Mindestens eine Milliarde Euro wird benötigt, sonst gibt es keine Bürgschaft vom Staat.

Kiel/Hamburg. Bittere Nachricht für Schleswig-Holstein und Hamburg: Ihre HSH Nordbank benötigt neben Bürgschaften von bis zu 30 Milliarden Euro eine Kapitalspritze in Milliardenhöhe. "Wir brauchen neues Kapital", sagte HSH-Chef Hans Berger gestern in Kiel und mahnte zur Eile. "Die Eigentümer müssen sehr schnell eine Entscheidung treffen, welchen Weg sie einschlagen wollen."

Im Finanzausschuss des Kieler Landtags rechnete Berger vor, dass die Eigenkapitalquote der Bank infolge der Finanzkrise auf 7,1 Prozent (30. September) gesunken sei. Für eine Anhebung auf 8,0 Prozent müssten die Bankeigner "nach heutigem Stand" etwa eine Milliarde Euro nachschießen, für eine Quote von 9,0 Prozent etwa zwei Milliarden Euro. Welche Quote die HSH erreichen muss, um unter den Schutzschirm des Bundes und damit an die nötigen Bürgschaften zu gelangen, ist noch offen.

Klar ist, dass die HSH-Eigner die Wahl zwischen drei Varianten haben. Erstens: Die Landesbank könnte ihr Eigenkapital über den neuen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) des Bundes aufstocken. Offensichtlich bevorzugt man in Hamburg bislang diesen Weg. "Wir gehen davon aus, dass der SoFFin das Geld gibt", sagte ein Sprecher der Hamburger Finanzbehörde dem Abendblatt. Allerdings müssten die damit verbundenen Konditionen noch geprüft werden.

In Schleswig-Holstein wird dagegen eine Eigentümerlösung favorisiert. Demnach könnten Hamburg und Kiel jenseits ihrer Etats einen Länderfonds einrichten, der Geld am Kapitalmarkt aufnimmt, damit die HSH stützt und die fälligen Zinsen über erhoffte Bankerträge finanziert.

Das Kieler Modell, für das Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) auch in Hamburg wirbt, hat Vor- wie Nachteile. Für die Länderlösung spricht, dass der Bund sich nicht in die Geschäftspolitik der HSH einmischen kann und diese weiter Dividenden an die Länder ausschütten darf. Dagegen spricht, dass die Länder ein höheres Finanzrisiko eingehen - und das auf Pump.

Wiegard geht davon aus, dass Hamburg und Schleswig-Holstein sich auf die "billigere Variante" einigen. Die Konditionen des Bundesfonds stehen noch nicht fest, klar ist aber, dass die Commerzbank, die sich bereits für das Staatsgeld entschieden hat, für ihre Kapitalaufstockung bis zu 8,5 Prozent Zinsen zahlen muss. In Kiel glaubt man, dass die Länderlösung nur die Hälfte kostet und die HSH damit besser dasteht.

Träger des Landesfonds wären absehbar Hamburg und Schleswig-Holstein, weil die beiden anderen Miteigner der HSH kaum mitziehen dürften. Dem Sparkassenverband Schleswig-Holstein fehlt das Geld und beim US-Investor Flowers dürfte sich die Begeisterung für eine HSH-Finanzhilfe in Grenzen halten.

Die dritte Variante einer Kapitalerhöhung wäre der Einstieg eines Investors. Nur: "Ein Investor ist bisher nicht in Sicht", so Wiegard. Eine Verschmelzung mit anderen Landesbanken lehnt er ab: "Fusionen helfen uns nicht aus der Krise." Die HSH habe zudem ein klares und zukunftsfähiges Geschäftsmodell.

Eine Prognose zur Höhe der Verlustes am Ende des Geschäftsjahres 2008 wagte Berger gestern nicht. Per Ende September lag das Minus bei 360 Millionen Euro. Seitdem hätten sich die Verhältnisse allerdings eher verschlechtert, so Berger.