Wer heute wissen möchte, was morgen in den Wohnzimmern steht, besucht die IFA. Mittelpunkt vieler Innovationen sind immer noch die Fernseher.
Berlin. Flimmerkiste trifft es einfach nicht mehr. Besucher der IFA 2012 (31. August bis 5. September) können beobachten, dass die Fernseher immer noch flacher werden und sich mit schärferen Bildern und höheren Kontrasten überbieten. Auch das Design wird immer wichtiger: Der Klavierlack auf breiter Front hat ausgedient. Und weil es nicht gerade smart ist, nur zum Musikhören den Fernseher anzumachen, streamen Lautsprecher die Musik einfach selbst. „Wenn es einen Trend auf der IFA gibt, ist es der, dass wir allgegenwärtig vernetzt sind“, sagt Messechef Jens Heithecker. Daran haben auch Tablets und Ultrabooks ihren Anteil.
Laut einer GfK-Umfrage vom Mai sind 63 Prozent aller Fernseher in Deutschland Flat-TVs. Erst 10 Prozent der Haushalte haben 3D-fähige TV-Geräte, nicht mehr als 21 Prozent der Hauptgeräte können aus eigener Kraft ins Internet – noch. Denn schon bei neuen Mittelklasse-Geräten sind WLAN, Video- und Nachrichten-Anwendungen, DLNA-Streaming-Funktion und moderne Bedienkonzepte wie Steuer-Apps Standard. 3D stellen die meisten neuen TVs mit passiver Polfiltertechnik dar: Denn die passenden 3D-Brillen sind im Gegensatz zu aktiven Shutter-Brillen mit Batterien leichter und günstiger.
+++ Abendblatt-Special zur IFA 2012 in Berlin +++
Mit der 4K oder Quad-Full-HD (3840 mal 2160 Pixel) genannten Auflösung des 55 Zoll großen 55ZL2G bietet Toshiba Messebesuchern einen Blick in die Zukunft. Ungewöhnlich bei dem 8000-Euro-Gerät ist auch die Darstellung von 3D-Bildern ohne Spezialbrille. Möglich macht das ein Linsenraster auf dem Panel. In Berlin zeigt Toshiba weitere Modelle mit dieser Technik, aber auch Passiv-3D-TVs der YL985G-Serie.
+++Evolution statt Revolution lautet das Messe-Motto+++
+++Das war die IFA 2011+++
Ähnlich teuer ist das TV-Highlight von LG mit passivem 3D. Im vier Millimeter dünnen Display des 55EM960V steckt ein kontraststarkes OLED-Panel mit 55 Zoll Diagonale. Organische Leuchtdioden wurden bisher fast nur für Kleindisplays genutzt, etwa bei Smartphones.
Mit 8000 Euro gehört auch Samsungs 75 Zoll großer UE75ES9090 mit goldfarbenem Rahmen zur TV-Spitzenklasse. Halb so teuer ist der neue 65-Zöller UE65ES8090. Beide arbeiten mit aktivem 3D, Sprach- und Gestensteuerung sowie Smart View: Man kann auf Smartphone oder Tablet weiter fernsehen, wenn man kurz Chips holt oder zur Tür geht.
Als Wifi Smart Screen bietet auch Philips diese Funktion. Die Tastatur-Fernbedienungen bestimmter Modelle dienen nach einem Firmware-Update nun zusätzlich als Maus-Zeigegerät. Der Hersteller baut auch seine Design-Line-Serie aus. Spitzenmodell ist ein weißer 47-Zöller 47PDL6907K (1800 Euro) mit passivem 3D und Glasfront.
Ein weiterer Messetrend sind aktive WLAN-Boxen, die Musik drahtlos von Netzwerkgeräten oder aus dem Internet wiedergeben. Bei fast allen Streaming-Boxen sind DLNA, AirPlay und Bluetooth Standard. Oft gibt es auch Smartphone-Docks oder USB-Buchsen zum Anschließen und Aufladen. Die Steuerung läuft – wie sollte es anders sein – per App.
Samsungs erste Streaming-Lautsprecher heißen DA-E670 (350 Euro) und DA-E750 (600 Euro). Letzterem gönnt der Hersteller einen Röhrenverstärker, der im Zusammenspiel mit den Systemen im Holzgehäuse einen warmen Klang produzieren soll. Von Philips kommen das Boxen-Duo Fidelio A9 (550 Euro), der Lautsprecher A5 (350 Euro) sowie der A3 (250 Euro). Pioneer hat die Modelle SMA1 (250 Euro) und SMA4 (350 Euro) sowie die spritzwassergeschützte Box SMA3 (300 Euro) mit Akku.
In den Messehallen stehen auch viele neue Digitalradios. „Es gibt jetzt günstige Geräte mit Touch-Farbdisplay“, erklärt Mike Elster vom Projektbüro Digitalradio einen neuen Trend. Ein Beispiel dafür ist das Dual DAB 50 (120 Euro). Für die großen Farbdisplays werden Cover, Nachrichten, das Wetter oder Programmhinweise mitgesendet.
Um ein neues Farbdisplay-Oberklasse-Modell mit Streaming- und Aufnahmefunktion handelt es sich beim Pure Sensia 200D (330 Euro). Insgesamt sind derzeit rund 160 DAB+-Modelle erhältlich, von Küchen-, Retro-, Auto- und Taschenradios über Anlagen bis hin zu Hi-Fi-Bausteinen und -Adaptern für Anlagen oder Autoradios.
Intel hat zur IFA Dutzende neuer dünner und leichter Notebooks angekündigt, die die Ultrabook-Spezifikation erfüllen. Darunter sind zum Beispiel die 13-Zöller Toshiba Portégé Z930 im Magnesiumgehäuse (ab 1400 Euro) sowie Sonys T13 (ab 900 Euro) mit einer Oberfläche aus gebürstetem Aluminium. Beide arbeiten mit neuen Ivy-Bridge-CPUs.
Samsung vereint im neuen Vierkern-Tablet Galaxy Note 10.1 pünktlich zur Messe Touch- und Stift-Bedienung. Außerdem dürfte die Neuauflage der Series 5 Ultrabooks als Touchdisplay- und als Convertible-Version mit umlegbarem Display in Berlin zu sehen sein.
Auch bei Archos neuer 10,1-Zoll-Tablet-Generation G10 xs mit drehbarer Tastatur, die gleichzeitig Abdeckung ist, verschwimmen die Grenzen zwischen Tablet und Ultrabook. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Acers Windows-8-Tablet Iconia W510 (10,1 Zoll). Dessen Ansteck-Tastatur dient auch als Ständer. Toshiba stellt an seinem Stand das kompakte 7,7-Zoll-Tablet AT270 mit AMOLED-Display, Vierkernprozessor und Android 4.0 vor.