Tablets haben sich auf der IFA ihren Platz erobert. Die flachen Computer präsentieren sich als Allround-Gerät für die digitale Unterhaltung.
Berlin. Tablet schlägt Ultrabook: Die Produktsuche der Elektronikmesse IFA zeigt für den flachen Mobilcomputer mehr als zehn Mal so viele Treffer an wie für den schlanken und schnellen Windows-Laptop mit Intel-Prozessor. Dabei werden die besonders spannenden Tablets unterm Funkturm noch gar nicht offiziell präsentiert: Erste Hersteller zeigen ihre Tablet-Computer mit Windows 8 zunächst nur im kleinen Kreis.
Zu ihnen gehört Asus, das zwei dieser Geräte auf der IFA zum ersten Mal in Europa vorstellen wird – nach der Premiere auf der Computex in Taiwan. Das Tablet 810 läuft mit Windows 8 und Intel-Prozessor, das Tablet 600 mit der speziellen RT-Version von Windows für Prozessoren der ARM-Plattform, in diesem Fall für den Nvidia-Prozessor Tegra 3. Beide Geräte folgen dem Transformer-Konzept von Asus: Hier kann eine physische Tastatur an das Tablet angesteckt werden. „Es gibt viele Anwender, die das Tablet nicht nur fürs Konsumieren von Inhalten, sondern auch fürs produktive Arbeiten nutzen wollen“, erklärt dazu Asus-Produktmanager Jörg Wissing.
Windows 8 sei ein Betriebssystem, das der großen Mehrheit der Anwender bereits sehr vertraut sei. Aber auch für Unternehmenskunden sei das ein großes Thema. „Weil die meisten bisherigen Tablet-Computer nicht so einfach in die Systemlandschaft der Unternehmen einzubinden sind, erwarten wir mit Windows 8 einen großen Nachfrageschub für Tablet-Computer.“
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Der Markt wird bislang ganz vom iPad dominiert, das 2010 die zuvor auf eine winzige Nische beschränkte Gerätekategorie in den Massenmarkt gehievt hat. Im zweiten Quartal dieses Jahres hatte Apple nach einer Erhebung des Marktforschers IDC einen weltweiten Anteil von 68,2 Prozent, gefolgt von den Android-Tablets des koreanischen Herstellers Samsung mit 9,6 Prozent und dem in Deutschland noch nicht verfügbaren Kindle Fire des Online-Händlers Amazon. Die weiteren Plätze nehmen Asus (3,4 Prozent) und Acer (1,5 Prozent) ein, beide aus Taiwan.
„Die große spannende Frage ist, ob Microsoft das mit Windows 8 ändern kann“, sagt der unabhängige Tablet-Experte Stefen Niemeyer in Berlin. „Microsoft hat sich Zeit gelassen und sehr genau angeschaut, wie iOS (das Apple-System) funktioniert, wie Android funktioniert.“ Mit der gleichzeitigen Unterstützung sowohl der Intel-Plattform als auch der Geräte mit ARM-Prozessor biete Microsoft den Software-Entwicklern einen großen Vorteil.
Der Software-Marktführer bietet aber nicht nur das Betriebssystem, sondern steigt auch mit einer eigenen Tablet-Hardware ins Rennen ein: Das Surface soll gleichzeitig mit Windows 8 am 26. Oktober in den Handel kommen. In der PC-Branche wird der Vorstoß von Microsoft mit großer Skepsis verfolgt. „Wir haben zu Microsoft gesagt, überlegt euch das noch mal“, sagte Acer-Chef JT Wang in einem Interview der „Financial Times“. Dies werde sich negativ auf die Computerbranche auswirken. „Es ist nichts, worin ihr gut seid.“ Niemeyer sieht im Surface die Reaktion von Microsoft auf die bisher vorgelegten Tablet-Computer mit Windows, die im Markt kaum Anklang fanden.
„Ob sich Windows 8 im nächsten Jahr bei Tablet-Computern an Android vorbeischieben kann, muss man abwarten, weil Android doch sehr gut akzeptiert ist“, sagt Asus-Manager Wissing. Die Entwicklung wird wohl auch vom Preis der Windows-8-Tablets beeinflusst. Alle Tablet-Hersteller kalkulierten ihre Preise sehr knapp, erklärt Wissing. Das sei bei der Erschließung eines Zukunftsmarktes aber auch üblich, da alle Hersteller daran interessiert seien, sich frühzeitig eine gute Position zu sichern.
Der Apple-Rivale Samsung will dies mit Tablets erreichen, die mit einer Stiftbedienung zusätzliche Möglichkeiten bieten. Dazu gehört das Galaxy Note 10.1 mit Android 4.0.4 (Ice Cream Sandwich). Das Tablet erkennt, mit wie viel Druck der Stift geführt wird. So kann man beispielsweise dünne oder dickere Linien zeichnen. Zur IFA wird erwartet, dass Samsung ein weiteres Android-Tablet vorstellt.
So wie Microsoft mit dem Surface jetzt die Hardware selbst in die Hand nimmt, hat auch Google ein eigenes Tablet in den Markt gebracht. Das Nexus 7 soll Ende August für 199 Euro in der 8-GB- und für 249 Euro in der 16-GB-Version verfügbar sein. Das von Asus produzierte Gerät gehört zur kleineren 7-Zoll-Klasse, hier ist auch bereits die aktuelle Android-Version 4.1 (Jelly Bean) installiert.
Beim Prozessor sind die Vierkernchips inzwischen Standard. Die Kunden legten Wert auf hohe Leistung, erklärt Asus-Manager Wissing. „In Zukunft wird dies noch wichtiger, wenn das Thema Gaming noch mehr in den Vordergrund treten wird.“
Wenn Microsoft mit dem Surface im Rennen ist, haben alle vier großen Internet-Unternehmen ein eigenes Tablet im Angebot: Apple, Google, Amazon und Microsoft. Klassenprimus Apple könnte schon bald nach der IFA nachlegen: Im Gespräch ist ein kleineres iPad. (dpa)