Die Zahl ist gewaltig: Die HSH Nordbank will Kreditbürgschaften von bis zu 30 Milliarden Euro aus dem staatlichen Rettungspaket in Anspruch nehmen.

Kiel/Hamburg. Damit ist die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein das zweite öffentlich-rechtliche Geldhaus nach der BayernLB, das die Hilfen beantragt.

Ob die HSH Nordbank auch eine staatliche Eigenkapitalspritze beantragen wird, ließ Vorstandschef Hans Berger offen. Der Schritt werde geprüft. Berger erinnerte an die international deutlich gestiegenen Anforderungen an die Kapitalausstattung der Kreditinstitute: "Wenn wichtige Wettbewerber jetzt mit deutlich verbesserten Kapitalquoten am Markt operieren, dann kann uns das nicht gleichgültig sein", sagte er. Die Bank stehe mit einer Kernkapitalquote von 7,4 Prozent aber nicht unter Zeitdruck. Dennoch war Berger gestern bei der Pressekonferenz in Kiel deutlich anzumerken, dass ihm die Ankündigung nicht leicht fiel. Er zeigte sich selbstkritisch, was die bisherigen Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Bank und ihren Umgang damit angeht. Berger räumte ein, dass der ursprünglich für Herbst 2008 geplante Börsengang nun "auf absehbare Zeit" unvorstellbar sei.

Für die ersten neun Monate wies das Institut nach vorläufigen Zahlen wegen der Finanzkrise einen Konzernverlust von 360 Millionen Euro aus. Die Höhe der Abschreibungen betrage 1,3 Milliarden Euro, weitere Wertberichtigungen seien nicht auszuschließen, sagte Berger.

Mit den staatlichen Bürgschaften will er vor allem das Hauptgeschäft stärken. "Damit können wir in unseren Kerngeschäftsfeldern und vor allem auch in unserer Heimatregion Hamburg und Schleswig-Holstein stärker unserer Verantwortung für eine angemessene Kreditversorgung der Wirtschaft gerecht werden", so Berger.

Gegenwind spürt der weltgrößte Schiffsfinanzierer aber auch in dieser Sparte angesichts sinkender Frachtraten: "In den nächsten Jahren wird die Schifffahrt schwere Zeiten erleben", meint Vorstandsmitglied Peter Rieck. Allerdings sei die HSH Nordbank hier konservativ aufgestellt, die finanzierten Schiffe verfügten in der Regel über Charterverträge von acht oder neun Jahren.

Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag begrüßte die Entscheidung der Landesbank, das Rettungspaket des Bundes in Anspruch zu nehmen. Dies sei ein "richtiger Schritt", sagte er dem Abendblatt. Die Lösung sei nicht nur gut für die Bank, sondern insbesondere auch für ihre Kunden: "Der Garantierahmen sichert die Kreditversorgung der norddeutschen Wirtschaft." Es sei darüber hinaus richtig, mit dem Bund über zusätzliches Eigenkapital zu verhandeln, "da der ursprünglich zur Stärkung der Bank vorgesehene Börsengang wegen der Finanz- und Kapitalmarktkrise verschoben werden muss".

Ganz anders bewertete Hamburgs FDP-Landeschef Burkhardt Müller-Sönksen die Ankündigung. Die jetzt nötig gewordene Bürgschaft sei ein "Offenbarungseid" für alle Handelnden, sagte Müller-Sönksen dem Abendblatt. Er forderte den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Peiner, dem früheren Hamburger Finanzsenator: "Herr Peiner wird erklären müssen, wie lange er schon von dieser Krise wusste und was er dagegen getan hat."

Nachdem es für 2008 wohl keine Dividende von der HSH Nordbank geben wird, muss die schleswig-holsteinische Landesregierung ihre Haushaltsplanung für 2009 korrigieren. Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) kündigte gestern an, einen Teil der Ausfälle über Rücklagen zu finanzieren. Es geht darum, dass der Haushalt trotz der Einbußen durch einen Dividendenausfall verfassungsgemäß bleibt.