Zur IFA bringen die großen Elektronikhersteller wieder ihre aktuellen Highlights nach Berlin. Neue Flachbildfernseher sind die Stars.
Berlin. Neue Flachbildfernseher werden auch in diesem Jahr zu den absoluten Highlights auf der IFA in Berlin gehören. Inzwischen hat sich die Verbindung zum Internet fast zum Standard entwickelt. Unter den Top-Modellen gebe es kaum mehr ein Gerät, das nicht netzfähig ist, sagte Hans-Joachim Kamp, Vizepräsident des Elektronikverbands ZVEI. Nach langer Begriffsverwirrung hat sich die Branche nun auf den einprägsamen Namen Smart TV – analog zum Smartphone – geeinigt.
„Wir haben viel um den Begriff gestritten“, sagt Kamp. Ein Ergebnis sei, dass Begriffe wie Hybridfernsehen oder HbbTV in der Bevölkerung kaum bekannt seien. Bei aller Vielfalt sei die Industrie aber aufgefordert, unter den Verbrauchern keine Verwirrung zu stiften.
+++ Abendblatt-Special zur IFA 2012 in Berlin +++
Ähnlich wie beim Smartphone mit dem Telefonieren werde beim Smart TV die Hauptfunktion, das lineare Fernsehen, in den Hintergrund rücken, erwartet Kamp. Allerdings hat nach wie vor jeder Hersteller seine eigene Oberfläche, die er mit verschiedenen Apps von Medienpartnern etwa für den Zugang zu Nachrichten, zur Video-Plattform Youtube, zu Facebook oder einem Video-on-demand-Anbieter bestückt.
Der Schlüssel des Erfolgs seien natürlich gemeinsame Standards, sagte Kamp. „Die Frage ist nur, wie lang der Weg dorthin ist.“ Wesentlich sei aber die Zukunftssicherheit, die inzwischen bei den meisten Geräten gegeben ist: Dank Internetverbindung lassen sie sich über Software-Updates nachrüsten. Und zum weltweiten Standard entwickelt sich derzeit HbbTV. Damit lassen sich über einen roten Button bereits alle Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender direkt am Fernseher abrufen. Der Standard werde inzwischen in über 20 EU-Ländern und selbst in Asien genutzt, sagte Jürgen Sewczyk, Vorstand der Deutschen TV-Plattform.
Bei der Bildqualität haben die Hersteller erneut kräftig nachgelegt. An der neuen Display-Technologie OLED wurde viele Jahre geforscht und getüftelt. Herausforderung war, die organischen Displays auch in großen Bildschirmgrößen halbwegs kostengünstig herzustellen. Samsung will neben seinem Flaggschiff, dem ES 9090 mit 75 Zoll Bildschirmdiagonale nun auch einen OLED-Fernseher in Berlin zeigen. Das Gerät mit 55 Zoll Bildschirmdiagonale soll noch in diesem Jahr in Deutschland im Handel verfügbar sein, sagte Kai Hillebrandt von Samsung. Auch LG Electronic hat einen ersten 55-Zoll-Fernseher mit OLED im Gepäck. Der 55EM9600 soll zu Weihnachten für rund 10 000 Euro in den Handel kommen.
Das selbstleuchtende, organische Material ermöglicht deutlich bessere Kontraste, und es kann – anders als LCD-Displays – richtiges Schwarz wiedergeben. Schnelle Bewegungen werden durch eine größere Bildwiederholrate schärfer angezeigt, und der Blickwinkel ist im Vergleich zu LCD noch einmal vergrößert, so dass man sogar von der Seite ein verzerrungsfreies Bild hat. Für noch natürlichere Farben nutzt LG statt des üblichen Farbmodells aus Rot, Grün und Blau (RGB) noch einen Weißanteil pro Bildpunkt. Mit WRGB sollen die Farben für das menschliche Auge noch natürlicher wirken.
Die Displays sind teils nur noch 4 Millimeter dick. Die flachen Flundern müssen deshalb noch zusätzlich verstärkt werden, damit die Stabilität gewahrt wird. LG etwa nutzt dafür Karbonfasern.
Die Medienunterhaltung macht aber künftig nicht mehr am Fernseher halt. Das laufende Programm lässt sich inzwischen auch bruchlos am Smartphone und Tablet weiterverfolgen. Das Fernsehen befreit sich damit nicht nur aus der zeitlich linearen Ausstrahlung, sondern auch von der Anbindung an einen festen Ort.
Die mobilen Geräte lösen ohnehin mehr und mehr die klassische Fernbedienung auch des Fernsehers ab. Und für die gesamte Branche der Unterhaltungselektronik rücken Smartphone und Tablet immer mehr in den Mittelpunkt. Spannend könnte es auf der IFA bei Smartphones werden, wenn möglicherweise schon erste Geräte mit Microsofts neuem Betriebssystem Windows Phone 8 zu sehen sein werden. Noch sind allerdings weder Partner des Softwareherstellers noch ein Veröffentlichungstermin bekannt.
Neue Ultrabooks wird es unter dem Funkturm ebenfalls zu sehen geben. Die neue Geräte-Kategorie, die Intel mit seinen Vorgaben an Apples Macbook Air angelehnt hat, soll den Absatz der PCs wieder ankurbeln. Branchenbeobachter erwarten für die Ultrabooks zudem noch einmal einen deutlichen Fall der Preise.
Toshiba will ein Ultrabook im Format 21:9 vorstellen – das erste seiner Art weltweit. Es soll sich optimal für Microsofts PC- und Tablet-Betriebssystem Windows 8 eignen, das Ende Oktober auf den Markt kommt. Das breite Format ermögliche die Darstellung von sechs weiteren Kacheln, die Microsoft für das neue Oberflächendesign nutzt, sagte Sascha Lange von Toshiba. (DPA)