Mit dem Einstieg bei Opel hat Magna-Chef Frank Stronach sein Imperium beträchtlich erweitert und erobert mithilfe des russischen Autobauers GAZ nun auch den osteuropäischen Automarkt.

Toronto. Als „König“ stellte sich Frank Stronach einst auf einer Aktionärsversammlung vor. Mit dem Einstieg bei Opel hat der Magna-Chef jetzt sein Reich beträchtlich erweitert. Der Opel-Deal sei allerdings keine Überraschung, da Stronach stets darauf bedacht gewesen sei, sein Imperium auszubauen, erklärt Wayne Lilley, Autor einer nicht autorisierten Biografie des nach Kanada ausgewanderten Österreichers.

„Frank will seine Karriere krönen“, meint Lilley, „sein Erbe ausbauen.“ Stronach sei ein intelligenter Mann mit einer gewissen Selbstherrlichkeit, schreibt der Biograf. Ungeachtet seines großen Egos habe er sein Unternehmen für Autoteile aber mit Scharfsinn und Klugheit aufgebaut. „Sein Geschäftsverstand hat ihn sehr weit gebracht.“

Der von Stronach gegründete Magna-Konzern ist mittlerweile der größte kanadische Automobilzulieferer. Die Opel-Einigung - der größte Deal in der Geschichte von Magna - führt den Auswanderer nun wieder in die Nähe seiner europäischen Wurzeln. Der 76 Jahre alte Unternehmer stammt aus Österreich. Dort wuchs der Sohn eines Kommunisten in ärmlichen Verhältnissen auf. 1954 wanderte der gelernte Werkzeugmacher mit rund 40 Dollar in der Tasche nach Kanada aus. Drei Jahre später gründete er ein Werkzeugunternehmen, Multimatic Investments Ltd., das schließlich auch die Produktion von Komponenten für die Autoindustrie mit ins Programm nahm.

Ende der 50er Jahre schnappten sich Stronach und sein Partner Burt Pabst bei General Motors ihren ersten Vertrag für Autoteile: 300.000 Halterungen für Sonnenblenden. Zehn Jahre später ging Multimatic zusammen mit Magna Electronics in Magna International auf. Heute verfügt Magna International mit seinem Chef Stronach über ein Unternehmensimperium mit mehr als 300 Produktions- und Entwicklungsstätten sowie Verkaufsbüros. Magna mit Sitz im kanadischen Aurora entwickelt und produziert Teile für fast alle namhaften Autohersteller und bezeichnet sich selbst als den am breitesten aufgestellten Zulieferer der Welt.

Der Konzern beschäftigt nach Darstellung auf seiner Web-Site 82.000 Mitarbeiter. 2008 erzielte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 23,7 Milliarden US-Dollar (16,7 Milliarden Euro). Der Nettogewinn lag bei 71 Millionen Dollar. Stronach selbst rangiert mit umgerechnet rund 468 Millionen Euro auf der Liste der 100 reichsten Kanadier.

Mit Opel hofft Stronach offenbar, den osteuropäischen Markt zu erobern. Dabei setzt er auf russische Hilfe. Neben Magnas Anteil von knapp 20 Prozent soll die russische Sber-Bank 35 Prozent der Anteile an Opel übernehmen, so dass beide die Mehrheit an der deutschen Traditionsmarke halten. Bei General Motors sollen 35 Prozent bleiben, 10 Prozent sollen an die Opel-Beschäftigten gehen. Der russische Autobauer GAZ ist als Kooperationspartner vorgesehen. „Magna hat definitiv Potenzial in Russland“, betont der kanadische Analyst Carlos Gomes.

Einen Versuch, den Fuß in die Tür des russischen Automarktes zu bekommen, startete Stronach bereits im vergangenen Jahr. Die Vereinbarung mit dem Oligarchen Oleg Deripaska, dessen Holding „Basowy Element“ unter anderem den Automobil- und Nutzfahrzeughersteller GAZ kontrolliert, kam jedoch nicht zustande. Russland gilt unter Fachleuten als automobiler Wachstumsmarkt der Zukunft. Auch das Bemühen, im vergangenen Jahr erstmals direkt in die Autoindustrie einzusteigen, war nicht von Erfolg gekrönt: Bei Chrysler wurde Stronach im Mai von Cerberus aus dem Feld geschlagen.

Glücklos erschien der passionierte und mehrfach ausgezeichnete Pferdezüchter Stronach im März zudem bei einem anderen Vorhaben: Seine Magna Entertainment Corp. (MEC), die 2000 als Betreiber und Eigentümer von Pferderennbahnen abgespaltet wurde, musste aufgrund sinkender Kartenverkäufe und Wetteinsätze Konkurs anmelden.

Bei Opel wird Stronach jedoch mehr zugetraut. „Es gilt als Magnas Stärke, Unternehmen vor dem Bankrott zu retten und neue Ideen zu verkaufen“, meint Biograf Lilley. „Daher wird es Frank hoffentlich schaffen, auch dieses Unternehmen herumzureißen.