US-Mutter macht nach Konzernumbau wieder Gewinn und strebt an die Börse
Detroit/Rüsselsheim. Ed Whitacre scheint ein glückliches Händchen zu haben. In seinen jüngeren Jahren führte der Zwei-Meter-Mann das amerikanische Telekommunikationsurgestein AT&T zu alter Stärke zurück, nun ist der 68-Jährige auf dem besten Weg, das Kunststück bei der Autoikone General Motors zu wiederholen. Sogar Konkurrenten zollen dem seit Dezember 2009 amtierenden Vorstandschef hinter vorgehaltener Hand Respekt.
Statt Grabes- herrscht Aufbruchstimmung in Detroit. "Unser Plan funktioniert", sagt Whitacre selbstbewusst. Seine Vision: "Die besten Autos der Welt" bauen. Die Kunden in der Heimat scheinen ihm das Versprechen abzunehmen: Sie kaufen wieder. In den ersten fünf Monaten des Jahres schlug GM dort 15 Prozent mehr Wagen los, auch in Asien brummt das Geschäft.
Die angezogene Wirtschaft hat fraglos ihren Beitrag geleistet, zumal auch andere Hersteller teils kräftig zulegten. Doch ohne die harten Einschnitte, die "Big Ed" dem Konzern verordnete, hätte GM die Verkaufserfolge kaum in Gewinn ummünzen können. 865 Millionen Dollar (rund 700 Millionen Euro) verdiente GM im ersten Quartal. Whitacres Vorgänger hatten in den fünf Jahren zuvor Verluste von 88 Milliarden Dollar angehäuft - eine Last, unter der der Konzern schließlich zusammenbrach.
Whitacre trennte sich von vier verlustbringenden Marken: Saab, Saturn, Pontiac und Hummer. Den Opel-Verkauf stoppte er indes in letzter Sekunde. Nun will er die Tochter in Übersee gar ohne die zuvor eingeforderte finanzielle Rückendeckung der europäischen Länder wieder aufpäppeln. An diese Herkulesaufgabe traut sich Whitacre aber nur heran, weil sich GM durch die Insolvenz im Sommer 2009 von Bürden der Vergangenheit befreien konnte.
Unrentable Werke, hohe Schulden sowie erdrückende Verpflichtungen für Gesundheit und Rente der Mitarbeiter gingen über Bord. Damit schlagen sich nun die Alteigentümer in der Motors Liquidation Company herum. Die US-Regierung formte aus den gesunden Teilen des Konzerns die New GM - und gab dem Industriegiganten ein stattliches Startkapital von 50 Milliarden Dollar mit auf den Weg. Auch die benachbarten Kanadier zeigten sich für die Neugründung spendabel.
Ein Teil des Geldes hat Whitacre schon im April zurückgezahlt, "voll, mit Zinsen, Jahre vor dem Termin", wie er prahlte. Die Rückkehr an die Börse soll die restlichen Ausstände in die Staatskassen zurückspülen. In Deutschland fragten sich Beobachter indessen, ob man angesichts dieser Entwicklung den US-Konzern und seine Tochter Opel wirklich mit Steuergeldern unterstützen müsse.
Die zurückgezahlten Schulden beim amerikanischen Steuerzahler lagen bei insgesamt 8,4 Milliarden Dollar. Der Börsengang soll in einem ersten Schritt geschätzte zehn bis 20 Milliarden Dollar einbringen. Gegenüber diesen Summen nehmen sich die veranschlagten 3,3 Milliarden Euro für die Sanierung der Tochter Opel eher übersichtlich aus.