Branche spürt die Eurokrise. IFA hingegen hat Probleme, Platz für alle Aussteller zu finden – Smartphones und Tablet-PCs sei dank.
Zum Start der IFA (31. August bis 5. September) in Berlin gibt sich die Messe auch in diesem Jahr gewohnt optimistisch. Bereits im vergangenen Jahr war die Ausstellung unter dem Funkturm in Berlin frühzeitig ausgebucht, diesmal werde man erneut bei der vermieteten Fläche zulegen, sagte IFA-Direktor Jens Heithecker.
Konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht. Und es werden noch einmal rund 50 Prozent mehr Fachbesucher aus dem Ausland erwartet. Auf besonders großes Interesse stoßen „Smart-TVs“ – das sind Fernseher, die mit dem Internet verbunden sind und sich inzwischen auch über das Tablet oder Smartphone steuern lassen.
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Dabei steht die Branche der Unterhaltungselektronik unter erheblichem Druck. Schwergewichte wie Sharp und Sony rutschten zuletzt tief in die roten Zahlen. Philips lagerte die Produktion und Vermarktung seiner Fernseher in ein Joint Venture aus. Die Produktion von Displays für Flachbildfernseher und Monitore ist teuer, der Absatz blieb allerdings weltweit hinter den Erwartungen zurück. Zugleich tobt in der Branche der Unterhaltungselektronik ein anhaltend harter Preiskampf, der vielen Unternehmen zu schaffen macht.
Neue TV-Modelle mit verbesserte Technologie und größeren Displays sind traditionell die Flaggschiffe der IFA. Erste Geräte mit der neuen Display-Technologie OLED, die etwa LG Electronics und Samsung im Gepäck haben, geben das Fernsehbild künftig noch kontrastreicher und brillanter wieder. Unter anderem hatte Sony die Technologie für die Produktion der dünnen Displays lange vorangetrieben, wegen der hohen Entwicklungskosten allerdings vor einigen Jahren eingestellt. Die organischen, hauchdünnen Displays – LG stellt einen Flachbildfernseher mit nur noch 4 Millimeter dünnem Bildschirm vor - können inzwischen auch in großen Größe in größerer Stückzahl hergestellt werden und sollen zunächst im gehobenen Preisegement auf den Markt kommen.
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Sportliche Großereignisse haben der TV-Branche laut Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) wie stets auch in diesem Jahr positive Impulse beschert. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres hat die Branche mit 3,1 Milliarden Euro insgesamt 13,8 Prozent mehr Umsatz erzielt als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Alle verkauften Geräte sind laut aktuellem Cemix-Index, den die gfu gemeinsam mit der Marktforschung GfK und dem Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) regelmäßig erstellt, HD-tauglich. Schon mehr als die Hälfte der Geräte – 55 Prozent – hat einen Internet-Anschluss.
Die Branche profitiert derzeit aber auch von dem Umstand, dass selbst in Zeiten knapper Kassen die Verbraucher eher auf Restaurant-Besuche verzichten oder am Auto und am Urlaub sparen als an Unterhaltungselektronik. Das zumindest ergab jüngst eine Studie der Fachhändler-Vertriebsorganisation Euronics.
Zunehmend stehlen allerdings Smartphones den traditionellen Flaggschiffen der Branche die Show. Laut Cemix-Index haben die mobilen Allrounder zwar noch nicht, wie von Euronics für das laufende Jahr ermittelt, beim Umsatz die Fernsehgeräte abgehängt. Doch mit 2,9 Milliarden Euro, einem Plus von 31,3 Prozent, rücken die iPhones und Android-Handys den Fernsehern mit 3,1 Milliarden Euro Umsatz im ersten Halbjahr bereits deutlich auf die Fersen.
Während Smartphones mit Android und iOS derzeit den Markt absolut beherrschen, steht Microsoft mit seinem neuen Windows Phone 8 in den Startlöchern. Microsoft-Partner Nokia hat bereits für den 5. September, dem letzten Tag der IFA, die Fachpresse nach New York eingeladen. Der finnische Handy-Hersteller könnte dort mit der Ankündigung eines Windows-Smartphones Apple und dessen erwartetem iPhone 5 zuvorkommen. Ausgeschlossen ist aber nicht, dass möglicherweise andere Hersteller die IFA nutzen werden, um dort in Berlin ihre Windows Phone-8-Modelle zu präsentieren.