Neben Zusammenschluss mit Nord/LB auch Kooperation mit Stuttgarter LBBW denkbar.

Hamburg/Hannover. Den Stein ins Rollen brachte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Bei einem Pressegespräch in Hannover erteilte er gestern Vormittag einer Fusion zwischen der angeschlagenen HSH Nordbank und der Nord/LB keine generelle Absage mehr. "Es gibt die Gespräche zwischen Hamburg, Kiel und Hannover", so Wulff zur Nachrichtenagentur Reuters. Bei einem Zusammengehen sei es aber erstrebenswert, dass die Zentrale des neuen Instituts in Hannover ihren Platz habe. Allerdings sei Niedersachsen derzeit in der "Rolle des offenen Abwartens, da wir keine Vorteile darin sehen, aktiv auf andere zuzugehen."

Am Nachmittag bestätigte ein Sprecher der Hamburger Finanzbehörde dem Abendblatt, dass Gespräche über die Zukunft der HSH Nordbank geführt werden. Diese seien jedoch "ergebnisoffen", es gebe bislang "keinerlei Präferenzen" für eine der möglichen Varianten: "Wir wollen die beste Lösung für die Bank und für Hamburg."

Nach Informationen des Abendblatts haben sich die Ministerpräsidenten am Mittwoch bereits in Berlin getroffen, um im kleinen Kreis über die Zukunft der Landesbanken zu verhandeln. Gesprochen wurde nicht nur über mögliche Fusionen, sondern auch über verschiedene Kooperationsmodelle. Eine Variante: Mehrere Landesbanken arbeiten unter einem Dach zusammen und konzentrieren sich an ihrem Standort auf ein bestimmtes Geschäftsfeld. Entscheidungen wurden in der Runde nicht getroffen.

Derweil loten Schleswig-Holstein und Hamburg aus, ob und wie ein Schulterschluss der HSH mit der Nord/LB in Niedersachsen oder der LBBW in Baden-Württemberg aussehen könnte. Diskutiert werden dabei auch drei Fusionsmodelle. So könnte die HSH erstens mit der Nord/LB zusammengehen, zweitens mit der LBBW und drittens mit Nord/LB und LBBW. In Schleswig-Holstein stehen die Baden-Württemberger hoch im Kurs. Ein Grund: Bei einer Fusion mit der LBBW müsste der HSH-Standort Kiel mit seinen insgesamt rund 1700 Mitarbeitern absehbar weniger Abstriche hinnehmen als bei einem Zusammenschluss mit der Nord/LB. Eine solche Bank des Nordens würde mit Sicherheit aus Hamburg oder Hannover gesteuert.

Unterdessen beutelt die Finanzmarktkrise die Landesbanken-Szene weiter heftig. Die BayernLB brauche rund zehn Milliarden Euro frisches Kapital, sagten Landtagsabgeordnete gestern in München. Bayern müsse die Landesbank sofort mit vier Milliarden Euro stützen, um die Voraussetzungen für die beantragte Bundeshilfe von 5,4 Milliarden Euro überhaupt erst zu erfüllen. "Die Lage ist dramatisch", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Kontrollkommission des Landtags für die BayernLB, Adelheid Rupp. Die Helaba, bisher kaum betroffen von der Krise, musste für das dritte Quartal einen Verlust vermelden.

Die Nord/LB schreibt zwar weiter schwarze Zahlen. Dennoch soll sie von den Eignerländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Garantien im Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro erhalten. Damit könne die Nord/LB Wettbewerbsnachteile bei der Refinanzierung vermeiden, sagte Bankchef Hannes Rehm.