Derzeit läuft es in vielen Unternehmen noch rund. Experten befürchten aber eine leichte Eintrübung. Im August 2,9 Millionen ohne Job.

Nürnberg. Trotz wachsender Verunsicherung über die weitere wirtschaftliche Entwicklung planen viele Unternehmen weiterhin Neueinstellungen. Der Bedarf an Arbeitskräften sei nach wie groß, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen für August will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag (30. September) bekanntgeben. Nach ersten Berechnungen der Fachleute waren im August 2,906 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; dies wären rund 15.000 mehr als im Juli und nur noch 40.000 weniger als vor einem Jahr.

Die Zahl der offenen Stellen habe zwar den Zenit überschritten, sich aber im August auf hohem Niveau stabilisiert, geht aus dem Stellenindex BA-X der Bundesagentur für Arbeit hervor. Der Indexwert lag im August mit 164 Punkten sogar um einen Zähler höher als im Vormonat.

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Die Rückgänge in den Vormonaten signalisierten allerdings eine „tendenziell nachlassende Kräftenachfrage“, räumte die Bundesagentur ein. Inzwischen liegt der Indikator 15 Punkte unter dem Höchststand vom Januar. „Angesichts abgeschwächter Konjunkturerwartungen zeigen sich die Unternehmen insgesamt vorsichtiger, was weitere Neueinstellungen angeht“, betonte die BA. Offene Stellen meldeten neben Leiharbeitsunternehmen auch der Groß- und Einzelhandel, Bauunternehmen und die Gastronomie. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen würden zusätzliche Kräfte gesucht. Nach Einschätzung von Experten hat sich der Jobaufschwung dennoch weiter abgeschwächt.

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Der Hauptgrund für den Anstieg sei die Sommerpause, betonten die Fachleute. Vor allem in Baden-Württemberg und Bayern hätten im August viele Firmen noch Werksferien, neue Mitarbeiter würden dort zumeist erst im September eingestellt. Auch hätten viele junge Leute nach dem Ende ihrer Ausbildung noch keine neue Stelle gefunden und meldeten sich weiter arbeitslos.

Trotzdem entwickelte sich nach ihrer Einschätzung der Arbeitsmarkt schlechter als im Hochsommer der vergangenen fünf Jahre: Von 2007 bis 2011 war die Zahl der Erwerbslosen im August im Schnitt um knapp 3000 gesunken. „Wir stehen wirtschaftlich vor einem schlechten dritten Quartal. Diese Entwicklung greift relativ rasch auf den Arbeitsmarkt über“, meint etwa der Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld.

Auf etwas schwierige Zeiten muss sich der Arbeitsmarkt auch nach Einschätzung des Allianz-Volkswirts Rolf Schneider einstellen. Im Unterschied zu dem einen oder anderen seiner Kollegen rechnet er zwar noch mit einem leichten Wirtschaftswachstum im dritten Quartal 2012. „Die Situation ist trotzdem risikobehaftet, die Auslastung der Industrie nimmt ab und auch die Investitionstätigkeit sinkt.“ In dieser Zeit entstünden vor allem in der Industrie kaum neue Jobs.

Alle bauen jedoch darauf, dass die Schuldenkrise nicht eskaliert und der Euroraum nicht auseinanderbricht. Dann könnte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt schon im Spätherbst wieder verbessern. Für 2012 erwarten die Fachleute eine durchschnittliche Arbeitslosigkeit von rund 2,88 Millionen – rund 100 000 weniger als im Jahr davor. 2013 könnte die Zahl nach den Prognosen der Fachleute im Jahresschnitt noch einmal um 50 000 auf 2,82 Millionen sinken. (dpa)