfassade, an der sich hier und da üppige Kletterpflanzen emporranken. Auch den Beeten im Garten sieht man an, dass sie liebevoll und mit gestalterischem Geschick angelegt wurden. Um sich das tägliche Gießen im Sommer zu ersparen, erzählt Holland, habe er eine Bewässerungskonstruktion geplant und 400 Meter Rohre eingebuddelt.
Vorbild der Gartendusche kommt aus der Toscana
Auch das Paneel, mit dem das System gestartet wird, hat er selbst geplant – und dann noch einmal geändert. „Es hatte sich herausgestellt, dass die Bedienung von meiner Frau und meinen Töchtern zu viel technisches Verständnis erfordert hätte – also habe ich versucht, die Anschaulichkeit von Apps aufzugreifen. Auf dem Schalter für das Gemüsebeet sieht man jetzt zum Beispiel Möhren.“
Auch den Wunsch nach einer Außendusche mit Warmwasseranschluss hat sich Holland nachträglich erfüllt. „Den hatte ich, seit meine Frau und ich vor vielen Jahren mal in der Toscana waren und dort von der Dusche draußen über die Landschaft blicken konnten.“ Der Duschbereich ist über einen schneckenförmig gewundenen Zugang zu erreichen. Beim Vertäfeln der Wände, die aus verschieden breiten Hölzern bestehen, habe er auf Tricks aus dem Bootsbau zurückgegriffen, verrät er.
In der Küche versteckt sich ein raffiniertes Detail
Nun geht es hinein, denn auch drinnen steckt viel Selbstgemachtes. Neuestes Projekt ist die Küche, die aus einem Ikea-Korpus besteht und von Holland mit dunkelblauen Linoleumfronten aus einer Wiener Manufaktur verkleidet wurde.
Raffiniertes Detail: Weil die in die Fronten eingelassenen Griffmulden aus Holz bestehen und Holland die Vorstellung unhygienisch fand, nach dem Schneiden von Fleisch die Tür vor dem Mülleimer per Hand öffnen zu müssen, hat er darunter einen Sensor eingebaut. „Wenn man den Fuß einmal unter der Tür längs bewegt, öffnet sie sich“, sagt er und demonstriert das auch gleich.
Treppe mit Schubladen führt zum Hochbett
Auch außerhalb der Küche dominiert Holz. Der Fußboden im gesamten Wohn- Ess- und Kochbereich, der fast das gesamte Erdgeschoss des Einfamilienhauses einnimmt, besteht aus Eiche.
- 700 neue Wohnungen am Diekmoor – Kritik an Bürgerbeteiligung
- Die Fallen für Mieter bei der großen Sanierungsoffensive
- Jetzt fallen die Preise für Wohnungen in Hamburg
Der Esstisch, die gepolsterten Stühle drumherum und ein die Wand eingelassenen Regal greifen das Material auf. Die Holzbalkendecke sowie Türen und die Innenseiten der Fensterrahmen sind weiß gestrichen, die Wände sandfarben und taubenblau. Für die harmonische Gestaltung sei seine Frau Hilke verantwortlich, betont Holland. „Ich bin mehr der Techniker.“
Das wird oben in einem der Kinderzimmer deutlich. Hier führt eine steile Treppe nach oben zum Hochbett. Weil dafür ein Teil des Kleiderschranks wegfiel, musste Ersatzstauraum geschaffen werden. Das Resultat: In Absprache mit seiner Tochter entwarf Holland eine Treppen, hinter deren Stufen sich Schubladen mit einem push-to-open-System verbergen.
Immobilien Hamburg: Ideen für weitere Umgestaltungen
Das individuelle Haust sei nicht der einzige Grund, aus dem er und seine Frau noch lange in Kisdorf bleiben möchten, sagt Holland „Uns gefällt das Leben in der Neubausiedlung, auch wenn wir uns das früher nie vorstellen konnten. Hier ist unser Lebensmittelpunkt, die Schulen der Kinder sind nicht weit weg – und wir sind nah dran an der A7, die wir beruflich viel nutzen.“ Außerdem – er habe noch viele Ideen für weitere Umgestaltungen.