Verkauf von TV-Geräten brummt wie nie zuvor, so die Bitkom. Käufer können sich über fallende Preise freuen, Branche bereitet das Sorgen.

Noch nie wurden in Deutschland mehr Fernsehgeräte verkauft wie in diesem Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsfirma Deloitte, die in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Bitkom, dem EITO und der GfK am Mittwoch eine umfangreiche Studie zur Situation der Unterhaltungselektronik vorgelegt hat.

Doch die vor Beginn der Unterhaltungselektronikmesse IFA vorgestellten Prognosen der Marktbeobachter bieten keinen Anlass zu reiner Freude.

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Mit erwarteten 10,2 Millionen verkauften Geräten in diesem Jahr werde mehr als jeder vierte Haushalt ein neues Gerät anschaffen. „Das ist ein Wachstum auf hohem Niveau“, erklärte Michael Schidlack, Bereichsleiter beim Bitkom am Mittwoch. Seit der Wiedervereinigung habe die Branche bislang im Schnitt rund 5 bis 6 Millionen Geräte im Jahr abgesetzt.

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Doch die steile Wachstumskurve dürfte sich nicht halten können, so die Marktbeobachter. Die Ausstattung der Haushalte mit modernen Flachbildfernsehern werde bis 2016 auf 98 Prozent steigen und damit langsam auf einen gesättigten Markt hin steuern. Den Austauschzyklus berechnen die Marktbeobachter mit 7,5 Jahren.

Mit einem Umsatzvolumen von 6,3 Milliarden Euro steuern Flachbildfernseher rund die Hälfte des Umsatzes der klassischen Unterhaltungselektronik bei, so die Schätzungen. Mit den klassischen Produkten könnten allerdings seit 2009 keine Umsatzzuwächse mehr gemacht werden. Die Marktbeobachter von EITO erwarten in diesem Jahr in Deutschland einen Umsatz von 12,9 Milliarden Euro und damit eine Steigerung um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu), Ausrichterin der IFA in Berlin, hatte jüngst allerdings einen Umsatz von rund 15 Milliarden Euro errechnet. Die Abweichung resultiere daraus, dass der Bitkom, anders als die gfu Elektronik wie Festplatten, Spielekonsolen oder Fotolinsen nicht in die Berechnung mit einbezogen habe, erklärte Schidlack.

Als wichtige Ursachen für den stagnierenden Markt macht der Bitkom unter anderem den Preisverfall in der Unterhaltungselektronik aus. Außerdem griffen die Verbraucher derzeit mehr zu „Alleskönnern“ aus der IT-Industrie, etwa zu Tablets und Smartphones. Multifunktionsgeräte erübrigen schließlich den Kauf mehrerer einzelner Produkte. Settop-Boxen sind immer häufiger in die Fernseher integriert, Smartphones und Tablets dienen als Fernbedienung.

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Der große Trend hin zur Vernetzung mit dem Internet biete allerdings Chancen zu enormem Wachstum. „In wenigen Jahren werden nahezu alle Geräte in der Unterhaltungselektronik mit dem Internet verbunden sein“, sagte Schidlack. Vor allem Smart-TVs boomen. Mit einem Anteil von 46 Prozent ist fast jeder zweite Flachbildfernseher, der in diesem Jahr verkauft wird, inzwischen internetfähig. Die große Herausforderung für die Hersteller dürfte auch sein, die Bedienung neuer Multifunktionsgeräte für den Nutzer handhabbar zur machen, sagte Klaus Böhm von Deloitte. (dpa)