“Der Spiegel“ berichtet über Drohung der Finanzaufsicht. Senat dementiert.

Hamburg. Im Sanierungskonzept für die HSH Nordbank werden erste Konturen sichtbar. Wie das Abendblatt aus Bankenkreisen erfuhr, will die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein besonders riskante Anlagepositionen in Höhe von insgesamt 50 Milliarden Euro an ein externes Institut ausgliedern. Mit der Gründung einer sogenannten "schlechten Bank" ("bad bank") soll die Zahlungsfähigkeit des Instituts verbessert und das Fundament für das künftige Geschäft gestärkt werden.

Der Wert der Positionen, die ausgelagert werden sollen, setzt sich nach Abendblatt-Informationen zur einen Hälfte aus dem Portfolio des sogenannten "Kreditersatzgeschäfts" zusammen; das sind Investments in verschiedene Sorten von Anleihen, in Kreditderivate und strukturierte Wertpapiere. Zur anderen Hälfte besteht die Summe aus Investitionen unter anderem in das Immobiliengeschäft in New York, in das Firmengeschäft in Asien und in das Leasinggeschäft. Aus dem Geschäft, das von der Ausgliederung betroffen wäre, will sich die Bank laut eines schon im September gefassten Beschlusses ohnehin zurückziehen.

Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank tagt nach Abendblatt-Informationen wieder am 15. Dezember, um den über Sanierungsplan für die Bank sowie über das künftige Geschäftsmodell zu diskutieren. Die Ausgliederung der besonders riskanten Anlagen sei noch nicht beschlossen, hieß es. Wie dieses Modell funktionieren soll und wer letztlich für finanzielle Lasten haftet, sei bislang noch nicht klar.

Im November hatte die HSH Nordbank auf das Stützungspaket der Bundesregierung für die deutschen Banken zugegriffen. Der sogenannte "Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung" ("Soffin") hatte dem angeschlagenen Institut Liquiditätsgarantien von 30 Milliarden Euro zugesagt . Im Gegenzug muss die Bank bis zum Februar ein Sanierungskonzept präsentieren.

Anfang November war der vormalige Bankchef Hans Berger über die Folgeschäden der Finanzmarktkrise gestürzt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte die Bank einen Verlust von 360 Millionen Euro angehäuft. Der damalige Finanzvorstand Dirk Jens Nonnenmacher wurde vom Aufsichtsrat gedrängt , für eine Übergangszeit die Führung der Bank zu übernehmen. Er ist nun dabei, mit Hilfe der Unternehmensberatung KPMG Kassensturz bei dem Institut zu machen. Wie hoch die finanziellen Risiken und das Potenzial für weitere Verluste tatsächlich sind, vermag derzeit offenbar niemand einzuschätzen.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe, die Bank habe im November vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden. Jürgen Sanio, Chef der Bankenaufsicht BaFin, habe Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust telefonisch mit der bevorstehenden Schließung der Bank gedroht, falls nicht unverzüglich deren Liquidität gesichert werde. Im letzten Moment sei "Soffin" der Bank mit Garantien beigesprungen.

Senatssprecher Christof Otto bestritt gestern, dass sich die Bank in einer kritischen Lage befinde: "Es gibt derzeit keine bedrohliche Situation bei der HSH Nordbank", sagte Otto dem Abendblatt. "Die Prüfung der Eigenkapitalisierung befindet sich in einem geregelten Verfahren. Besonderer Zeitdruck besteht derzeit nicht."

Im Zuge der anstehenden Sanierung dürfte die HSH Nordbank letztlich ihre Eigenständigkeit verlieren. Am deutschen Finanzmarkt und in der Politik wird derzeit intensiv über eine weitere Verringerung der bislang noch sieben Landesbanken debattiert. Vor allem die Sparkassen, Miteigner und wichtige Geschäftspartner der öffentlichen Banken, drängen auf Fusionen. Sie wollen, dass durch Zusammenschlüsse die Konkurrenzfähigkeit der Institute verbessert wird. Partner für die HSH Nordbank wäre in einem solchen Szenario die Norddeutsche Landsbank (NordLB) in Hannover, die Landesbank für Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.

In Hamburg allerdings hält man von Gedankenspielen über eine Fusion von HSH Nordbank und NordLB bislang nicht viel. "Der Vorstand der HSH Nordbank wird eine Lösung erarbeiten, mit der das Institut eigenständig erfolgreich sein kann. Fusionsgespräche sind dem gegenüber nachrangig", sagte Michaela Fischer-Zernin, Sprecherin der HSH Nordbank, dem Abendblatt. "Jede Landesbank für sich muss ein neues Geschäftsmodell erarbeiten."

Wie eine erfolgreiche Zukunft der Bank als eigenständiges Institut aussehen könnte, vermag in diesen Tagen allerdings niemand zu sagen. Auch die Sprecherin bleibt da sprachlos.